Mann und Frau stehen bei Kopierer
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Belästigung im Job: „Mehr Prävention“

Mehr als jede vierte Frau ist laut Statistik Austria in Österreich schon einmal an ihrem Arbeitsplatz sexuell belästigt worden – in Wien sogar fast jede dritte Frau. In vielen Unternehmen wird jedoch zu wenig dagegen getan, kritisiert die Wiener Arbeiterkammer und fordert mehr Prävention.

Anzügliche Blicke, sexuelle Witze und Kommentare und unerwünschter Körperkontakt sind laut Statistik die häufigsten Formen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Betroffen sind häufig junge Frauen. Die Täter sind Kollegen, Kunden, aber auch Vorgesetzte.

„Es ist eine Verletzung der Menschenwürde, das belastet das Arbeitsumfeld. Die Leute können nicht mehr gut arbeiten, können sich nicht mehr konzentrieren. Und ganz oft ist es wirklich so, dass sie dann letztlich krank werden und in Krankenstand gehen müssen“, schilderte Bianca Schrittwieser, Leiterin der AK-Arbeitsrechtsberatung, die Situation Betroffener.

Mehr sexuelle Belästigungen im Job

Fast jede dritte Wienerin ist laut Statistik Austria schon an ihrem Arbeitsplatz sexuell belästigt worden. In vielen Unternehmen werde jedoch immer noch zu wenig dagegen getan, kritisiert die Wiener Arbeiterkammer. 2022 hat sie 56 betroffene Frauen beraten, 2023 bereits 88.

Handel, Pflege, Reinigungsbranche und Gastronomie

Auch Kündigungen seien oft die Folge, weil die Betroffenen die Belästigungen und das daraus entstanden Arbeitsklima nicht mehr aushalten. Besonders betroffen ist der Dienstleistungssektor, etwa Handel, Pflege, Reinigungsbranche und Gastronomie. Immer mehr Betroffene holen sich Hilfe. Im Vorjahr führte die Wiener Arbeiterkammer 56 Beratungen durch, heuer bereits 88.

Das Thema ist heute sichtbarer – und weniger tabu: Frauen wüssten mittlerweile, dass es Hilfe gebe, , erklärt Schrittwieser die Zunahme bei den Beratungen. „Sexuelle Belästigung wird am Arbeitsplatz nicht toleriert, es ist verboten und ich kann mich an die AK wenden und dort kriege ich rechtliche Unterstützung.“

Höhere Schadenersatzzahlungen gefordert

Zu wenig getan werde hingegen immer noch in vielen Unternehmen. Die AK Wien fordert vor allem mehr Prävention, damit es gar nicht zu Übergriffen kommt, sowie höhere Schadenersatzzahlungen für säumige Betriebe.

„Es wäre auch ein wichtiger Fortschritt, wenn die Last des Verfahrensführens nicht auf der einzelnen Betroffenen liegt, sondern wenn hier Arbeiterkammer und Gewerkschaften auch ein Verbandsklagerecht bekommen, damit auch wir als Arbeiterkammer und ÖGB nicht nur im Einzelfall unterstützen können vor Gericht, sondern auch die Ansprüche geltend machen können. Auch für Frauen, die sich vielleicht nicht von selber trauen würden, in ein Gerichtsverfahren zu gehen“, so Ludwig Dvorak, Leiter der Abteilung für arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz.

Umfrage in Gastronomie läuft

Fortschritte geben soll es bald auch in der Gastronomie. Gerade läuft eine Umfrage unter Beschäftigten und Arbeitgebern zum Thema – eine Kooperation zwischen Branche, AK und Gewerkschaft. Aus den Erkenntnissen will man dann Schutzkonzepte entwickeln:

Peter Dobcak, Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Wien, spricht von einer „Transformation des Bewusstseins für die Unternehmer“. „Was vielleicht vor 30 Jahren noch normal war, geht heute gar nicht mehr. Und genau das ist das Ding, auf das wir hinarbeiten, hier Bewusstsein schaffen, Aufklärung schaffen, Leitfaden bieten, damit wir in diese Richtung gut gearbeitet wird.“ Vorliegen sollen die Umfrageergebnisse im Jänner.