Eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter sehen nach einem Obdachlosen
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Soziales

Kälte: Vermehrt Obdachlose mit Erfrierungen

Die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter der Caritas treffen seit dem Kälteeinbruch immer öfter Personen auf der Straße, die an Erfrierungen leiden. Seit Anfang November sind rund 3.000 Anrufe beim Kältetelefon der Caritas eingegangen.

Ein Mann schläft in einer Straßenbahnstation – nach einem Anruf beim Kältetelefon kommen die Nacht-Sozialarbeiterinnen und -arbeiter der Caritas, um mit dem Mann zu sprechen. Sie können ihm daraufhin einen Schlafplatz in einer Notschlafstelle beschaffen. Das ist nur ein Fall von Hunderten, den die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter derzeit erleben.

Kältetelefon

Kältetelefon der Caritas unter 01 480 45 53

Notschlafstellen sehr voll

Besonders der Kälteeinbruch der letzten Woche hat allerdings für neue Herausforderungen gesorgt. „Was wir jetzt schon des Öfteren erlebt haben, war, dass Klientinnen Erfrierungserscheinungen hatten, das heißt geschwollene Hände. Ihnen war ganz kalt. Ich habe jetzt am Dienstag einen Klienten getroffen, der schon Blasen gehabt hat aufgrund von Erfrierungen“, erzählte Susanne Peter, die Teamleiterin Streetwork der Caritas.

Susanne Peter über Obdachlosigkeit im Winter

Die Sozialarbeiterin und Mitbegründerin der „Gruft“, Susanne Peter, spricht unter anderem über Obdachlosigkeit und warum in Wien alle Notquartiere besetzt sind.

Im Idealfall können die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter dann Plätze in Notschlafstellen vermitteln. Doch die sind zu 95 Prozent ausgelastet. Das Winterpaket der Stadt umfasst 1.000 zusätzliche Schlafplätze im Vergleich zum Regelbetrieb im Sommer. Aber nicht alle Menschen, die auf der Straße leben, wollen in Schlafstellen, sagt Peter. „Sie haben oft schlechte Erfahrungen gemacht, halten es nicht aus, mit zwei, drei Personen in einem Raum, wollen alleine sein, sind psychisch krank. Also es gibt die verschiedensten Gründe, warum die Angebote nicht angenommen werden können.“

Mehr Plätze im Sommer notwendig

Die Minusgrade der letzten Tage mit teilweise unter minus zehn Grad führen aber dazu, dass mehr Menschen in Schlafstellen kommen. „Wir haben Klient:innen getroffen, die gesagt haben, solange es warm ist, wollen sie nicht. Aber die haben jetzt, weil es andauernd kalt und nass ist, das Angebot angenommen“, so die Streetworkerin. Um mehr Menschen auch im Sommer unterbringen zu können, hofft Peter auf eine Aufstockung der Plätze das ganze Jahr über.