Menschen auf Picknickdecken vor Freibühne
Contemporary Clown Collective/Theresa Wey
Contemporary Clown Collective/Theresa Wey
Kultur

Wien will mehr Gratiskulturevents

Acht Handlungsfelder wie Diversität und Chancengleichheit, „Fair Pay“ und Klimaverträglichkeit sowie Geschichtsvermittlung umfasst die am Montag präsentierte „Wiener Kulturstrategie 2030“. Vor allem aber soll es mehr finanzierbare Kultur für alle geben.

Wiens Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (SPÖ) präsentierte am Montag ihre Kulturstrategie für die nächsten sieben Jahre. Im Vorfeld wurden Kulturschaffende, Institutionen und Publikum befragt. Formate wie der Wiener Kultursommer, der Gratiskonzerte, Kabarett und Theater für alle bietet, sollen ausgebaut werden.

Darüber hinaus will Kaup-Hasler vor allem lokale, niederschwellige Initiativen fördern: Projekte wie das Kulturankerzentrum Schlingermarkt in Floridsdorf. Dort können sich Kunstschaffende in einer ehemaligen Bücherei einmieten und Veranstaltungen durchführen.

Kulturstadträtin Kaup-Hasler an rednerpult
ORF Wien
Kulturstadträtin Kaup-Hasler stellte die „Wiener Kulturstrategie 2030“ am Montag vor

Kunstschaffende wollen fair bezahlt werden

Auch Künstlerinnen und Künstler wurden in den letzten vier Jahren im Rahmen eines Beteiligungsprozesses befragt. Sie fordern vor allem faire Bezahlung und soziale Absicherung. Seitens der Stadt Wien heißt es zu den Gagen, dass man „Best Practice“-Beispiele weiterentwickeln wolle. Durch die Etablierung von Gehalts- und Honorarstandards „im gesamten Kulturbereich“ sollen die Rahmenbedingungen für eine faire Bezahlung gegeben sein.

Als eine der Maßnahmen auf diesem Weg wurde die Fortführung und Ausweitung der Arbeitsstipendien formuliert. Kaup-Hasler wies darauf hin, dass soziale Absicherung über Bezahlung hinausgeht, die Verfügbarkeit von Räumen zum Arbeiten, Experimentieren und Proben sei ebenso wesentlich.

„Perspektiven der vielen“

„Es sind die Perspektiven der vielen, mit denen wir die Herausforderungen der Zukunft in den Blick genommen haben, die die Wiener Kulturstrategie 2030 so wertvoll machen“, sagte Kaup-Hasler bei der Präsentation der Ergebnisse am Montag im Wien Museum. Über 150 Fachleute aus Institutionen und Verwaltung, Kunstschaffende, Interessengemeinschaften, Kulturinitiativen und –vereinen haben sich am Kommunikationsprozess beteiligt. Rund 1.000 Wienerinnen und Wiener brachten sich in einem offenen Beteiligungsprozess ein, und weitere 1.005 nahmen an der flankierenden repräsentativen Umfrage teil, die das SORA-Institut durchführte.

Die nun präsentierte Kulturstrategie konzentriert sich auf jene Themen, die sich in den Interviews als am dringlichsten dargestellt hatten. Die Reihung entspricht der Bedeutung, die die Wiener Bevölkerung ihnen laut der Umfrage zumisst: leistbare Kultur und inklusive Teilhabe, Diversität und Chancengleichheit, „Fair Pay“ und soziale Absicherung, zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur, krisenresiliente Kultur, kulturelle Infrastruktur und neue Räume, Klimaverträglichkeit in Kunst und Kultur, Digitalisierung in Kunst und Kultur

Wiener Kulturstrategie 2030

Acht Handlungsfelder wie Diversität und Chancengleichheit, „Fair Pay“ und Klimaverträglichkeit sowie Geschichtsvermittlung umfasst die heute präsentierte „Wiener Kulturstrategie 2030“. Vor allem aber soll es mehr finanzierbare Kultur für alle geben.

Angebot an Kinderkultur an erster Stelle

Nach einer Analyse des Status quo wurden konkrete Zielsetzungen definiert sowie Maßnahmen, die die Stadt in den nächsten Jahren in jedem Handlungsfeld umsetzen will. Als eine der greifbareren Zielsetzungen in dem Strategiepapier steht das Angebot an Kinderkultur im gesamten Stadtgebiet an erster Stelle.

Gerade die aktuelle Entwicklung zeige, dass eine permanente Aufarbeitung von Geschichte „unbedingt notwendig ist“, so Kaup-Hasler. Die Strategie sieht die erweiterte Fördermöglichkeit für interdisziplinäre Projekte zur Geschichtsvermittlung und auch erweiterte Dialogformate zu Denkmalkultur vor. Um Kultur für Krisenzeiten abzusichern, soll das Kulturbudget der Stadt „auch in den kommenden Jahren an die zukünftigen Entwicklungen angepasst werden“.

Klimafitte Infrastruktur

Neben nachhaltiger Bauweise soll durch Unterstützung bei Entwicklung von Sharing-Plattformen zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen im Kulturbereich eine klimafitte Infrastruktur ermöglicht werden. Apropos kulturelle Infrastruktur: Diese soll – so eine Hauptzielsetzung – als integrativer Teil der Stadtentwicklung bei künftigen Bau- und Entwicklungsprojekten bedacht werden.

Der letzte Punkt beschäftigt sich mit Digitalisierung in Kunst und Kultur. Neben der Schaffung einer zugänglichen Infrastruktur, „um der völligen Kommerzialisierung des gemeinsamen digitalen Erbes entgegenzuwirken“, gelte es, den digitalen Humanismus als Leitmotiv zu verankern, heißt es im Papier.