Der „Nordbahn-Zeh“ wurde bewundert, bemalt, getreten – und nun abgebaut. Künstler Leopold Kessler hat ihn in sein Lager für gebrauchte Kunst gebracht. „Es ist so ziemlich alles passiert, was ich mir erhofft habe oder auch befürchtet habe“, sagt er im „Wien heute“-Interview. Einmal wurde der Zehennagel in der Nacht von Jugendlichen gesprengt. „Da war einer, der hat gemeint, der wächst eh wieder nach. Das hat mich irgendwie gefreut, dass sie das so mitgedacht haben. Dass auch diese Sprengaktion nur vorläufig ist“, so Kessler.
Laut Kessler haben viele im Nordbahnviertel Anteil genommen – am Zeh selbst und am Wachstum des Nagels. „Gerade nach diesen Totalschäden, dann dieses Weiterwachsen, dieses ‚derfangen‘, diese Resilienz – ich glaube, das hat einige schon bewegt. Weil es das Menschliche ist, dass es weiter geht, egal was passiert“, so Kessler. Wachstum sei eben nicht nur Fortschritt, sondern auch Regeneration. Allerdings – so die traurige Wahrheit – ist der Zeh trotz intensiver Pediküre sichtbar gealtert.
Bilanz der „wachsenden Zehe“
Die riesige Zehe im Rudolf-Bednar-Park in der Leopoldstadt sorgte in der jüngeren Vergangenheit für Aufregung. Ein Jahr lang hat diese Kunstinstallation mit nachwachsendem Zehennagel für die unterschiedlichsten Reaktionen gesorgt. Jetzt hat der umstrittene Zeh den Park verlassen und sucht ein neues zu Hause.
Zehe sucht ein neues Zuhause
„Die Farbe ist tatsächlich ausgeblichen. Er war pink und jetzt ist er rosa, hautfarben. Das ist den Anrainerinnen und mir nicht so aufgefallen, weil er sich quasi von Tag zu Tag verändert hat“, so Kessler. Nun sucht der Nordbahn-Zeh ein neues Zuhause. Dafür wäre Kessler sogar bereit, seinen Namen zu ändern: „Zum Beispiel Döblinger-Zeh oder Innere-Stadt-Zeh …“. Ob gutaussehend – darüber lässt sich streiten. Der Zeh sei jedenfalls pflegeleicht und anziehend.