Eine Leihoma mit einem Kind
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Soziales

Leihomas dringend gesucht

Leihomas sind in Wien Mangelware. Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot. Es melden sich weniger Frauen, um für eine anfangs fremde Familie zu einem wichtigen Bezugspunkt zu werden und bei der Kinderbetreuung zu helfen.

Seit 50 Jahren gibt es den Omadienst des katholischen Familienverbands. Vermittelt werden Leihomas, die sich an einigen Tagen um die Kinder von zunächst fremden Familien kümmern können. Annemarie Oswald ist eine davon, sie passt zweimal in der Woche auf den zweijährigen Jakob auf. Sie kennt ihn, seit er sieben Monate alt ist: „Es ist so toll, mit anzusehen, wie er sich entwickelt, wie er groß wird und wie er jeden Tag mehr kann.“

Rund 400 Omas, viel mehr Nachfrage

Nach ihrem Berufsleben sei es ihr wichtig gewesen, etwas Sinnvolles und Regelmäßiges zu tun. So stieß sie auf den Omadienst. Die Reaktionen in ihrem Umfeld sind positiv, nur wenige wollen es ihr aber gleichtun. „Ich weiß es nicht, woran es liegt. Vielleicht wollen die Leute einfach in ihrer Pension die Zeit, die Freizeit genießen und sagen: ‚Ich mache jetzt nichts mehr, ich will keine Verpflichtungen eingehen.‘ Oder sie haben selber Enkelkinder, auf die sie aufpassen.“

Mangel an Leihomas

In Wien werden dringend Leihomas gesucht. Es melden sich weniger Frauen, um für eine anfangs fremde Familie zu einem wichtigen Bezugspunkt zu werden und bei der Kinderbetreuung zu helfen.

Dabei wären dringend mehr Leihomas nötig, sagte Andrea Beer, die Leiterin vom Omadienst. Rund 400 sind in Wien derzeit unterwegs, die Warteliste ist allerdings lange. „Der Bedarf ist einfach unendlich groß. Wir haben ganz viele Familien, zum Beispiel aus den Bundesländern oder aus dem Ausland, die vor Ort keine eigene Oma haben und über uns eine Ersatzoma suchen.“

Omas erhalten Aufwandsentschädigung

Gesucht werden explizit Frauen etwa zwischen 50 und 70, sagte Beer. Sie sollten körperlich fit und gesund sein und Freude am Umgang mit Kindern haben. Ein- bis zweimal pro Woche sind sie bei den Familien. Kostenlos ist das Angebot nicht. Die Familien vereinbaren mit den Leihomas eine Aufwandsentschädigung. Es soll weniger ums Geld gehen, sondern mehr um Sympathie, Vertrauen und den Austausch zwischen den Generationen.