Kylie Minogue steht leicht bekleidet am Fenster und telefoniert
1999
© and Courtesy Anton Corbijn / Antonymous B.V.
© and Courtesy Anton Corbijn / Antonymous B.V.
Kultur

Westlicht-Schau über Paparazzi

Die neue Ausstellung in der Galerie Westlicht im siebenten Bezirk widmet sich dem verrufenen Beruf der Paparazzi. Also jenen Fotografen, die es darauf abgesehen haben, Stars privat abzulichten. Gezeigt werden frühe Fotos mit Eleganz bis zu Schmuddelbildern.

Der Boulevard ist voller Bilder, die Stars im Schmuddellook, privat und ungeschminkt zeigen. Spätestens seit dem Tod von Lady Diana, gestorben bei der Verfolgung durch Fotografen, haben Paparazzi keinen guten Ruf. Dabei hatten Arbeiten früher Vertreter des Genres noch „eine gewisse Eleganz“, sagte Fabian Knierim, Kurator der Ausstellung „Paparazzi!“ im Fotomuseum Westlicht. Die Schau dokumentiert ab morgen anhand von rund 120 Fotos die Geschichte des Berufes.

Passend erblickt man beim Rundgang zunächst Arbeiten von Tazio Secchiaroli. Der Italiener war schließlich Vorbild für die Figur des Sensationsfotografen Paparazzo in Federico Fellinis Filmklassiker „La dolce vita“ und damit Namensgeber seiner Zunft. Die Objekte vor seiner Linse reagierten ähnlich wie die Hollywood-Größen von heute auf das Eindringen in die Privatsphäre.

Wie sich Stars gegen Paparazzi wehren

Ein Foto von 1957 hält etwa fest, wie der Schauspieler Walter Chiari den Bildreporter anschreit. Anita Ekberg ging einen Schritt weiter: 1960 trat sie mit Pfeil und Bogen einer Gruppe Paparazzi entgegen – auch dieses Foto ist in der Präsentation zu sehen.

Paparazzi gab es allerdings schon früher, auch wenn sie da noch nicht so genannt wurden. Das belegen etwa ein Schnappschuss von Kaiserin Sisi, die – auf einem Pferd sitzend – mit einem Fächer ihr Gesicht verdeckt, und „Bühnentürl-Fotografien“: Um 1907 machten anonyme Fotografen Bilder von Bühnenstars beim Betreten oder Verlassen von Gebäuden und verkauften diese auf Postkarten gedruckt.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Marlon Brando wird von Paparazzi mit Kamera in der Hand und Football-Helm auf dem Kopf verfolgt
© and Courtesy Ron Galella Ltd./photo by Paul Schmulbach
Marlon Brando & Ron Galella, Waldorf Hotel, New York 1974
Brigitte Bardot sitzt im Gras und mehrere Fotografen tummeln sich um sie herum
Cannes 1957
Courtesy Fotosammlung OstLicht
Brigitte Bardot, Cannes 1957
Paparazzi belagern das Haus von Brigitte Bardot, St. Tropez, 1960er-Jahre
Courtesy Fotosammlung OstLicht
Paparazzi belagern das Haus von Brigitte Bardot, Saint-Tropez, 1960er Jahre
Jack Nicholson geht auf einem Gehsteig bei Nacht, mit einer Sonnenbrille und im Smoking, begleitet von mehreren Paparazzi
Cannes 1981
Courtesy Fotosammlung OstLicht © Philippe Ledru
Jack Nicholson, Cannes 1981
Kylie Minogue steht leicht bekleidet am Fenster und telefoniert
1999
© and Courtesy Anton Corbijn / Antonymous B.V.
Kylie Minogue 1999

Hauptaugenmerk auf US-Paparazzi

Der Schwerpunkt der Schau liegt in den 1960er und 1970er Jahren der USA. Hier stechen die Fotos von Ron Galella heraus. „Er war der Bekannteste in der Branche, besessen von Marlon Brando und Jackie Kennedy Onassis, die er regelrecht verfolgte“, so Knierim. Ein markantes Bild zeigt ihn in der Hand seine Kamera, auf dem Kopf einen Footballhelm, neben dem Schauspieler. „Das ist ein paar Monate nach einer Begegnung entstanden, bei der ihm Brando ein paar Zähne ausgeschlagen hat. Daraufhin trug er bei künftigen den Kopfschutz.“

Das Image der Paparazzi ist nicht das beste, weiß der Kurator. „Paparazzi ist zu einem Schimpfwort geworden. Sie stehen auf der Gegenseite der Fotojournalisten, die Weltgeschichte festhalten. Aber Paparazzi sind unser verlängertes Auge, denn letztendlich zeigen sie das, was wir sehen wollen.“ Auch wenn Stars gegenüber Paparazzi manchmal handgreiflich werden, sieht Knierim an sich ein symbiotisches Verhältnis. „Die Fotografen zehren vom Ruhm der Stars, gleichzeitig fördern sie diesen.“

Vielseitige Einblicke in umstrittenen Beruf

Gezeigt werden auch Fotos von Lenny Kravitz, der 2014 den Spieß umdrehte und ihn verfolgende Reporter fotografierte. In einer Vitrine liegt die obskure Gewehrkamera, mit der Werner Wünsch den Nazi-Kriegsverbrecher Albert Speer beim Gefängnishofgang knipste. Selbst der künstlerische Aspekt wird beachtet: Anton Corbijn und Helmut Newton inszenierten Arbeiten im Paparazzi-Stil.

Am Ende kann man den Vergleich zwischen Paparazzi-Fotos von heute, die Paris Hilton zeigen, und von damals mit Brigitte Bardot ziehen: „Zu früherer Zeit waren das gute Fotografen und das Starsystem noch ein ganz anderes“, so Kurator Knierim.