Dem Buchhandel in der Stadt gehe es an sich gut, sagt die Wiener Buchhändlerin und Branchenvertreterin Nicole List. Man merke zwar die aktuellen Auf und Abs durch die Weltereignisse beim Einkaufsverhalten. Die Umsätze seien durchaus ansprechend, nur halten sie nicht mit der Teuerung etwa bei den Energiepreisen mit.
Natürlich spüren die stationären Buchhändlerinnen und Buchhändler die Online-Konkurrenz. Die Lieferzeiten der Versender kann man natürlich nicht einholen, aber es gibt Wege für die Buchgeschäfte in der Stadt. Da wäre einmal die Spezialisierung. Auf Kinderbücher, Kochbücher oder, wie im Fall von Nicole List, fremdsprachige Bücher. Sie bietet neben deutschsprachigen und französischen Büchern – das Lycee ist gleich ums Eck – auch italienische und englische Literatur an.
Verankerung im Grätzl
Vielleicht noch wichtiger sei aber die Verankerung im Grätzl: Die Menschen in der Gegend sollen wissen, was sie in der Buchhandlung bekommen. „Die Stärke liegt in der Beratung“, sagt Nicole List, und zwar für ein möglichst breites Feld „für die Oma, die ein Buch fürs Enkerl sucht, ebenso wie die Studentin, die für ein fremdsprachiges Werk Beratung braucht.“
Die Kundinnen und Kunden wollen auch mehr Beratung und sie überlegen mehr. Das liege sicher auch an der Teuerungswelle, sagt die Wiener Buchhändlerin. Auch beim Kulturgut Buch werde gespart. Man merke einfach, dass die Käuferinnen und Käufer überlegen, und zwar mehr als früher, ob sie zwei, drei oder doch nur ein Buch erwerben wollen.
E-Book spielt Nebenrolle
Eine untergeordnete Rolle spielen im Geschäft die E-Books. Bei deren Einführungen vor zwei Jahrzehnten war man noch von ziemlich optimistischen Erwartungen ausgegangen. Von Marktanteilen um die 20 Prozent war damals die Rede. Tatsächlich liegt die Nachfrage bei einigen, wenigen Prozent.
Ein gedrucktes Buch sei einfach etwas anderes, sagt List. Bücherliebhaber wollen ein gedrucktes Buch. Das Geheimnis sei einfach, wie es sich anfühlt, wie es riecht und dass man die Welt gleichsam immer dabei habe, sagt die Buchhändlerin: „Das Buch lebt.“