Fernheizwerk Inzersdorf
Wien Energie/Ian Ehm
Wien Energie/Ian Ehm
Wirtschaft

Fernwärme-Abrechnungen werden verschickt

Wien Energie verschickt in den kommenden Wochen die Jahresabrechnungen an ihre Fernwärmekundinnen und -kunden. Darin spiegeln sich die hohen Preise des vergangenen Jahres wider. Erst für das Abrechnungsjahr 2023/24 dürften die monatlichen Kosten deutlich günstiger werden.

Bereits bei der heurigen Jahresabrechnung schlagend werde aber der im Sommer angekündigte Grundkostenrabatt im Volumen von insgesamt 50 Millionen Euro. Die Grundkosten entsprechen zwischen 20 und 25 Prozent des Gesamtpreises für Fernwärme, Kundinnen und Kunden erhalten darauf einen Rabatt von 20 Prozent. Für das kommende Abrechnungsjahr 2023/24 hat die Wien Energie ebenfalls im Sommer einen Fernwärmerabatt in Höhe von insgesamt 86 Mio. Euro vorgestellt.

Zwei Arten von Verträgen

Dabei gibt es unterschiedliche Tarife: Verträge, die vor 2004 abgeschlossen wurden, basieren auf einem sogenannten Preisbescheid. Ab 2004 war es auch möglich, einen indexierten Tarif abzuschließen, bei dem die Preisentwicklung am Energiemarkt automatisch an Kundinnen und Kunden weitergegeben wird. Seit 2013 werden nur noch solche indexierten Tarife abgeschlossen. Zu welcher Gruppe man gehört, steht im Vertrag und ab der nächsten Jahresabrechnung auch dort auf der zweiten Seite. Von rund 440.000 Haushaltskundinnen und -kunden haben aktuell rund 260.000 einen Vertrag mit Preisbescheid, das entspricht etwa 60 Prozent. Zukünftig wird der Anteil sinken.

Gebäude Wien Fernwärme Spittelau
APA/Helmut Fohringer
Für kommendes Jahr winken sinkende Teilbeträge

Der Fernwärmerabatt für das das kommende Abrechnungsjahr bewirkt für Kundinnen und Kunden mit Preisbescheid eine Senkung des Grund- und des Arbeitspreises um 20 Prozent. Die Preise bei indexierten Verträgen sinken ebenfalls mit der Entspannung auf den internationalen Energiemärkten. Um in Zukunft zu verhindern, dass die Preise extrem steigen, bekommen indexierte Verträge einen Arbeitspreisdeckel von 120 Euro je verbrauchter Megawattstunde. Der Deckel ist allerdings so hoch angesetzt, dass er im vergangenen Jahr trotz der hohen Preise nicht überschritten worden wäre. Insgesamt sollen die Teilbeträge bei einem Durchschnittshaushalt je nach Tarif damit um 20 bis 50 Prozent sinken. Die Höhe der Vorschreibung ist dabei natürlich auch vom jeweiligen Verbrauch abhängig.

Großteil noch Erdgas

Die Kosten für Fernwärme sind in Wien maßgeblich von den Großhandelspreisen für Gas beeinflusst, weil Fernwärme in der Hauptstadt zu 51 Prozent in sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit Erdgas produziert wird. Rund 28 Prozent der Wärme kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt in Form von Abwärme aus der Industrie, Spitzen werden mit Erdgas-Heizkraftwerken abgedeckt, ebenfalls zum Einsatz kommen Biomasse-Kraftwerke und Erd- und Umgebungswärme. In Zukunft soll Erdgas eine wesentlich kleinere Rolle spielen, stattdessen setzt die Wien Energie auf Geothermie und große Wärmepumpen.

Schlechte Nachrichten für Fernwärmekunden

Am Mittwoch hat es eine schlechte Nachricht für Fernwärmekundinnen und Fernwärmekunden gegeben. Die Jahresabrechnung fällt bald an und man orientiert sich an den Höchstpreisen aus dem Jahr 2022.

Nachrüstung in dichtverbauten Gebieten

In den kommenden Jahren wird die Fernwärme weiter ausgebaut, Wien Energie konzentriert sich dabei auf neue Gebäude und die Nachrüstung in dichtverbauten Gebieten. Bis 2040 soll der innerstädtische Raum komplett auf Fernwärme umgestellt werden. Wien-Energie-Chef Michael Strebl verwies hier etwa auf die Bezirke innerhalb des Gürtels, aber auch der zweite Bezirk werde bis dahin flächendeckend ans Netz angeschlossen.

Gebiete, die weniger dicht besiedelt sind, werden zukünftig mittels Wärmepumpen beheizt, entweder mit kleineren am eigenen Haus, oder größerer, die ganze Viertel versorgen. Die Wärmeversorgung der Stadt soll so bis 2040 zu 60 Prozent mit Fernwärme erfolgen, die restlichen 40 Prozent werden mit Wärmepumpen abgedeckt. Aktuell liegt der Fernwärme-Anteil bei knapp 50 Prozent.

Warten auf Erneuerbaren-Wärme-Gesetz

Notwendig sei dafür das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz, das aktuell noch in der Luft hängt, weil dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament erforderlich ist. „Wichtig ist für uns Eines: Sie müssen eine Energieraumplanung machen, sie brauchen eine Rechtsgrundlage“, sagte Strebl. Ohne eine solche Planung sei das Schlimmste, was bei der Umstellung auf Fernwärme passieren könne, dass einzelne Kunden weiterhin Gas nutzen.

Dann müsste die gesamte Gasinfrastruktur parallel zur neu gebauten Fernwärmeinfrastruktur für diese einzelne Kunden aufrecht erhalten werden. „Es muss gewartet werden, es muss instandgehalten werden, es muss investiert werden, und, und, und“, sagte der Wien-Energie-Chef. Bei der Umstellung auf Fernwärme sei es deshalb wichtig, „dass es auch gewisse Verpflichtung gibt, aus Gas auszusteigen“.