Maria Bill 2021 bei Opus-Konzert in Graz
APA/Erwin Scheriau
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KULTUR

Maria Bill feiert 75. Geburtstag

Auf den Wiener Theaterbühnen ist sie ebenso ein Fixstern wie als Interpretin von Chansons von Jacques Brel und Edith Piaf. Am Mittwoch feiert die Sängerin und Schauspielerin Maria Bill ihren 75. Geburtstag.

Geboren wurde Bill am 15. November 1948 in St. Gallen in der Schweiz und wuchs gemeinsam mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern im Kinderdorf Pestalozzi, einem internationalen Dorf für Kriegs- und Sozialwaisen, das ihr Vater leitete, auf. Nach Abschluss des Gymnasiums absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Schauspielakademie Zürich und an der Ecole Jaques Lecoq in Paris.

Orte der Kindheit: Maria Bill

Zum 75. Geburtstag von Maria Bill am 15.11.2023.

Es folgten erste Engagements am Neumarkttheater in Zürich und an der Freien Volksbühne Berlin, ehe Maria Bill 1978 nach Wien ans Schauspielhaus kam, wo sie unter anderem als Hölderlins „Antigone“, als Mutter Ubu in „Ubu Roi“, als Königin in „Hamlet“ und Desdemona in „Othello“ zu sehen war. Den großen Durchbruch brachte aber im Jahr 1982 die Rolle der Edith Piaf in Pan Gems’ gleichnamigem Musical, das Michael Schottenberg inszenierte. Für ihre Darstellung wurde die Künstlerin 1983 mit der Kainzmedaille und dem Goldenen Theatertaler der Stadt Berlin ausgezeichnet.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Maria Bill im Jahr 2014 in der Rolle der Anna  in „Die Sieben Todsünden“  am Wiener Volkstheater
APA/Roland Schlager
2014 in „Die Sieben Todsünden“ am Volkstheater
Maria Bill im Jahr 2014 als „Arturo Ui“ in „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ im Volkstheater
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2014 in „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ im Volkstheater
Maria Bill im Jahr 2012 als Josepha Vogelhuber  in „Im Weissen Rössl“ am Volkstheater
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2012 in „Im Weissen Rössl“ am Volkstheater
2012 erhält Maria Bill im Museumsquartier den Nestroy in der Kategorie "Beste Nebenrolle
APA/Georg Hochmuth
2012 erhielt Maria Bill einen „Nestroy“ in der Kategorie „Beste Nebenrolle“
Marcello de Nardo als „Macheath“ und Maria Bill als „Jenny“ 2011 in „Die Dreigroschenoper“ im Volkstheater
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2011 in „Die Dreigroschenoper“ im Volkstheater
„Was ihr wollt“ 2022 im Theater in der Josefstadt mit Maria Bill (Narr/Clown) und Martin Niedermair (Olivia)
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„Was ihr wollt“ 2022 im Theater in der Josefstadt
Maria Bill als „Mutter Courage“ und  Jennifer Frank als „Kattrin“ in „Mutter Courage und ihre Kinder“ 2004 im Wiener Volkstheater
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„Mutter Courage und ihre Kinder“ 2004 im Volkstheater
Maria Bill als Sally Bowles und Marcello de Nardo als Conferencier in der Fotoprobe zu  „Cabaret“ 2007 im Wiener Volkstheater
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„Cabaret“ 2007 im Volkstheater
Maria Bill und Alexander Goebel  2010 bei der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien
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2010 wurde Maria Bill mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt (mit Alexander Goebel)
Maria Bill und Michael Schottenberg in der ORF-Sendung „Aus dem Archiv“
ORF/Rania Moslam
Mit Michael Schottenberg in der ORF-Sendung „Aus dem Archiv“ 2023

Auftritte an Wiener Theatern

Nach diesem Sensationserfolg spielte sie an zahlreichen Wiener Theatern, etwa an der Josefstadt (1981 bis 1983), am Burgtheater (1983 bis 1993), im Ronacher, bei den Wiener Festwochen, den Salzburger Festspielen und in diversen Produktionen des „Theater im Kopf“ ihres damaligen Mannes Michael Schottenberg.

Unter der Direktion von Emmy Werner wechselte Bill 1995 ans Volkstheater, wo sie unter anderem als Salome in Nestroys „Talisman“ (wofür sie den Karl-Skraup-Preis 2001/02 erhielt) und Mutter Courage in Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ zu erleben war. Auch in der Ära Schottenberg blieb Bill dem Volkstheater treu und war in Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, als Valerie in Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ und in Yazmina Resas „Ein spanisches Stück“ zu erleben.

2011 trennten sich Schottenberg und Bill nach 35 Ehejahren, arbeiteten aber weiterhin zusammen, zuletzt im Jahr 2014 mit „Die Sieben Todsünden“ im Volkstheater. 2021 war Bill in den Kammerspielen der Josefstadt an der Seite von Herbert Föttinger in der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht/Kurt Weill zu erleben, 2022 folgte ebendort eine Rolle in Torsten Fischers Inszenierung von „Was ihr wollt“.

Aus dem Archiv: Maria Bill

Die großartige Maria Bill wird 75. Zu diesem Anlass kommt die Schauspielerin und Sängerin zu Christian Reichhold und Regina Nassiri ins Radiokulturhaus, um in der Gesprächsreihe „Aus dem Archiv“ über die Stationen ihrer erfolgreichen Karriere zu sprechen. Nach langer Zeit teilt sie sich die Bühne wieder mit ihrem Ex-Mann Michael Schottenberg, mit dem sie eine jahrzehntelange, sehr erfolgreiche künstlerische Zusammenarbeit verbindet. Eine wunderbare Künstlerin, die einen interessanten und spannenden Abend garantiert!

Erfolge als Sängerin und Komponistin

Neben der Schauspielerei begann die Künstlerin auch zu texten und zu komponieren. 1983 veröffentlichte sie unter dem Titel „Maria Bill“ ihr erstes Album, das auch prompt vergoldet wurde. In Erinnerung geblieben ist davon vor allem der Hit „I mecht landen“.

1985 erschien die Platte „Jetzt“ und 1987 folgte „Bill Drei“. Auf ihrer CD „Maria Bill singt Edith Piaf“ aus dem Jahr 1997 sind u.a. die bekannten Chansons „Milord“ und „Je ne regrette rien“ zu hören. 2001 erschien „Maria Bill singt Jacques Brel“, 2004 folgte „Jung & schön“ mit eigenen Liedern. 2013 legte sie mit „Bill singt Piaf“ ihre bisher letzte CD auf, mit deren Programm sie nach wie vor Konzerte gibt.

Nestroy-Preis und Goldenes Verdienstzeichen

Neben dem Theater und der Musik stellte Bill ihre Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit in zahlreichen Film- und Fernsehrollen unter Beweis. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören „Das zehnte Jahr“ (Regie: Käthe Kratz), „Crazy Moon“ (Regie: Peter Patzak) und „Averills Ankommen“ (Regie: Michael Schottenberg). Schottenbergs Streifen wurde 1992 als österreichischer Beitrag zu den internationalen Filmfestspielen nach Cannes eingeladen und erhielt 1993 bei einem Festival in Houston einen Preis als bester ausländischer Film.

Ein Wiedersehen gab es zuletzt in der Nöstlinger-Verfilmung „Neue Geschichten vom Franz“, wo sie die strenge und grantige Nachbarin Frau Berger gibt, die sich als liebenswerte Theaternärrin entpuppt.

Im Jahr 2010 erhielt Maria Bill das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, für ihre Rolle als Jenny in „Die Dreigroschenoper“ im Volkstheater wurde sie 2012 mit einem Nestroy-Preis für die beste Nebenrolle gewürdigt. 2014 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt und im Rahmen des Dorothea-Neff-Preises als Publikumsliebling ausgezeichnet. Ihr Piaf-Konzert am 20. November im Konzerthaus ist bereits ausverkauft, ein Zusatz-Termin ist für den 10. April 2024 geplant.