Wer unlängst in Wiens ältester barocker Anlage, dem Augarten, unterwegs war, wird vermutlich bemerkt haben, dass die rechte der beiden Picknickwiesen vor dem Flakturm keine mehr ist. Die ehemalige Wiese – knapp 6.000 Quadratmeter groß – ist samt Weg und Bänken abgesperrt.
Statt der Grünfläche ist jetzt viel Erdreich zu sehen, und es ist eine neue Form des Platzes erkennbar, die ein wenig an ein ausgestochenes Keks erinnert – oder an einen barocken Grundriss. Und letzteres ist auch die Intention. Angebrachte Informationsblätter der Bundesgärten teilen mit, dass hier „der historische Zustand der Schüsselwiesen laut Parkpflegewerk wiederhergestellt“ werde.
„Kein barocker Garten“
Es entstehe aber „kein barocker Garten“, sagte Gerd Koch, Institutsleiter der historischen Gärten bei den Bundesgärten, im Interview mit wien.ORF.at und zerstreute damit Bedenken, die dieser Tage auch auf Social Media zu lesen sind. Vielmehr soll die Struktur des alten barocken Gartens, der hier einmal war, in Originalform wiederhergestellt und sichtbar gemacht werden.
Unter Denkmalschutz
Der Augarten gehört zu den ältesten Stadtgärten und war der erste historische Garten des Landes, der 2000 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Die Ränder des zuletzt rechteckigen Platzes erhalten an der unteren Seite vom Flakturm aus betrachtet eine „kleine Rundung“ nach historischem Vorbild, an den Ecken werden sie verbreitert und mit Kies gefüllt. Das sorgt in den sozialen Netzwerken für Kritik. Koch spricht von einer „minimalen Verkleinerung“ der Wiesenfläche „um ein paar Prozent“ zugunsten kleiner Kiesflächen. Aber: „Nichts wird hier versiegelt.“
Picknicken und Spielen weiter erlaubt
Zum Flakturm hin wird die Rasenfläche sogar vergrößert, in Summe sollte in etwa so viel Wiese zum Picknicken zur Verfügung stehen wie früher, heißt es. Und das wird auf der einst beliebten Picknick- und Spielwiese auch weiter erlaubt sein, betonen die Bundesgärten. Wie auch Ballspiele – wenn auch „nicht unbedingt Hardcore-Fußballspielen mit Hartstoppeln, dafür ist der Augarten nicht gedacht“, räumte Koch ein.
Seit 2000 steht der Augarten unter Denkmalschutz. Das bedeute, dass, wo es möglich ist, der historische Zustand wiederhergestellt werden soll, heißt es. Die zukünftige Grünfläche wird daher nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie die Kieswege um sie herum sein. Es wurde bereits 30 Zentimeter tief ins Erdreich gebaggert, damit die Schüsselwiese zukünftig wieder ihrem Namen gerecht wird.
Kein Ort mehr für Großveranstaltungen
Neben Ballspielen und Picknicks diente die Wiese jahrzehntelang auch als Schauplatz für Großveranstaltungen. Doch Sommerkinos („Kino unter den Sternen“), Volks- und Erntedankfeste wie das Fest der Völker und Klassikkonzerte soll es nach der Umgestaltung keine mehr hier geben. Sie alle hätten ihre Spuren hinterlassen, wie die Bundesgärten sagen, und eine Sanierung dringend notwendig gemacht. Frei laufende Hunde, die Löcher gruben, und auch Vandalenakte hätten ihr Übriges getan. Nun wolle man der Bevölkerung wieder einen Ort der Ruhe und Naherholung geben, so die Bundesgärten.
Linke Wiese folgt im nächsten Jahr
Im Zuge der Umgestaltung wird auch die Bewässerungsanlage für die Grasflächen erneuert und modernisiert. Mitte August starteten die Arbeiten auf der rechten Schüsselwiese und sie dauern noch eine Weile an. Die Fläche bleibt bis voraussichtlich Ende April gesperrt. Erst wenn das Gras ordentlich angewachsen sei, werde die Sperre aufgehoben, so Koch.
Im nächsten Jahr ist dann die linke Schüsselwiese an der Reihe. Die Kosten für die Sanierung der beiden Flächen belaufen sich laut Bundesgärten auf 500.000 Euro – sollte nur wenig Schutt aus dem Untergrund zu entsorgen sein, auch weniger.