EMPFANG F†R FAMILIEN AUS DEM KIBBUZ NACHAL OZ IM WIENER RATHAUS
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Überlebende des Hamas-Angriffs in Wien

Überlebende des Hamas-Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober besuchen auf eine private Initiative hin gerade Wien. Die Bewohner des Kibbuz Nahal Oz waren am Donnerstag bei einer Gedenkveranstaltung im Wiener Rathaus.

„Es gibt keine Chance, dass wir aufgeben. Wir werden zurückkehren“, sagte Tamar Levitan, eine Überlebende des Hamas-Massakers auf Israel vom 7. Oktober. Levitan ist eine von rund 50 Bewohnern des Kibbuz Nahal Oz, die am Donnerstag in Wien waren und von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Rathaus empfangen wurden. Ludwig betonte gegenüber den Familien, „ein kleines Zeichen“ setzen zu wollen, „dass wir in dieser schmerzhaften Zeit an Ihrer Seite stehen“.

EMPFANG FÜR FAMILIEN AUS DEM KIBBUZ NACHAL OZ IM WIENER RATHAUS: Tamar Levitan
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Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Tamar Levitan (r.)

„16 Stunden im Schutzraum“

Zur Familie von Levitan gehört der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. Levitan erzählte gegenüber der APA, dass sie noch immer kein Lebenszeichen von Tal habe. Aber die ganze Familie kämpfe für seine Freilassung. Drei Mitglieder ihrer zehnköpfigen Familie seien bei dem Hamas-Großangriff getötet worden. Ihre Tochter und Enkelin seien nach zwei Wochen Geiselhaft freigekommen.

Die beiden leben eigentlich in den USA und waren vor dem Angriff nach Israel gereist, um mit Levitan ihren 85. Geburtstag zu feiern, berichtete sie. Als der Terror am 7. Oktober in der Früh losging, versteckte sie sich mit ihrem Mann in einem Schutzraum, bis sie evakuiert wurden. „Wir hatten Glück, wir waren nur 16 Stunden in dem Schutzraum.“ Andere mussten viele Stunden länger ausharren – in Todesangst. Viele wurden entführt oder mussten ihr leben lassen.

Überlebende der Hamas in Wien

Überlebende des beim Hamas-Terrorangriff in Israel sind derzeit in Wien. Eine private Initiative hat ihren Besuch möglich gemacht, organisiert und finanziert. Am Donnerstag haben sie das Wiener Rathaus besucht und sind mit Bürgermeister Michael Ludwig im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zusammengetroffen.

Friedliches Zusammenleben ist Geschichte

Nahal Oz befindet sich rund 700 Meter von der Grenze zum Gazastreifen entfernt und ist derzeit unbewohnbar. Zum Zeitpunkt des Angriffs hatte der Kibbuz rund 400 Einwohner. „15 unserer Freunde wurden ermordet“, berichtete Kibbuzsprecher Beeri Meterovics. Viele Männer hätten sich am 7. Oktober den Angreifern entgegengestellt und gekämpft. „Sie sind die wahren Helden.“

Der Kibbuz stand ursprünglich für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern: „Sehr lange haben wir unseren Kindern erklärt, dass die Terroristen unter der Hamas die Ausnahme sind“, erklärte Meterovics. „Wir haben am 7. Oktober erleben müssen, dass nicht nur Hamas-Mitglieder, sondern große Teile der Bevölkerung uns gegenüber nicht gut gesinnt sind, und müssen umdenken.“

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EMPFANG FÜR FAMILIEN AUS DEM KIBBUZ NACHAL OZ IM WIENER RATHAUS
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Durchatmen und etwas Schlaf finden in Wien

Das „Verbrechen“, das die Terrororganisation Hamas verübt habe, „sei durch nichts zu entschuldigen“, erklärte Ludwig. Er lehne den Terror gegen Israel nicht nur ab, sondern „wir setzen alles daran, dagegen aufzutreten“. Ludwig berichtete den Familien über die „lebendige jüdische Gemeinde“ in Wien, die die Stadt unterstütze. Er erwähnte aber auch die „dunklen Seiten“ in der Geschichte der Stadt, in der es Terror gegenüber der jüdischen Bevölkerung gegeben habe und mit der sie sich kritisch auseinandersetze.

Die angereisten Gäste aus Israel, die etwa eine Woche bleiben, hätten in Wien die Möglichkeit, „einmal durchzuatmen“ und „etwas Schlaf zu finden“, sagte der israelische Botschafter, David Roet. Der Diplomat lobte die „Stärke“ der Überlebenden. Er erinnerte auch an die rund 140 Geiseln, die in Gazastreifen verschleppt wurden und sich noch immer in der Hand der Hamas und anderer Gruppen befinden.