Frau am Schreibtisch
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Politik

Immer mehr Alleinerzieherinnen suchen Hilfe

Die Zahl der Alleinerzieherinnen, die in die Beratungsstelle kommen, ist zuletzt fast um die Hälfte gestiegen, schlägt die Erzdiözese Wien Alarm. Die Frauen können sich das Leben für sich und ihre Kinder oft nicht mehr leisten.

Hauptgrund sind die stark gestiegenen Preise. Es seien verstärkt junge Mütter unter 21, die in der St. Elisabeth-Stiftung im fünften Bezirk Hilfe suchen. Der Andrang stieg seit Jänner um 45 Prozent. Auf einen Beratungsplatz warten die oft verzweifelten Frauen derzeit bis zu vier Wochen.

„Wir hatten letztes Jahr 1.500 Beratungen gesamt mit 1.300 Klientinnen im Durchschnitt. Und wir haben heuer das ganze Jahr gerechnet (…), also bis September, schon diese Zahl erreicht“, so die Geschäftsführerin Nicole Meissner im „Wien heute“-Interview.

„Wir pfeifen aus dem letzten Loch“

Sechs Beraterinnen kümmern sich um die Anliegen der Frauen. Ihnen wird mit Lebensmittelgutscheinen oder Sachspenden, wie Kleidung geholfen, aber auch kostenlose psychologische Beratung können die Frauen in Anspruch nehmen. „Wir pfeifen wirklich aus dem letzten Loch, muss man sagen. Und wir arbeiten von früh bis spät“, schilderte Leiterin Schwangerenberatung der Stiftung, Anna Millauer.

Immer mehr Alleinerzieherinnen in Not

Am 28. September ist der „Tag der Alleinerzieherinnen“. Die Zahl der Alleinerzieherinnen sei in der Erzdiözese Wien fast um die Hälfte gestiegen.

Früher habe man für die Beratungen jeweils eineinhalb Stunden Zeit gehabt, jetzt ist es nur noch eine Stunde. „Die Beratungen sind auch pro Woche pro Beraterin um die Hälfte gestiegen, weil wir es einfach nicht mehr unterbringen.“ Vor allem Alleinerzieherinnen suchen in der Beratungsstelle Hilfe, wenn etwa das Geld schon am 15. des Monats knapp wird.

Fast die Hälfte armutsgefährdet

„Vorige Woche war eine Mama bei mir. Die hat schon zwei große Kinder. Die gehen in die Schule und die hat jetzt ganz unerwartet ein Baby bekommen. Das war nicht geplant. Sie musste ihren Job an den Nagel hängen, weil der Arbeitgeber mit den Dienstzeiten nicht so flexibel war, dass sie sich auch um die Kinderbetreuung kümmern konnte“, berichtete die Beraterin von einem aktuellen Fall.

Kleidersammellager
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Das Bild täuscht: Es werden weitere Sachspenden und Spendengelder benötigt

In Wien gab es im Vorjahr 76.700 Ein-Eltern-Familien. 34.000 davon, also 42 Prozent, waren armutsgefährdet, haben also deutlich weniger Geld zur Verfügung als das Durchschnittseinkommen. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 25 Prozent. In Wien leben rund 100.000 Kinder bei nur einem Elternteil, 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.

Sachspenden und Spendengelder benötigt

Armut oder Armutsgefährdung bedeutet für Kinder oftmals auch Ausgrenzung. „Die Kinder gehen in die Schule und alle haben die neuesten Markenkleider an oder verfolgen den neuesten Hype, was technische Geräte betrifft. Unsere Kinder haben das nicht, die holen sich ihr Gewand aus dem Sachspendenlager. Und das macht etwas mit einem“, so Meissner.

Sachspenden werden in der St. Elisabeth-Stiftung vor allem von Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Derzeit werden Sachspenden und Spendengelder dringend benötigt, um die steigende Zahl der Frauen in Not auch weiterhin unterstützen zu können.