Vatikan Segnung Homosexuelle Paare
APA/AFP/Boris Horvat
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Segnung Homosexueller „wichtiger Schritt“

Als „Türoffner“ mit vielen Möglichkeiten sieht Wiens Dompfarrer Toni Faber die Grundsatzerklärung des Vatikans, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen.

Es sei selten genug, dass der Vatikan zugibt, dass sich etwas geändert hat in eine andere Richtung, sagte Faber am Dienstag im ORF-Radio. Die grundsätzliche Erlaubnis einer Segnung ändere sehr viel, es öffne eine Tür. Faber erwartet sich eine Weiterentwicklung: „Das heißt, eine bedingungslose Annahme von Menschen, die sich gleichgeschlechtlich empfinden und die noch nicht verheiratet sind, ist damit einfach unterstrichen.“

Dompfarrer Toni Faber im ORF-Radio

In einem entsprechenden Text mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) betont der Vatikan, dass mit der Segnung eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Hier sei die Freiheit und die Klugheit eines Seelsorgers gefordert, eine solche Segnung richtig zu gestalten, so Faber weiter – ob das ein kleiner Gottesdienst sei oder ein großer, ob das ein wirklicher Zugang zu diesen Menschen ist in ihrer Wahrnehmung „Ich möchte gesegnet werden.“

„Wichtig, dass etwas geschehen ist“

Der Segen solle etwa nicht im Rahmen einer Messfeier stattfinden, betonte der Vatikan. Die Bandbreite der Gestaltung einer Segnung sei aber breit, sagte Faber mit Verweis auf die Praxis der vergangenen Jahre: „Sind wir nur zu zweit, haben wir Freunde dabei, haben wir Familie dabei. Sind wir in einem kirchlichen Rahmen, in einer kleinen Kapelle oder sind wir an einem Ort, wo die sonst auch füreinander die Liebe markieren?“

Faber wiederholte, dass die Segnung homosexueller Paare nicht dem Sakrament der Eheschließung gleichen solle, „aber ich glaube, da ist eine große Tür aufgemacht und viele Möglichkeiten stehen da offen“. Es sei jedenfalls wichtig, „dass etwas geschehen ist.“

„Ein ganz wichtiger, positiver Schritt“

Faber sieht eine jahrzehntelange Forderung nun erfüllt. Allerdings fänden sich in dem Dokument noch Argumente und Worte „von vorgestern“, da müsse die Kirche sich auch in diesen Passagen besser bemühen, „Menschen in der heutigen Realität abzuholen und ihnen in ihrer Bitte nach Segen etwas zu bieten, was sie aufrichtet und begleitet und weiterführt“.

Dass der Vatikan seine Einstellung nun geändert habe, sei ein lang erwartetes Geschenk von Papst Franziskus. Dass die Glaubensbehörde 2021 sich noch klar gegen eine Segnung homosexueller Menschen ausgesprochen hat, habe einen Aufschrei und die Abkehr vieler zur Folge gehabt. „Ich hoffe, damit wird vielen Menschen wieder die Tür geöffnet. Ihr seid willkommen! Die bedingungslose Annahme auch von gleichgeschlechtlichen Mitmenschen in der Kirche und von Menschen, die aus welchen Grund auch immer, sich nicht zu der sakramentalen Ehe bereitfinden. sei ein ganz positiver wichtiger Schritt“, sagte Faber.