Elisabeth Trissenaar
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Schauspielerin Elisabeth Trissenaar ist tot

Die auch durch ihre Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekanntgewordene Schauspielerin Elisabeth Trissenaar ist tot. Die Wienerin starb am Sonntagabend im Alter von 79 Jahren. Trissenaar spielte im Salzburger „Jedermann“ mehrfach die Buhlschaft neben Klaus Maria Brandauer.

Als Tochter einer Gesangsstudentin und eines holländischen Arztes wurde Trissenaar am 13. April 1944 in Wien geboren. Schon während ihrer Schauspielausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar lernte sie ihren späteren Ehemann, den Regisseur Hans Neuenfels, kennen. 1966 kam der gemeinsame Sohn Benedict auf die Welt, der als Kameramann („Die Fälscher“) erfolgreich ist.

Jelinek schuf Stück für sie

Erste Theaterarbeiten führten Trissenaar und Neuenfels nach Krefeld, sie spielte in Bochum und bei Peter Palitzsch am Staatstheater Stuttgart. Trissenaar wirkte am Schauspiel Frankfurt, dem Wiener Burgtheater, am Schauspielhaus Zürich und am Schauspiel Köln. In Berlin arbeitete sie mit Neuenfels von 1985 bis 1990 an der Volksbühne, ab 2001 spielte sie am Deutschen Theater.

Elisabeth Trissenaar als Jackie O
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Elfriede Jelinek schuf für Elisabeth Trissenaar „Jackie und andere Prinzessinnen“

Die österreichische Dramatikerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schuf für Trissenaar das Stück „Jackie und andere Prinzessinnen“, in dem sie am Deutschen Theater Berlin die Rolle der Kennedy-Witwe Jackie O. spielte. Regie führte – wie in Dutzenden anderen gemeinsamen Produktionen – Trissenaars Ehemann.

Bei den Salzburger Festspielen war Trissenaar neben Jedermann Brandauer mehrfach die Buhlschaft im „Jedermann“. Sie spielte große Frauengestalten wie Ibsens „Nora“ und „Hedda Gabler“, Kleists „Penthesilea“ und Euripides’ „Elektra“, Gretchen in Goethes „Faust“, Warja in Tschechows „Der Kirschgarten“, Lessings „Emilia Galotti“ und Strindbergs „Fräulein Julie“.

Arbeitete mehrmals mit Fassbinder zusammen

In Fassbinders „Bolwieser“ spielte Trissenaar 1976 die untreue Ehefrau eines Bahnhofsvorstehers. Auch in seinen Werken „In einem Jahr mit 13 Monden“ (1978), „Die Ehe der Maria Braun“ (1979) und als Lina in der Verfilmung von Döblins „Berlin Alexanderplatz“ (1980) war sie zu sehen. Sie spielte keine glatten Rollen, sondern Frauen mit Ecken, Kanten und Neurosen.

Elisabeth Trissenaar mit Hans Neuenfels
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Fixer Wegbegleiter war ihr Ehemann Hans Neuenfels, der 2022 starb

Trissenaar drehte mit Doris Dörrie („Keiner liebt mich“), Robert van Ackeren („Das andere Lächeln“), Agnieszka Holland („Bittere Ernte“) und Rainer Kaufmann („Kalt ist der Abendhauch“). Sie stand für Michael Herbig in „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ vor der Kamera und drehte „So glücklich war ich noch nie“ an der Seite von Devid Striesow und Nadja Uhl.

„Als große Tragödin und ebenso eindrucksvolle wie elegante Darstellerin vor der Kamera bleibt auch ihr filmisches Vermächtnis unvergessen. Für ihr Lebenswerk gilt ihr unser aller Anerkennung“, so Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. „Als Schauspielerin prägte sie die gesamte deutschsprachige Theaterszene und entfachte bei vielen die Liebe für diese Kunstform“, würdigte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) die Schauspielerin in einer Aussendung.