Landesgericht für Strafsachen Wien von innen
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Chronik

Mordversuch an Sohn: 86-Jähriger frei

Ein 86-jähriger Wiener ist heute am Wiener Landesgericht vom Vorwurf des versuchten Mordes freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, dass er seinen Sohn erschießen wollte.

Die acht Geschworenen verwarfen den zentralen Punkt der Anklage einstimmig. Der hochbetagte, bisher unbescholtene Mann, der auf einen Rollator angewiesen ist, erhielt wegen gefährlicher Drohung und Vergehen nach dem Waffengesetz zehn Monate bedingt. Er wurde unmittelbar nach der Verhandlung enthaftet. Der Mann war immerhin seit knapp einem halben Jahr in U-Haft gesessen.

„Super!“, bemerkte der 86-Jährige nach der Urteilsverkündung. Verteidiger Florian Kreiner nahm das Urteil an, auch die Staatsanwältin war damit einverstanden. Die Entscheidung ist damit rechtskräftig. Wie der Anwalt erklärte, wird er jetzt zu seiner Tochter und in weiterer Folge in ein Pflegeheim ziehen. „Alles Gute! Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder“, verabschiedete sich die Richterin von dem Mann.

Sohn entriss Vater die Waffe

In dem Prozess war es um einen Vorfall im Juli des Vorjahres gegangen. Laut Anklage drückte der Mann seinem 51-jährigen Sohn eine geladene Pistole zunächst gegen den Kopf und dann gegen den Bauch und drückte mehrfach ab. Es habe sich aber kein Schuss gelöst, da der Mann vergessen habe, die Waffe zu entsichern. Der Angeklagte wohnte in einem Genossenschaftshaus in der Donaustadt mit seiner 75-jährigen Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn. Schon seit Jahren gab es Streit zwischen den beiden Männern.

Am Tag der Tat traf der Sohn den Vater in der Garage an und vermutete, dieser habe sein Auto beschädigt. Es kam zu einem heftigen Streit. Schließlich nahm der Vater eine Pistole aus der Lade, presste diese dem Sohn gegen den Hinterkopf, rief „Jetzt erschieß ich dich!“ und drückte ab. Allerdings war die Sicherung noch aktiviert, sodass der 51-Jährige dem Tobenden die Waffe entreißen und die Polizei alarmieren konnte. Der 86-Jährige wurde festgenommen.

Angeklagter bekannte sich nicht schuldig

Wie erwartet bekannte sich der Angeklagte in der Schwurverhandlung zum Vorwurf des Mordversuchs nicht schuldig. „Ja, er hat die Waffe auf den Sohn gerichtet. Aber er war sich bewusst, dass die Waffe gesichert ist. Er wollte ihm nur Angst machen, er wollte ihn natürlich nicht töten“, sagte sein Anwalt vor dem Prozess der APA. Dem Streit seien jahrelange familiäre Auseinandersetzungen vorangegangen. Der Angeklagte sei von seinem Sohn abschätzig und schlecht behandelt worden.

Die Pistole war nicht registriert, der 86-Jährige wurde daher auch wegen illegalen Waffenbesitzes angezeigt. Der Sohn besaß auch einige Waffen, bei ihm wurden unter anderem eine Armbrust, Wurfsterne, Kampfmesser sowie ein Luftdruckgewehr sichergestellt. Gegen den 51-Jährigen bestand bereits ein Waffenverbot.