Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Verstorbenen unter anderem als „großes Vorbild“, „außergewöhnlichen Politiker“ und Staatsmann im besten Sinn. Schwarzenberg sei „früher als viele andere ein überzeugter Demokrat und glühender Europäer“ gewesen, erinnerte der Bundespräsident. Außerdem betonte er in seiner Ansprache die „tiefen Spuren“ und die „große Lücke“, die Schwarzenberg hinterlasse.
Es sei nicht leicht, den Menschen Schwarzenberg einzuordnen, meinte Van der Bellen. „Er verkörperte das vielschichtige Europa.“ Liberal und konservativ, Tscheche, Österreicher und Schweizer. „Er war alles.“ Schwarzenberg habe als ein Brückenbauer immer das Gespräch zur anderen Seite gesucht und Verantwortung übernommen. Schwarzenberg sei einer gewesen, der „in Schlössern genauso zu Hause war wie im Kaffee- und im Wirtshaus“ und „trotz seines aristokratischen Hintergrunds immer nahbar und menschlich blieb“.
Kardinal Schönborn leitete Requiem
„Wir nehmen Abschied von einem großen Menschen, großen Christen und großen Mann der Öffentlichkeit“, sagte Kardinal Christoph Schönborn, der das Requiem leitete, im Beisein der Familie und zahlreicher Wegbegleiter Schwarzenbergs.
Schönborn, dessen Familie wie das Haus Schwarzenberg in der Habsburger-Monarchie zur hohen Aristokratie gehörte und große Besitzungen in der früheren Tschechoslowakei hatte, betonte in seiner Predigt: „Der Glaube gehörte als Selbstverständlichkeit zu seinem Leben.“ Er charakterisierte ihn mit den Worten: „Kari war wie wenige bereit für den Tod.“
Der Kardinal hob auch den großen Patriotismus hervor, den Schwarzenberg verkörperte. „Er war ein überzeugter Patriot“, zugleich habe ihn ein sehr gutes Verhältnis mit Österreich verbunden. Und er war „ein Erzieher der tschechischen Gesellschaft“, zitierte Schönborn den Theologen Tomas Halik aus dem Requiem im Prager Veitsdom.
Politik und Aristokratie im Dom
Im Stephansdom wurde das Mozart-Requiem vom Domorchester und dem Vokalensemble St. Stephan musikalisch gestaltet. „Dies irae“ erklang – Schönborn sagte, das habe sich Schwarzenberg für seine Totenmesse ausdrücklich gewünscht.
Die österreichische Politik war im Dom hochrangig präsent, auch Vertreter mehrerer europäischer Adelshäuser waren anwesend. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) kam direkt von seiner Afrikareise zu der Verabschiedung, seine Vorgängerin Ursula Plassnik war ebenso zugegen wie der frühere Bundespräsident Heinz Fischer, NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger und Europaparlamentsvizepräsident Otmar Karas (ÖVP). Familienangehörige des Verstorbenen lasen die Fürbitten.
Großen Teil seines Lebens in Wien verbracht
Schwarzenberg, der in den Jahrzehnten nach der „samtenen Revolution“ von 1989 zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Politik in Tschechien zählte, war am 11. November im Alter von 85 Jahren in einem Wiener Krankenhaus gestorben. Der offizielle Begräbnisgottesdienst in Prag fand am 9. Dezember statt. Die Beisetzung erfolgte in der Familiengruft auf Schloss Orlik in Südböhmen. Dort hatte Schwarzenberg auch seine Kindheit verbracht, bevor die Familie nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 die Tschechoslowakei verlassen musste.
In den Jahrzehnten danach verbrachte Schwarzenberg einen großen Teil seines Lebens auch in Wien. Nach der Wende in der Tschechoslowakei 1989 war er Chef der Präsidentenkanzlei von Vaclav Havel (1936–2011) auf der Prager Burg. Von 2007 bis 2009 und noch einmal von 2010 bis 2013 amtierte er als tschechischer Außenminister. Bis zu seinem Tod war er Ehrenvorsitzender der von ihm 2009 mitbegründeten rechtsliberalen Partei TOP 09. 2013 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten, unterlag in der Stichwahl jedoch Milos Zeman.
Kurz vor seinem Tod wurde Schwarzenberg, der in Tschechien oft als „der Fürst“ tituliert wurde, noch eine hohe Ehre zuteil. Er wurde mit dem höchsten Staatsorden, dem Orden des Weißen Löwen, ausgezeichnet. Die Ehrung in Prag nahm sein Sohn entgegen, Karel Schwarzenberg konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich an der Zeremonie teilnehmen.