SIGNA Wien Graben 19
ORF/Christian Öser
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Wirtschaft

Signa verkauft Meinl-Haus an Ärztekammer

Der Wohlfahrtsfonds der Ärztekammer hat das Meinl-Haus am Graben gekauft. Und zwar von der Signa Prime aus dem Reich von Rene Benko. 80 Millionen Euro soll das Haus gekostet haben, berichtet das Wirtschaftsmagazin „trend“.

Rene Benkos Signa muss die nächste ihrer Immobilientrophäen verkaufen. Wie das Wirtschaftsmagazin „trend“ berichtet, hat der Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer das Haus am Graben 19 in Wien, das den Gourmettempel Meinl am Graben beherbergt, erworben. Der Kaufpreis liegt laut „trend“-Informationen bei 80 Millionen Euro und damit leicht unter dem eingeholten Verkehrswertgutachten, das 83 Millionen ausweist.

Die Signa Prime Selection AG, die das Gebäude 2009 von der Bank Austria übernahm, macht – im Unterschied zu anderen Notverkäufen – diesmal sogar einen Buchgewinn, weil sie sich gegenüber dem Verkehrswert einige Millionen Euro Luft als stille Reserve in der Bilanz gelassen hat. Der Wohlfahrtsfonds kümmert sich um die standeseigene Pensionsvorsorge für alle Wiener Ärztinnen und Ärzte und Zahnärztinnen und -ärzte, zum Teil über ein Kapitaldeckungsverfahren. Neben Investitionen in Wertpapiere wurden in letzter Zeit auch immer wieder Immobilien gekauft.

SIGNA Wien Graben 19
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Der Kaufpreis liegt laut „trend“-Informationen bei 80 Millionen Euro

Ärztekammer: Immobilien zur Risikostreuung

„Zur Risikostreuung“, wie Michael Lazansky, der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses des Fonds, „trend“ gegenüber sagt: „Immobilien bleiben eine der sichersten und zuverlässigsten Anlagemöglichkeiten.“ Man sei schon länger auf der Suche nach einem weiteren Deal gewesen, durch die Signa-Krise habe sich dann Anfang November diese „einmalige Gelegenheit“ ergeben.

Ganz in der Nähe des Meinl-Hauses besitzt die Wiener Ärztekammer den Grabenhof, dazu auch zwei Immobilien nahe des Rochusmarktes. In Summe umfasst das Portfolio bereits 13 Immobilien in Toplagen Wiens. Nach einiger Kritik rund um diese Transaktionen ist die Signa-Liegenschaft nun die Erste, die nach der im Oktober 2022 beschlossenen Immobilienerwerbsrichtlinie der Ärztekammer abgewickelt wurde.

Insolvenzrisiko offenbar beherrschbar

Das rechtliche Risiko durch eine mögliche Insolvenz von Signa Prime wurde laut Angaben gegenüber dem „trend“ geprüft, und man habe sich nach einer Abwägung der Chancen und Risiken für einen Erwerb der Immobilie entschieden. Laut Lazansky will der neue Eigentümer im nächsten Schritt die Attraktivierung der Flächen am Graben 19 angehen, wo übrigens auch Google seine Österreich-Zentrale hat. Er sehe sowohl Potenzial bei der Wert- als auch bei der Mieterlössteigerung.

Das hat allerdings auch Signa schon versucht. Vor etwa fünf Jahren wollte das Unternehmen die Mieten für Meinl am Graben von 30.000 auf 60.000 verdoppeln – verlor dann allerdings ein angestrengtes Verfahren bei der Schiedsstelle. Im „trend“ sagt Lazansky dazu: „Wir haben eine sehr langfristige Perspektive und werden uns um eine Lösung mit Meinl bemühen.“ Dass der Buchgewinn der Signa Prime etwas an deren äußerst prekärer Lage ändert, ist eher zu bezweifeln.

Weitere Signa-Gesellschaft pleite

Unterdessen ist eine weitere, allerdings kleine Gesellschaft der finanziell angeschlagenen Immobiliengruppe Signa pleite. Über das Vermögen der LeiKi Einrichtung Holding GmbH mit Sitz in Wien wurde am Freitag das Konkursverfahren am Handelsgericht Wien eröffnet, wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV bekanntgaben. Die Firma hielt die Beteiligung an der mittlerweile verkauften Leiner & kika Möbelhandels GmbH. Passiva von angeblich 10,1 Mio. Euro stehen Aktiva von 227.000 Euro gegenüber.

„Laut Eigenangaben strebt die Schuldnerin keine Fortführung und Sanierung ihres Unternehmens an“, so David Schlepnik vom KSV1870. Eine Eigenverwaltung stehe ihr nicht zu, so der AKV. Von der Insolvenz sind den Angaben zufolge 14 Gläubiger und vier Beschäftigte betroffen. Die laufenden Löhne und Gehälter seien laut Schuldnerangaben bis einschließlich Ende Oktober bezahlt worden.

Die Schuldnerin, deren Geschäftsführer Marcus Mühlberger war, war laut KSV1870 bis vor einem halben Jahr Alleingesellschafterin der Leiner & Kika Möbelhandels GmbH und deren operative Managementgesellschaft. Der Schwerpunkt der unternehmerischen Tätigkeit der Schuldnerin bestand demnach im Halten der Beteiligung sowie in der Erbringung von Managementaufgaben für diese (später ebenso insolventen) Gesellschaft. Die Beteiligung wurde verkauft, danach war die Schuldnerin in Endabwicklung.