Wirtschaft

Demo der Handelsangestellten für mehr Geld

Nicht nur bei den Metallern wird gestreikt, auch im Handel haben die Beschäftigten heute für mehr Gehalt demonstriert. Die Gewerkschaft ist mit der Forderung nach einem Gehaltsplus von elf Prozent in den Ring gestiegen, von den Arbeitgebern im Handel liegt noch immer kein Angebot vor.

Die nächste KV-Runde bei den Händlerinnen und Händlern ist am Donnerstag. Ein Abschluss noch vor den Metallern gilt als unwahrscheinlich. In Wien zogen Arbeitnehmervertreter und Beschäftigte am Dienstag durch die Innenstadt, um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen.

Die Abschlusskundgebung fand zu Mittag bei der Oper, Ecke Kärntner Straße statt. Arbeitgeberchefverhandler und Handelsobmann Rainer Trefelik hat dort ein Modegeschäft.

Gewerkschaft lehnt Einmalzahlungen ab

„Hier geht es um Beschäftigte mit einem Bruttogehalt von 2.000 Euro bei Vollzeit, darunter sehr viele Frauen, die in Teilzeit arbeiten. Die Betroffenen brauchen eine Gehaltserhöhung, weil sie im Unterschied zu den Arbeitgebern keine Möglichkeit haben, die Kostensteigerung irgendjemandem weiterzugeben“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber. Einmalzahlungen statt einer nachhaltigen Erhöhung wären in einem Jahr mit hoher Inflation ein sehr schlechtes Geschäft, weil ein Beschäftigter dadurch zehntausende Euro im Lebenseinkommen verlieren würde, so Teiber.

Protest-Aktionen der Handel-Mitarbeiter

Nach dem Scheitern der sechsten Runde der KV-Verhandlungen der Metallindustrie am späten Montagabend haben die ersten Frühschichten am Dienstag mit Streiks begonnen. Auch im Handel sind die Fronten ve-rhärtet. Von Seiten der Arbeitgeber liegt trotz bereits zwei Verhandlungsrunden kein Angebot vor. Die Gewerkschaft hat deswegen zu Protest-Aktionen aufgerufen, in Salzburg und in der Wiener Innenstadt.

483 Insolvenzen im ersten Halbjahr

Der Handel verweist in den Verhandlungen auf rückläufige Umsätze, sinkende Beschäftigungszahlen und einen Anstieg der Pleiten. Im ersten Halbjahr habe es im Handel 483 Insolvenzen gegeben, womit die Branche die Pleitenstatistik anführte, so Trefelik. Namhafte Händler wie kika/Leiner, Forstinger, Gerry Weber, Reno und die Sport-2000-Genossenschaft Zentrasport mussten heuer bereits Insolvenz anmelden.

Demonstration der Handelsbeschäftigten mit Pfeifen
APA/Roland Schlager
Die Handelsangestellten gehen für mehr Gehalt auf die Straße

Von Jänner bis September verzeichnete der Einzelhandel in Österreich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ein reales Minus von 3,5 Prozent, gab die Statistik Austria kürzlich bekannt. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten habe sich im Vergleich zum Vorjahr um 1.700 verringert – „und wir befürchten, dass das noch nicht das Ende dieses Trends ist“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.

Arbeitgeber: Gewerkschaft muss auf uns zugehen

„Ich erwarte mir, dass die Gewerkschaft in der kommenden Verhandlungsrunde bereit ist, einen Schritt auf uns zuzugehen“, sagte Trefelik bei einem Pressegespräch. „Kreative Lösungen heißt natürlich auch Einmalzahlungen. Damit ist den Unternehmen in der aktuell sehr angespannten Ertragslage geholfen, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren“, so der Arbeitgebervertreter. Die Gesamtforderung der Gewerkschaft belaufe sich heuer auf 14 Prozent, rechnete Trefelik vor. Er sprach von 11 Prozent als Basisforderung und addierte „Nebenforderungen“ wie etwa plus 25 Prozent für Lehrlinge. Der kleine Händler am Eck könne die erhöhten Kosten nicht einfach weitergeben.

Gewerkschafterin Teiber sieht das anders. Die Arbeitgeber würden auch eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung tragen. „Wenn es zu keinen realen Gehaltserhöhungen kommt, dann droht ein Einbruch der Inlandsnachfrage und es wird zu keiner Konjunkturerholung kommen, das wird wieder auf den Handel zurückfallen“, so Teiber.