Flugfrösche mit verschiedenen Farben
Daniel Zupanc
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Wissenschaft

Studie: „Fliegende“ Frösche tarnen sich als Kot

Junge Flugfrösche greifen zu ungewöhnlichen Methoden, um nicht von Feinden gefressen zu werden. Sie tarnen sich vermutlich als Kot, zeigt eine Studie, die vom Tiergarten Schönbrunn initiiert und im Regenwaldhaus durchgeführt wurde.

Wallace-Flugfrösche sind laut Tiergarten spektakuläre Tiere. Dank Häuten zwischen den Zehen und Fortsätzen an Armen und Beinen gleiten sie in den Regenwäldern Ostasiens rund 16 Meter weit von Baum zu Baum. Um von Fressfeinden nicht verzehrt zu werden, tarnen sie sich mit einer roten Färbung und vielen weißen Punkten vermutlich als Kot.

„Die Jungfrösche setzen wohl darauf, dass sie zwar gesehen, aber für etwas Ungenießbares gehalten werden“, erklärte Susanne Stückler, Forscherin an der Universität Wien, die die Studie unter der Betreuung von Doris Preininger aus dem Tiergarten Schönbrunn durchgeführt hat. Veröffentlicht wurde die Studie nun in der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology and Sociobiology“.

Verschiedene Froschmodelle ausgelegt

Im Regenwaldhaus des Tiergartens Schönbrunn leben auf 800 Quadratmetern mehr als 15 Vogelarten, deren Verbreitungsgebiet mit jenem des Wallace-Flugfrosches überlappt. Acht Tage lang wurden hier vier verschiedenfarbige Froschmodelle ausgelegt: rot mit weißen Punkten, rot ohne weiße Punkte, grün und weiß. So wurde getestet, welche Farben von den Vögeln am häufigsten entdeckt und attackiert werden.

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Flugfrösche mit verschiedenen Farben
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„Fliegende“ Frösche haben die Fähigkeit zu gleiten
Frosch
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Ausgewachsene Frösche sind smaragdgrün
Frosch
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Die Wallace-Flugfrösche leben in den Regenwäldern
Flugfrösche mit verschiedenen Farben
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Den Vögeln im Regenwaldhaus wurden Modelle vorgesetzt
Flugfrösche mit verschiedenen Farben
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Wenig „appetitlich“ soll die Tarnung der Frösche sein

Die Angriffsrate auf die roten Froschmodelle war am höchsten, wurde aber um die Hälfte reduziert, wenn die roten Modelle weiße Punkte hatten. Damit zeigte sich, dass die weißen Punkte ein sonst sehr auffälliges Individuum tarnen und Fressfeinde täuschen.

Ausgewachsen sind die Wallace-Flugfrösche nicht mit Rot mit weißen Punkten, sondern smaragdgrün. Warum sie im Laufe ihres Lebens so einen aufwendigen Farbwandel durchlaufen, ist noch nicht geklärt. Das Forscherteam vermutet, dass die Frösche in verschiedenen Lebensstadien unterschiedliche Lebensräume bewohnen. Ausgewachsene Frösche sind durch ihre grüne Farbe und die Fähigkeit zu gleiten gut an das Leben in den Baumkronen angepasst.

Effektive Methode

Jungfrösche bewohnen vermutlich im ersten Lebensjahr die unteren Baumschichten, wo häufig Ausscheidungen liegen. Von fruchtfressenden Vögeln und Fledertieren sind diese oft rot mit weißen Punkten – so wie die Jungfrösche. Damit wäre die Tarnung als Kot eine effektive Methode, um sich zu schützen.

„Als wissenschaftlich geführter Tiergarten ist die Forschung, neben der Erholung, der Bildung und dem Artenschutz, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir freuen uns sehr, dass wir durch die tollen Erkenntnisse, die wir in Schönbrunn erarbeiten, zu einem besseren Verständnis der Tierwelt beitragen“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.