Eingang der Klinik Donaustadt
APA/Hans Punz
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Chronik

Aufregung um Patienten auf Klinikboden

Ein Foto in der „Kronen Zeitung“ zeigt einen aus dem Bett gestürzten Patienten. Er soll längere Zeit unbemerkt auf dem Boden gelegen sein, heißt es in der Zeitung. Das dementiert der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV): Dem Mann wurde binnen weniger Minuten geholfen.

Der Orthopädie- und Traumaabteilung in der Klinik Donaustadt geht laut „Krone“ das Pflegepersonal aus. Für die Nachtschicht gelte Notbetrieb. Auf dem der Zeitung nun zugespielten Foto ist laut Bericht ein aus seinem blutverschmierten Bett gestürzter Mann zu sehen, der zusammengekauert auf dem Boden liegt.

Aufregung nach Foto aus Klinik Donaustadt

Ein Patient liegt in der Klinik Donaustadt am Boden. Ein Foto, das der Kronenzeitung zugespielt wurde, sorgt für Aufregung. Wer die Aufnahme gemacht hat ist nicht geklärt, unklar auch, wie lange der ältere Mann auf dem Boden gelegen ist, bis er Hilfe bekommen hat.

Ärztin nach zwei Minuten verständigt

Der Patient ist lediglich zwei bis maximal drei Minuten am Boden gelegen", sagte Nina Brenner-Küng, Leiterin der Wigev-Unternehmenskommunikation. Der Fall sei genau protokolliert worden. Der Mann war am Sonntag ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Er hat am Montag um 6.00 Uhr versucht, selbstständig aufzustehen und ist dann aus dem Bett gestürzt“, erläuterte die Sprecherin. Das sei sofort aufgefallen, da der Patient an einem Monitor angeschlossen war und sich außerdem eine Sitzwache in unmittelbarer Nähe befunden habe.

Er sei laut Protokoll um 6.03 Uhr wieder im Bett gelegen, sagte Brenner-Küng. Auch eine Ärztin sei innerhalb von zwei Minuten da gewesen und habe den Mann untersucht, ebenso sei eine bildgebende Untersuchung durchgeführt worden. Es wurde nach dem üblichen Prozedere ein Sturzprotokoll angefertigt. „Ihm ist beim Sturz nichts passiert“, bekräftigte die Sprecherin. „Es geht ihm gut, er kann sich nicht an den Vorfall erinnern“, sagte Brenner-Küng.

Das Foto habe vermutlich „einer unserer Mitarbeiter gemacht, es kommt nur ein kleiner Personenkreis in Frage“, sagte die Sprecherin. „Dass man ein Foto macht, bevor man hilft, ist ethisch nicht in Ordnung“, kritisierte die Wigev-Sprecherin.

Vier Pflegekräfte aus anderer Station auf Abruf

Auch gab es zu dem Zeitpunkt keine Unterbelegung der Station, versicherte der WIGEV. „Zum Zeitpunkt des in den Medien berichteten Zwischenfalles waren regelkonform und dem Bettenbelag entsprechend, zwei diplomierte Pflegepersonen im Dienst und unmittelbar anwesend. Zusätzlich waren in dieser Nacht zwei ‚Sitzwachen‘ eingeteilt, eine davon in unmittelbarer Nähe zu dem Patienten.“ Zusätzlich hätten noch vier Pflegekräfte aus einer anderen Station angefordert werden können.

Der WIGEV betonte, dass die Station durchaus mit einer hohen Belastung zu kämpfen hätte. Da verunfallte Personen behandelt werden, könnte es schnell zu Änderungen bei der Bettenbelegung kommen. Eine Überlastungsanzeige vom 18. September habe jedoch nichts mit dem konkreten Fall zu tun, versicherte man. Es hätte einfach viele Krankenstände gegeben in der Abteilung.

Hacker: „Keine Zeit für Fotoshooting“

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kritisierte, dass ein Foto gemacht wurde, bevor geholfen wurde. Hacker forderte eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls. Er kritisierte auch, dass ein Foto gemacht worden sei, bevor dem Mann geholfen wurde: „Wenn ein Patient offensichtlich aus dem Bett gefallen ist – aus welchem Grund auch immer –, dann kann niemand von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zeit haben, ein Foto zu machen – aus welchem Motiv auch immer“, so Hacker.

Er betonte, dass sich die Mitarbeiter immer zuerst um die Patienten kümmern sollten und dass es in solchen Situationen um Sekunden gehen könne: „Da hat kein Ersthelfer Zeit für ein Fotoshooting zu haben. Das ist für mich inakzeptabel.“ Die Situation in den Spitälern sei angespannt, räumte Hacker ein. Alle kämpften aber dafür, dass es besser werde.

Talk: Zu wenig Personal im Gesundheitsbereich

Immer wieder kommt es darauf zurück: Es gebe zu wenig Personal im Gesundheitsbereich. Das Limit schon längst erreicht. Der Vorsitzende der younion-Gewerkschaft aus dem Team Gesundheit, Edgar Martin, ist dazu Gast im Studio.

Ärztekammetr will Krisengipfel

Die Wiener Ärztekammer forderte in einer Reaktion einen Krisengipfel und „echte Aufarbeitung“. Ziel ist ein konkretes und abgestimmtes Maßnahmenpaket, um die untragbaren Zustände in Wiens Spitälern zu bekämpfen, hieß es in einer Aussendung. Dabei müsse man endlich zusammenkommen, meinte Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien, Stefan Ferenci. Seit Monaten fordere man die Stadt Wien regelmäßig zu Gesprächen auf. „Wir tun das auch jetzt mit gewissem Nachdruck und hoffen, dass wir rasch zusammenkommen. Eine gemeinsame Lösungsfindung ist jetzt dringender denn je“, so Ferenci.

Die Gewerkschaft macht schon länger und immer wieder auf den Personalmangel in den Spitälern aufmerksam. Das Limit sei längst schon erreicht. Auch aus dem Bereich der Orthotrauma kenne man die Gefährdungsanzeigen, „weil das ein ganz besonders belasteter Bereich ist mit sehr hoher Personalfluktuation“, sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft younion aus dem Team Gesundheit, Edgar Martin gegenüber „Wien heute“.

Das Foto wertet Martin als „Hilfeschrei“. Es wurden Maßnahmen gesetzt. Wegen der Gefährdungsanzeigen seien Betten gesperrt worden, aber diese würden zu Not- und Gangbetten führen. Auch Einspringerdienste müssten sich erst einmal in dem neuen Bereich zurechtfinden. Martin fordert einen „Schulterschluss“ um mit der kritischen Personalsituation umzugehen. „Das System kann gerettet werden, wenn alle mit gebündelten Kräften daran mitwirken und sagen, dass ist eine Notsituation – vom Portier bis zur Primaria müssen wir einen Schulterschluss bilden“.