Paxlovid
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Chronik

Ärztekammer kritisiert Paxlovid-Mangel

Die Wiener Ärztekammer (ÄK) kritisiert die Vorgehensweise bei der Neuverteilung des CoV-Medikaments Paxlovid. Auf Anordnung des Gesundheitsministers Johannes Rauch (Grüne) dürfe jede Apotheke nur eine Packung Paxlovid lagernd haben.

Das bedeute, dass in der Millionenstadt Wien derzeit nur 300 Packungen vorrätig sind. Der Pharma-Großhandel hat indes österreichweit 1.500 Paxlovid-Packungen eingesammelt, diese werden jetzt neu verteilt. „Das ist sicherlich nicht der normale Vorgang, aber wenn es der Versorgung dient, muss man es natürlich machen“, so der Präsident der Pharma-Großhändler Andreas Windischbauer.

Letzte Woche wurde angekündigt, dass die Tabletten nach den Verteilungsproblemen ab Montag wieder flächendeckend verfügbar sein sollen. Die Realität sehe aber völlig anders aus. „Das ist eine Täuschung der Patientinnen und Patienten und völlig verantwortungslos“, sagte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, die selbst eine Kassenpraxis in Wien führt.

Es handle sich aktuell um die größte Coronavirus-Welle, die das Land jemals gesehen hat, verwies die Hausärztin auf Spitzenwerte im Abwassermonitoring. Mit Paxlovid gäbe es ein wirksames Medikament zur Verhinderung schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe, vor allem bei Risikopersonen.

Neue Lieferung in nächsten Wochen

Das Büro von Gesundheitsminister Rauch betonte, der Pharmagroßhandel arbeite mit Hochdruck daran, Paxlovid im Lauf des heutigen Tages wieder flächendeckend in den Apotheken verfügbar zu machen. Parallel würden Vorräte aus Spitälern für die Apotheken verfügbar gemacht. „In den nächsten ein bis zwei Wochen wird eine neue Lieferung in Österreich eintreffen. Damit können wir die Verfügbarkeit von Paxlovid durchgängig sicherstellen“, kündigte das Büro von Rauch an.

Der Hersteller habe zudem einen Antrag zur Aufnahme von Paxlovid in den Erstattungskodex der Sozialversicherung ab Februar 2024 gestellt. Damit sollte Paxlovid auf Rechnung der Sozialversicherungsträger verschreibbar bleiben.

„Derzeit warten wir darauf, ob von den Apotheken, die ja am Samstag informiert worden sind, dass sie überzählige Packungen an uns zurückschicken, ob etwas reinkommt“, sagte Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (PHAGO), im Ö1-Mittagsjournal. Der Großhandel selbst habe derzeit keine Packungen mehr. Wie lange diese Umverteilung dauert, war also nicht klar.

Auch bei Antibiotika Lieferengpässe

In der Apotheke auf dem Naschmarkt in Wien-Mariahilf war Paxlovid am Montagvormittag nicht lieferbar, ergab ein APA-Lokalaugenschein. Zunächst habe es geheißen, in ein paar Tagen komme eine Lieferung, aber das verschiebe sich ständig, wurde erläutert. Die Apotheken seien aufgefordert worden, nur noch eine Packung lagernd zu haben und den restlichen Überschuss zur Neuverteilung an den Medikamentengroßhandel zurückzuschicken. Auch bei Antibiotika, die genauso wichtig wären, gebe es Lieferengpässe.

„Es kommt zu Engpässen, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. So auch in diesem Fall bei Paxlovid“, hieß es am Montag weiterhin bei der Österreichischen Apothekerkammer. „Ein regional unterschiedliches Infektionsgeschehen und eine unterschiedliche ärztliche Verschreibungspraxis haben zu größeren regionalen Engpässen geführt. Umso wichtiger ist es, dass der Bund neue Lieferungen versprochen hat und wir hoffentlich in den kommenden Wochen neue Ware in den Apotheken erwarten können“, wurde auf APA-Anfrage betont.

Ähnliche Probleme bei Verteilung von Grippeimpfung

Neuerliche Kritik der Ärztekammer gab es auch an ähnlichen Problemen bei der Verteilung der Grippeimpfung. Der Impfstoff sollte diese Saison erstmals vergünstigt um die Rezeptgebühr in Arztpraxen erhältlich sein, ist aber ebenfalls stellenweise vergriffen, sodass Impfwillige ihn teurer in der Apotheke kaufen.

„Es ist völlig inakzeptabel, dass in Wien auch weiterhin große Versorgungslücken aufgrund der mangelhaften Logistik beim Influenza-Impfstoff auftreten. Grund dafür ist das Datenchaos, für das der Minister allein die volle Verantwortung trägt“, betonte Kamaleyan-Schmied, die kostenlose PCR-Tests für Ordinationen forderte.

Über 40.000 mit Covid-19 krankgeschrieben

41.690 Versicherte der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) waren in der Vorwoche (KW 49) mit Covid-19 krankgeschrieben. In der Woche davor waren es mit 38.996 Betroffenen noch rund 2.700 weniger. Hinzu kamen in KW 49 zuletzt 90.405 Krankenstände wegen weiterer grippaler Infekte und 568 wegen „echter Grippe“ (Influenza). Das zeigen die ÖGK-Daten von Montag.

„Die Zahl der Menschen, die an der echten Grippe und auch an Covid erkranken, steigt weiter“, erläuterte ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter. Er empfahl das Tragen einer Maske bei Menschenansammlungen, Händedesinfektion, Abstandhalten und regelmäßiges Lüften sowie die Impfungen gegen Influenza und Covid zur Verhinderung von schweren Verläufen und Folgeerkrankungen.