PATIENTENOMBUDSMANN WERNER VOGT
APA/ROLAND SCHLAGER
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Chronik

Causa Gross: Werner Vogt gestorben

Der Wiener Arzt und Begründer der Arbeitsgemeinschaft „Kritische Medizin“ Werner Vogt ist gestorben. Bekannt wurde Vogt im Zusammenhang mit dem Psychiater Heinrich Gross und dessen NS-Vergangenheit.

Gross war bis in die 1980er Jahre einer der meistbeschäftigten Gerichtsgutachter in der Justiz. Vogt rief der Öffentlichkeit ins Bewusstsein, dass Gross im Dritten Reich an der Wiener „Euthanasie-Klinik“ Am Spiegelgrund als Stationsarzt Kinder mit Behinderung für Forschungszwecke missbraucht hatte. Im Jahr 1979 bezichtigte Vogt Gross, an der Ermordung Hunderter Kinder beteiligt gewesen zu sein, nachdem er den Spiegelgrund-Überlebenden Friedrich Zawrel kennengelernt hatte.

ARCHIVBILD: WERNER VOGT
APA/ROBERT JAEGER
Werner Vogt wurde 85 Jahre alt

Gross klagte Vogt wegen übler Nachrede und verlor dieses Verfahren. Die Karriere des Gerichtsgutachters war beschädigt, strafrechtliche Ermittlungen wurden eingeleitet. Es dauerte fast 20 Jahre, ehe Gross wegen des Vorwurfs, im Sommer 1944 an der Tötung von neun Kindern mitgewirkt zu haben, wegen Mordes angeklagt wurde. Der Prozess am Wiener Landesgericht für Strafsachen wurde allerdings kurz nach Beginn der Verhandlung im März 2000 wegen „fortgeschrittener Hirndemenz“ des Angeklagten auf Eis gelegt. Gross starb Ende 2005.

Unfallchirurg und Pflegeombudsmann

Vogt war von 1969 bis 2000 als Unfallchirurg im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien tätig. Er leistete auch bei Auslandseinsätzen etwa in Nicaragua und im Kosovo medizinische Hilfe. 2003 wurde er in Wien zum Pflegeombudsmann bestellt, danach engagierte er sich als Pflegeombudsmann im Gesundheits- und Sozialministerium. 2019 wurde er von der Österreichischen Liga für Menschenrechte für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der gebürtige Tiroler Vogt war auch von 1986 bis 1989 Mitglied des ORF-Kuratoriums. Er wurde 85 Jahre alt.