Ein Hausarzt misst den Blutdruck
APA/dpa/Bernd Weissbrod
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Gesundheit

Ärztekammer für modernere Vorsorgeuntersuchung

Die Ärztekammer Wien fordert eine rasche Modernisierung und Aufwertung der jährlichen Vorsorgeuntersuchung. Das Leistungsspektrum sollte erweitert werden, so sollten etwa Schilddrüsenwerte und Eisenstatus bei Frauen erhoben werden.

Die Mediziner sprachen sich auch für die Aufnahme erweiterter Laborparameter, darunter etwa die PSA-Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs und das Blutbild bei Männern (bei Frauen bereits inkludiert), in den Katalog aus.

Die Vorsorgeuntersuchung kann ab dem 18. Lebensjahr einmal pro Jahr als Kassenleistung kostenlos in Anspruch genommen werden. Obwohl die Vorsorgeuntersuchung bereits hohe Akzeptanz in vielen Teilen der Gesellschaft genießt und gut angenommen wird, machen die für sie aufgewendeten Mittel im Vergleich zu den Gesamtausgaben der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) nur einen sehr geringen Anteil aus, so die Ärztekammer.

Auch Anpassung der Honorare gefordert

Durchgeführt wird die Vorsorgeuntersuchung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Allgemeinmedizin und Fachärztinnen und Fachärzten verschiedenster Disziplinen. Zusätzlich werden spezielle Vorsorgeuntersuchungen im gynäkologischen Bereich angeboten.

„Leider ist das Leistungsspektrum mittlerweile nicht mehr auf dem neuesten Stand. Es braucht nun ein rasches Umdenken der Politik für eine Modernisierung und Erweiterung des Angebots, eine klare Aufwertung der Vorsorge durch eine jährliche Valorisierung der Tarife und Bewusstseinsbildungsmaßnahmen in der Bevölkerung“, forderte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien.

Kritisiert wurde außerdem, dass die Honorare für Vorsorgeuntersuchungsleistungen seit dem Jahr 2017 nicht mehr angepasst wurden – eine solche Anpassung wurde sofort gefordert.

Koloskopie und Ultraschall der Halsschlagader

Die Ärztekammer begrüßte die Aufnahme von Computertomografien des Herzens sowie Prostata-MRTs mit 1. Jänner 2024. Laut Ansicht der Mediziner soll es künftig auch die Möglichkeit zur Vorsorgekoloskopie bereits ab dem 45. Lebensjahr geben. Ebenso muss ein Screening auf Langzeitzucker (HbA1c) zur Diabetes-Erkennung und die Umstellung von Hämoccult auf den modernen FIT-Test in diesen erweiterten Leistungsumfang aufgenommen werden. Darüber hinaus würde auch die Aufnahme einer Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader zur Risikoeinschätzung für Bluthochdruckpatienten viele Risiken vorbeugen.

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Nur zwölf Prozent der Männer nutzen Vorsorge

Nur knapp zwölf Prozent der österreichischen Männer haben laut ÖGK 2022 eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch genommen. „Frauen sind diesbezüglich wirklich vorbildlich und nehmen oft ihre Ehemänner mit. Da sollten wir den Fokus darauf stellen, dass sich die jungen Männer auch mehr um ihre Gesundheit kümmern und auch öfter zu Vorsorgeuntersuchungen gehen“, so Kamaleyan-Schmied.

Vorbild in vielem sei die Schweiz. Dort gebe es etwa einen Juniorcheck. „Das heißt, Kinder vom sechsten bis 18. Lebensjahr haben auch die Möglichkeit, einen Juniorcheck zu machen. Das ist sozusagen eine Vorsorgeuntersuchung für Kinder.“

Um die Awareness in der Bevölkerung und vor allem bei noch zögerlichen Personengruppen zu stärken und den durchgehend positiven Nutzen der Vorsorge hervorzuheben, braucht es Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Anreizsysteme, auch unter Berücksichtigung von gendermedizinischen Aspekten, forderte die Ärztekammer. Vorbild hierfür könne etwa das Blutspendeprogramm des Österreichischen Roten Kreuzes sein.