Illustration Cyberkriminalität
APA/dpa/Oliver Berg
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WIRTSCHAFT

Cyberangriffe: Starker Anstieg bei Firmen

Wiener Unternehmen sind zunehmend mit Cyberangriffen konfrontiert. Der Anstieg betrug im Jahresvergleich 89 Prozent. Das geht aus einer Auswertung des jüngsten Cybersecurity-Reports der KPMG-Wirtschaftsprüfer hervor.

Befragt wurden rund 400 Betriebe in der Bundeshauptstadt. 46 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie mit Cyberangriffen konfrontiert waren – im Vorjahr gaben das nur rund 24 Prozent der befragten Betriebe an. Auch Identitätsdiebstahl, Datenentwendung und Angriffe via Social Media gibt es laut dem Report immer häufiger. Die Täter nutzen inzwischen oft auch Umwege – oder sitzen gar in der Firma.

Wie Martin Heimhilcher, der Obmann der Sparte Information und Consulting in der Wiener Wirtschaftskammer, sowie KPMG-Direktor Robert Lamprecht im Gespräch mit der APA erläuterten, ist die Situation gerade in Wien sehr herausfordernd, da viele Firmen nur Einpersonenunternehmen (EPUs) sind bzw. oft über vergleichsweise wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen.

Identitätsdiebstahl größte Herausforderung

59 Prozent der Wiener Betriebe, also konkret rund 70.000, sind EPUs. 80 Prozent verfügen über höchstens neun Beschäftigte. Der zeitliche und finanzielle Aufwand etwa für IT-Sicherheitsmaßnahmen bzw. die Erstellung von Backups mache sich hier besonders bemerkbar. Darauf zu verzichten sei aber höchst fahrlässig, warnt die Kammer. Denn jeder zehnte Angriff sei erfolgreich.

Identitätsdiebstahl gehört aktuell zu den größten Herausforderungen, wie erläutert wurde. Daten, die man in der Cloud hinterlässt, können unbefugt verwendet werden. Hier reiche oft schon eine Hotelbuchung, bei der etwa Adressangaben und Zahlungsinformationen weitergegeben werden. Ein Zuwachs der Angriffe im Ausmaß von 220 Prozent wurde hier registriert: Heuer vermeldeten 36 Prozent der Firmen Angriffe, im Vorjahr waren es noch 11 Prozent

Phishing, also etwa Attacken über E-Mail-Links, bleibt ebenfalls ein gefährliches Phänomen, genauso wie CEO-Fraud – bei dem entscheidungsbefugte Personen zur Überweisung von Geldbeträgen verleitet werden.

Insider Threats stark gestiegen

Und auch wenn der Schutz gegen Schadsoftware bereits auf einem hohen Niveau liegt, kann man sich nicht völlig sicher sein: Heimhilcher und Lamprecht verweisen auf „Einfallstore“, mit denen Sicherheitsvorkehrungen mitunter umgangen werden können. Angriffe etwa auf Lieferanten, die sich auch auf die von ihnen belieferten Firmen auswirken, werden hier genannt.

Auch Insider Threats haben zugenommen, also kriminelles Handeln von Personen, die selbst im Unternehmen tätig sind. 18 Prozent gaben im Cybersecurity-Report an, mit Insider Threats konfrontiert gewesen zu sein, im Vorjahr waren es 8 Prozent – das entspricht einer Zunahme von rund 200 Prozent.

Eigene Versicherung gegen Cybercrime

Der Cybercrime-Anstieg fällt in Wien generell geringer aus als im gesamtösterreichischen Vergleich. Hier wurde ein Plus von 201 Prozent registriert (von 25 Prozent Betroffenen auf 75 Prozent). Die Angriffe in Wien waren jedoch schon auf einem hohen Niveau, wurde betont. Dazu kommt, dass die ebenfalls stark im Ansteigen begriffenen Angriffe mit Fokus Industrie eher andere Bundesländer betreffen.

Hilfe in Wien bietet die Kammer unter anderem mit einer eigenen Versicherung – und mit einer Hotline, die rund um die Uhr besetzt ist. Dort werden auch Kontakte zu IT-Security-Unternehmen hergestellt.