Telefonische Beratung in der Krisenzeit
dpa/Uli Deck
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chronik

Notdienste zu Weihnachten in Hochbetrieb

Egal, ob Telefonseelsorge, Sozialpsychiatrischer Notdienst, Frauennotruf oder Ärztefunkdienst – alle sind über Feiertage rund um die Uhr im Einsatz. Die Weihnachtszeit bedeutet für sie ein erhöhtes Aufkommen an Anrufen.

Zu Weihnachten würden viele Sorgen sichtbar, sagt Antonia Keßelring, Leiterin der Telefonseelsorge Wien: „Weihnachten, finde ich, ist wie so eine Lupe und vergrößert alles, was schon übers Jahr immer schlimm ist, und was aber an Weihnachten besonders weh tut.“ Das könnten beispielsweise zwischenmenschliche Konflikte, Einsamkeit oder Krankheit sein. Aber auch der Krieg im Nahen Osten, die Inflation und die Klimakrise würden die Menschen beschäftigen, so Keßelring.

Bei der Telefonseelsorge nehmen die Anrufe in der Vorweihnachtszeit zu. Am Heiligen Abend selbst sei das Aufkommen aber durchschnittlich. Danach gebe es wieder einen Anstieg. Das beobachtet man auch beim 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien, erzählt dessen Leiterin Heidemarie Kargl: „In den Tagen danach, wenn der Alltag wieder einkehrt, die Kinder beschäftigt sind mit Ferienprogramm und die Männer vielleicht wieder zur Arbeit gehen, dann haben wir manchmal etwas höhere Anrufzahlen.“

Frauennotruf auch für Angehörige

Der 24-Stunden-Frauennotruf ist Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexualisierter, körperlicher und/oder psychischer Gewalt betroffen sind, oder Gewalt in der Vergangenheit erfahren haben – egal, wie lange die Gewalterfahrung zurückliegt. „Wir bieten aber auch Beratungen für Angehörige, Freundinnen, Bekannte, Nachbarinnen, Arbeitgeberinnen, Arbeitskolleginnen – also für alle, die das Gefühl haben, dass eine Frau oder ein Mädchen von Gewalt betroffen sein könnte und die dieser Frau oder diesem Mädchen gerne helfen möchten“, sagt Kargl.

Rat auf Draht zu Weihnachten

Mit der Vorfreude auf Weihnachten steigt in vielen Familien auch das Konfliktpotenzial. Neben den Kindern stehen auch die Eltern derzeit unter Belastung und haben zunehmend Redebedarf. Rat auf Draht bietet Telefonberatung rund um die Uhr.

Panikattacken zu Weihnachten besonders häufig

Für Menschen in psychischen Krisensituationen steht in Wien der Sozialpsychiatrische Notdienst (SND) zur Verfügung. „Wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass die Zahl der Anrufe rund um Weihnachten spürbar ansteigt. Einsamkeit und Panikattacken kommen dabei besonders häufig vor. Der Sozialpsychiatrische Notdienst steht allen Menschen, die sich in einer psychiatrischen Krise befinden, zur Verfügung und kann rasch und unbürokratisch helfen. Oft ist Hilfe nämlich nur ein Gespräch entfernt", schildert Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien.

1.400 Anrufe pro Feiertag beim Ärztefunkdienst

Auch der Wiener Ärztefunkdienst hat alle Hände voll zu tun. Er ist immer dann im Einsatz, wenn die Hausarztordinationen geschlossen haben – also auch zu Weihnachten. Gerade dann rechnet man mit besonders vielen Anfragen: Bis zu 1.400 Anrufe und 600 Hausbesuche täglich erwartet der Ärztefunkdienst zu den Feiertagen. Um diese Zahl bewältigen zu können, bemüht man sich darum, zusätzliches Personal in den Dienst zu stellen. Denn gerade zu Grippe- und Covid-Zeiten sei das Aufkommen besonders hoch, heißt es von der Wiener Ärztekammer.

Der Ärztefunkdienst ist dann die richtige Adresse, wenn es ein Problem gibt, mit dem man normalerweise zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt gehen würde, man aber nicht mehr bis zum nächsten Öffnungstag warten kann. Um lange Wartezeiten auf Hausbesuche zu vermeiden, betreibt der Ärztefunkdienst untertags auch eine Ordination im dritten Bezirk (Modecenterstraße 14). Weitere allgemeinmedizinische Ordinationen sind als sogenannte „Erstversorgungsambulanzen“ bei den Kliniken Donaustadt, Landstraße, Favoriten, Ottakring, Floridsdorf und beim AKH angesiedelt.

Die Ärztinnen und Ärzte des Ärztefunkdienstes betreuen Kinder primär ab dem zweiten Lebensjahr. Deshalb gibt es zusätzlich zwei Kindernotdienst-Ordinationen im AKH und dem St. Anna Kinderspital. Dort behandeln Kinderärztinnen und -ärzte sowie erfahrene Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner Kinder von 0 bis 18 Jahren.