Riesenrad
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Kultur

Schau zeigt Wien in Nachkriegszeit

Wie hat Wien nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen? Das zeigen Fotos des verstorbenen Starfotografen Yoichi Okamoto. Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) kaufte vor ein paar Jahren seinen Nachlass und macht die Fotos aktuell in einer Sonderschau zugänglich.

Das ausgebrannte Riesenrad, die Vier im Jeep bei einer Zigarettenpause, ein Kriegsheimkehrer – die Bilder des US-Fotografen geben einen faszinierenden Einblick in das Österreich der Nachkriegszeit. Es seien „Bilder, die unglaublich eindrucksvoll, symbolkräftig sind, und die jetzt auch natürlich die zerstörte Stadt zeigen, bis weit in die 50er Jahre“, sagte Ausstellungskurator Hans Petschar, Leiter des Bildarchivs der ÖNB.

Okamoto habe auch dafür gesorgt, dass der amerikanische Lebensstil, vor allem Jazz und Populärkultur, nach Österreich kommt. „Er hat ‚Porgy and Bess‘ nach Wien gebracht, 1952, eine unglaublich sensationell gute Aufführung. Friedrich Gulda hat mit dem Ensemble dann gefeiert und Cab Calloway am Klavier begleitet“, so Petschar. Eine echte Rarität sind auch Filmaufnahmen der Session im Rathauskeller.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Die Vier im Jeep
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Die Vier im Jeep bei einer Zigarettenpause, ca. 1950
Steinmetz vor dem Stephansdom
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Ein Steinmetz mit Statuen vor dem Stephansdom in Wien
Fritz Wotruba in seinem Atelier
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Fritz Wotruba in seinem Atelier, April 1952
Selbstporträt im Spiegel von Yoichi Okamoto
Österreichische Nationalbibliothek/Yoichi Okamoto
Selbstporträt im Spiegel, ca. 1946

Verliebt in Wienerin

Okamoto stammte aus New York, er war Sohn japanischer Einwanderer. Er kam Sommer 1945 als Militärfotograf erstmals nach Österreich. Er dokumentierte unter anderem die Umsetzung des Marshallplans und revolutionierte mit seiner Arbeitsweise die heimische Medienlandschaft. Okamoto wurde Leiter der Fotoabteilung des US-Informationsdienstes in Österreich, stellte junge heimische Fotografinnen und Fotografen ein und bildete sie in der Dokumentarfotografie im amerikanischen Stil aus.

Ausstellungshinweis

„Bild macht Politik – Yoichi Okamoto. Ikone der Nachkriegsfotografie“, Prunksaal der Prunksaal der Nationalbibliothek, Josephplatz 1, 1010 Wien, bis 3. März 2024

Auch privat war er eng mit der Stadt verbunden: „Okamoto hat in Wien seine große Liebe kennengelernt, hat diese Frau dann auch geheiratet. Sein Sohn ist in Wien geboren, 1947“, schilderte Kurator Petschar. Im Kalten Krieg ging Okamoto dann zurück in die USA.

Wollte „Seele und das Gesicht Wiens zeigen“

Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde Okamoto unter Präsident Lyndon B. Johnson zum offiziellen Fotografen des Weißen Hauses. Seine Vorgangsweise der ungestellten Fotografie brachte ihm den Spitznamen „LBJs Schatten“ ein.

Doch Wien blieb ein Magnet für ihn, in den 1970er- und 1980er-Jahren. „Da hat er seine Serie der Künstler- und Künstlerinnen-Porträts fortgeführt, diese auch immer wieder ausgestellt“, beschrieb Kuratorin Marlies Dornig, wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖNB. Auch in den USA habe er Ausstellungen gezeigt. „Er selbst hat gesagt, er möchte eine Hommage an die Stadt Wien schaffen, und die Seele und das Gesicht Wiens zeigen.“

Fotoausstellung in der Nationalbibliothek

Die Nationalbibliothek zeigt jetzt den fotografischen Nachlass des 1985 verstorbenen Starfotografen Yoichi Okamoto in einer Sonderausstellung im Prunksaal am Josefsplatz.

Sohn bot Österreich Nachlass an

Zu sehen ist die Ausstellung mit dem Titel „Bild macht Politik – Yoichi Okamoto. Ikone der Nachkriegsfotografie“ im Prunksaal der ÖNB, und zwar bis 3. März. Yoichi Okamoto starb 1985. Sein in Wien geborener Sohn wandte sich 2019 an die österreichische Botschaft in Washington mit der Frage, ob der Nachlass für eine Kulturinstitution von Interesse wäre. Die ÖNB erwarb den Nachlass daraufhin.