Wirtschaft

Greenwashing bei der AUA

Die Austrian Airlines (AUA) haben mit einem CO2-neutralen Flug geworben. Gegen einen Aufpreis beim Ticket würde ein nachhaltiger Kraftstoff gekauft, lautete das Versprechen. Nur: CO2-neutral ist das noch lange nicht – und die AUA darf das nicht mehr behaupten.

Die AUA hatte mit einem CO2-neutralen Flug nach Venedig geworben. Möglich machen sollte das ein Aufpreis beim Ticket, um das Geld wurde dann nachhaltiges Kerosin aus Pflanzenöl gekauft. Konkret warb die AUA auf Twitter und auf ihrer Homepage mit dem Text „CO2-neutral zur Biennale fliegen? Für uns keine Kunst! 100 % SAF“. Ergänzt wurde das durch die Passage: „Denn gemeinsam mit dem Flughafen Wien und Venezia Airport bringen wir Sie mit nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) zur Biennale Arte nach Venedig.“

Bei sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) handelt es sich um Flugkraftstoffe, die ohne die Verwendung fossiler Energieträger wie Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Gegenwärtig wird SAF hauptsächlich aus Reststoffen biologischer Herkunft wie gebrauchtem Speiseöl erzeugt. Es wird mit konventionellem Kerosin gemischt, das aber immer noch mindestens die Hälfte der Mischung ausmachen muss. Für den Verein für Konsumenteninformation (VKI) war das ein Fall von illegaler Konsumententäuschung. Der VKI zog vor Gericht.

„CO2-neutrale Flüge technisch nicht möglich“

Denn „zum einen ist es technisch im Moment noch gar nicht möglich, CO2-neutrale Flüge durchzuführen. Also im Moment schaut es so aus, dass nachhaltiger Flugkraftstoff tatsächlich nur zu einem sehr untergeordneten Anteil herkömmlichem Kerosin beigemengt werden kann, also nämlich maximal zu fünf Prozent“, sagte VKI-Juristin Barbara Bauer gegenüber der „ZIB2“. Bei der AUA ist es noch weniger, nämlich derzeit 0,4 Prozent. Dazu kommt noch: der Kraftstoff kommt auch erst auf einem anderen Flug zum Einsatz.

„Das heißt, selbst wenn alle Verbraucher des betreffenden Flugs diese Nachhaltigkeitsoption gewählt hätten, wäre nicht mal sichergestellt, dass der Flug irgendeinen Anteil an nachhaltigem Flugkraftstoff enthält“, sagte Bauer.

Greenwashing bei der AUA

Die Austrian Airlines haben, für einen Aufpreis, mit einem CO2-neutralen Flug geworben. Laut Landesgericht Korneuburg darf das die AUA nun nicht mehr behaupten.

AUA: „Umwelteffekt für uns maßgeblich“

Bei der AUA sieht man darin kein Problem. „Was für uns einfach maßgeblich ist, ist dass der Umwelteffekt entsteht. Also wenn ein Kunde bei uns investiert, mit nachhaltigem Treibstoff fliegen möchte, dann werden wir diese Menge einsetzen und der Umwelteffekt entsteht. Wie gesagt, das Landesgericht Korneuburg hat festgestellt, dass wir klarer informieren hätten müssen und das werden wir auch berücksichtigen“, sagte AUA-Sprecherin Anna Pachinger.

Denn das Gericht hat dem Verein für Konsumenteninformation Recht gegeben. Die AUA ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, dass sich grüner darstellt, als es ist. Das sogenannte Greenwashing ist in Mode. „Wenn man so schaut, es ist im Prinzip jedes Unternehmen grün, jedes Unternehmen positioniert sich mit Nachhaltigkeit, weil es wichtiger wird für Konsumentinnen. Und hier muss man genau schauen, wer wirklich nachhaltig wirtschaftet und wer das nur vorgibt“, sagte Ursula Bittner von Greenpeace.

Greenwashing derzeit „komplett ungeregelt“

Einheitliche Regeln gibt es derzeit aber nicht. „Im Moment ist es so, dass es komplett ungeregelt ist, sehr viele Begriffe, wie zum Beispiel nachhaltig, artgerecht, natürlich komplett ungeregelt sind, das heißt, man kann selber auch Gütezeichen erfinden und sagen, mein Produkt ist jetzt grüner oder nachhaltig“, so Bittner.

Die EU hat das Problem erkannt. Eine Richtlinie ist derzeit in Ausarbeitung und könnte noch dieses Jahr beschlossen werden. Allerdings: nicht alle Unternehmen sind glücklich damit. Ob die Vorgaben wirklich so streng ausfallen, wie sich das Konsumenten- und Umweltschutzorganisationen wünschen, bleibt offen.