Die katholische Kirche Christus,Hoffnung der WeltÒ entworfen vom Architekten Heinz Tesar inmitten der Donau City, ist das modernste Gotteshaus Wiens.
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Kultur

Architekt Heinz Tesar gestorben

Er schuf nach eigener Aussage „Bauten, die Sinn machen“, darunter die Kirche in der Wiener Donaucity und das Essl-Museum in Klosterneuburg: Jetzt ist der Architekt und „Baukünstler“ Heinz Tesar im Alter von 84 Jahren gestorben.

Kurz vor seinem Tod habe er die Kirche in der Donaucity als eines seiner wichtigsten Baukunstwerke bezeichnet, hieß es in einer Nachricht über Tesars Tod von der Organisation „Künstler helfen Künstlern“. Am 7. Februar wird in der Kirche um 14.30 Uhr auch eine Seelenmesse abgehalten.

Für seine katholische Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“ in der Wiener Donaucity entwickelte Tesar den souveränen Einsatz von Lichtöffnungen für spirituelle Raumwirkungen weiter, den er bereits ein paar Jahre zuvor bei der evangelischen Kirche Klosterneuburg bewiesen hatte. Der mit Chromstahlplatten verkleidete, niedrige Bau behauptet sich so elegant gegen die Baumassendominanz der umliegenden Hochhäuser in der Donaucity.

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Die katholische Kirche Christus,Hoffnung der WeltÒ entworfen vom Architekten Heinz Tesar inmitten der Donau City, ist das modernste Gotteshaus Wiens.
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MARIA GUGGING – OESTERREICH: ZU APA-TEXT  II – Computer-Rendering  des I.S.T. Austria Campus (Institute of Science and Technology) in Maria Gugging.
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ARCHIVBILD: HEINZ TESAR WIRD 70
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Studium und Büro in Wien

Am 16. Juni 1939 in Innsbruck geboren und international tätig war Tesar in vielerlei Hinsicht mit Wien verbunden. Er studierte 1961 bis 1965 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer Architektur. Nach Auslandsaufenthalten in Hamburg, München und Amsterdam gründete er 1973 sein eigenes Architekturbüro in Wien, 2000 folgte ein weiteres in Berlin. Nach der Schließung beider Büros und der Überantwortung seines Vorlasses an das Architekturzentrum Wien verbrachte er seinen Lebensabend im Künstlerheim in Baden bei Wien.

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Heinz Tesar

Keltenmuseum und „Haus am Zwinger“

Der Träger des Großen Österreichischen Staatspreises zeichnete unter anderem für das Keltenmuseum in Hallein und den Hörsaal des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg verantwortlich. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen die evangelische Kirche in Klosterneuburg, der Umbau des Stadttheaters Hallein, das Haus am Zwinger in Dresden, ein Bankgebäude in Innsbruck und ein Geschäftshaus am Gendarmenmarkt in Berlin.

„Tesars Architektur ist der intensive Objektivierungsversuch eines bewusst subjektiven Standpunkts, jedoch eingeklinkt in die Kontinuität einer mitteleuropäischen Architekturentwicklung“, fasste Friedrich Achleitner einmal zusammen. Tesar selbst formulierte sein Credo einst im APA-Gespräch so: „Für den Inhalt das angemessene Gebäude in seinem jeweiligen Umfeld definieren.“ Oder kürzer: „Bauten, die Sinn machen.“

Gründliche Analyse als Ausgangspunkt

Tatsächlich ließ sich für Tesars Bauten kaum eine wiedererkennbare Typologie und Formensprache finden. Immer aber gab es eine gründliche Analyse der Bauaufgabe: Das Schömer-Haus, bis 2015 Verwaltungszentrum der Baumarktkette Baumax, war nicht nur Firmensitz, sondern mit seiner ovalen Mittelhalle, den umlaufenden Galerien und der käfigartigen Feststiege gleichzeitig repräsentative Heimstätte einer außerordentlichen Kunstsammlung.

Über ein Jahrzehnt später ergänzte er den Bau am Rande der Klosterneuburger Au mit dem Essl-Museum, einem seiner Funktion untergeordneten und dennoch prägnanten Museumsbau. Das Gebäude dient nach wie vor als Depot für die Werke der Sammlung Essl, die sich mittlerweile im Besitz der Albertina und der Haselsteiner-Privatstiftung befinden. Es soll dieses Frühjahr als dritter Standort der Albertina auch wieder Kunst der Öffentlichkeit präsentieren.

Verneigung vor „Baukünstler“ und Menschenfreund

Seit den 1980er Jahren lehrte Tesar an Universitäten in Europa und Amerika. Sein Werk wurde mit zahlreichen Ausstellungen geehrt, so war ihm 2008 die erste Einzelausstellung eines zeitgenössischen österreichischen Architekten in Japan gewidmet. Aus seinen zahlreichen Auszeichnungen ragt der 2011 verliehene Große Österreichische Staatspreis hervor. Mit ihm wurde „ein international gefragter Baukünstler, der nicht nur auf dem Gebiet der Architektur, sondern auch als Maler, Zeichner und Literat tätig ist“, ausgezeichnet.

„Heinz Tesar war ein Gesamtkünstler und ein Menschenfreund. Wer eines seiner Gebäude betritt, fühlt sich einerseits beschützt, andererseits in der Lage, weit über die Mauern hinauszublicken“, wurden Karlheinz und Agnes Essl, die Tesar seit den 1980er Jahren bis zu dessen Tod begleitet haben, in der „Künstler helfen Künstlern“-Aussendung zitiert. „Heinz Tesar hat es geschafft, mit seiner Architektur Menschen zu verbinden. Wir verneigen uns vor einem der größten Architekten, die Österreich je hervorgebracht hat, und seinem zeitlosen baukünstlerischen Erbe, das noch lange Zeiten wirken wird.“