Chronik

Sex für Drogen: Zehn Jahre Haft für 66-Jährigen

Ein 66-Jähriger, der seit 2020 in Wien mit Kokain, Drogenersatzpräparaten und psychotropen Substanzen gehandelt und bei drei wesentlich jüngeren Frauen deren Suchtgiftabhängigkeit für sexuelle Handlungen ausgenützt hatte, ist heute am Landesgericht zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Der Mann akzeptierte die über ihn verhängte Strafe. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Der Mann war zu den Drogendelikten umfassend geständig. „Normalerweise verlang i von Frauen nix“, sagte er am Mittwoch am Wiener Landesgericht. Er ging gegenüber suchtmittelabhängigen Abnehmerinnen allerdings nicht als eine Art barmherziger Samariter vor und überließ ihnen die Substanzen unentgeltlich. Vielmehr ließ er sich die Drogen mit sexuellen Handlungen abgelten.

„Es war in der Suchtgiftszene ein offenes Geheimnis, dass man beim Angeklagten Drogen für Sex kriegt“, sagte die Staatsanwältin. Etliche Frauen hätten „dieses Angebot bereitwillig nach dem Motto ‚Super, dass man für Kokain nix zahlen muss‘ in Anspruch genommen“, setzte die Anklägerin fort.

Suchtmittelabhängigkeit ausgenutzt

Das sei, was das Sexualstrafrecht betrifft, dann auch nicht strafbar: „In drei Fällen hat er aber die Suchtmittelabhängigkeit der betroffenen Frauen ausgenutzt. Die drei waren zum Teil obdachlos, die waren in einer Zwangslage. Sie haben keine andere Möglichkeit gesehen, als diesen Deal einzugehen.“

Laut Anklage verletzte der 66-Jährige bei den drei wesentlich jüngeren Frauen die sexuelle Selbstbestimmung im Sinn des Paragrafen 205a StGB. Darüber hinaus ging es in der Verhandlung bei zwei der drei Betroffenen auch um sexuellen Missbrauch einer wehrlosen Person (Paragraf 205 StGB). Der Angeklagte hatte die beiden in seiner Wohnung übernachten lassen. Als sie infolge der konsumierten Drogen in einem entsprechenden Zustand teilweise am Rand der Bewusstlosigkeit waren, vollzog der 66-Jährige mit ihnen den Geschlechtsverkehr.

Sexuellen Missbrauch gefilmt

Dabei filmte er mit seinem Handy mit und speicherte das Material ab, das im Zuge der Auswertung seiner Handydaten sichergestellt und zum Gerichtsakt genommen wurde. Der 66-Jährige, der seit den 1970er Jahren insgesamt 25 Vorstrafen im In- und Ausland angesammelt hat, war zum Vorwurf geständig, Sex als Zahlungsmittel eingesetzt zu haben. Auf die Frage der vorsitzenden Richterin, warum er Bildmaterial angefertigt habe, gab der Angeklagte keine konkrete Antwort.

„I hob afach nit nachdacht. Bis zu einem gewissen Grad hob i die Gelegenheit g’nutzt“, sagte der gebürtige Kärntner. Frauen in wehrlosem Zustand missbraucht zu haben stritt er ab: „Wenn ma Kokain nimmt, kippt ma nit von links nach rechts.“ Die Frauen seien „fit“ gewesen, behauptete er. Dem schenkte das Gericht keinen Glauben. Die Frauen – zwei hatten als Zeuginnen ausgesagt, eine war nicht erschienen und konnte mangels ladbarer Adresse auch nicht von der Polizei stellig gemacht werden – seien „absolut glaubwürdig“, betonte die Vorsitzende: „Es gibt nicht einen Funken Zweifel an dem, was sie ausgesagt haben.“

Kokain und Substitol-Tabletten

Laut Anklage hatte der Mann mehr als ein Kilogramm Kokain und zumindest 800 Substitol-Tabletten verkauft. Das Drogenersatzpräparat hatte er selbst in einer Apotheke bezogen, um seine eigene Sucht in den Griff zu kriegen. Als er clean war, ging er weiter in die Apotheke und handelte mit den Tabletten, „weil die Miete 750 Euro im Monat ausmacht“, wie er zu Protokoll gab.

Für das Kokain, das er um 70 Euro pro Gramm gekauft hatte, verlangte er dann 100 Euro pro Gramm. Einem Gutachten zufolge wies das Suchtgift, das im Zuge der Festnahme bei dem Mann sichergestellt werden konnte, einen Reinheitsgehalt von 79,6 Prozent auf.