CHRONIK

Wien als beliebter Winterplatz für Wildtiere

Für viele Wildtiere ist Wien im Winter ein attraktiver Lebensraum. Die Nahrungssuche ist oft leichter als im Umland weil Gewässer und Böden meist nicht gefroren sind. Auch im innerstädtischen Bereich können Wildtiere gelegentlich beobachtet werden.

Einige Wildtiere wandern im Winter nach Wien, Wildtierökologe Richard Zink nannte gegenüber Radio Wien als Beispiel etwa die Saatkrähen, „die zu tausenden jedes Jahr aus weiter nördlich gelegenen Gebieten zu uns ziehen und dann im Winter in Parkanlagen oder auf Friedhöfen zu beobachten sind. Grund dafür sind in der Regel bessere Nahrungsbedingungen.“

Stadtteile wie der Wienerwald, die Lobau oder die Donauinsel eignen sich gut als Lebensraum für viele Stadttiere. „Da gibt es dann auch so Besonderheiten wie den blau grün schillernden Eisvogel, der zum Beispiel im Stadtpark oder entlang der Liesing beobachtet werden kann. Selbst im innerstädtischen Bereich können große Wildtiere wie Dachse oder Füchse beobachtet werden, die durchaus anpassungsfähig sind“, erklärte Zink.

Zugvögel bleiben bei milderen Wintern in Wien

Eine Zunahme an Wildtieren in Wien im Winter aufgrund des Klimawandels ist nicht feststellbar. Je milder die Winter sind desto geringer ist auch der Temperaturunterschied zwischen dem städtischen und dem ländlichen Raum. „So gesehen schmilzt der Vorteil im städtischen Bereich eigentlich dahin und die Tiere können durchaus auch im Umland ihr Auskommen finden in der kalten Jahreszeit“, erläuterte Richard Zink.

Allerdings gibt es auch Zugvögel, die früher im Winter zumindest in den Mittelmeerraum gezogen sind, wie der Hausrotschwanz oder die Mönchsgrasmücke: „Die bleiben jetzt verstärkt auch im städtischen Raum, weil es hier warm genug bleibt im Winter.“

Wildschweine in Wien kein Problem

Im Gegensatz zu anderen europäischen Großstädten stellen Wildschweine in Wien kein Problem dar. „Wien ist eine ausgesprochen saubere Stadt, sodass wir hier im Vergleich zu anderen Großstädten weniger Nahrungsabfälle frei verfügbar haben. Dennoch gibt es natürlich Gärten, die schlecht gezäunt sind, Kompostanlagen oder viel Fallobst. Und von dem können Wildschweine tatsächlich profitieren“, so Zink.

So kann es zwar vorkommen, dass Wildschweine in peripheren Bereichen der Stadt auf Nahrungssuche gehen: „Die Stadt Wien hat aber hier ein ausgezeichnetes Wildtiermanagement, sodass die Wildschweine in Wien nicht als Problemtierart gelten. Anders sieht es beispielsweise in Berlin aus.“

Im Umgang mit Wildtieren gilt laut Richard Zink der Grundsatz „Nicht füttern“: „Wildtiere sind keine Haustiere und durch das Füttern entstehen Probleme. Die Wintervogelfütterung stellt in gewisser Weise eine Ausnahme dar. Aber jegliche andere Wildtierfütterung zieht im Endeffekt Probleme nach sich.“

Beobachtungen auf Stadtwildtiere.at

Beobachtungen von Wildtieren können auf der Plattform Stadtwildtiere.at gemeldet werden. Dabei kommt laut Zink „ein breites Sammelsurium“ zusammen: „Da haben wir natürlich die häufigen Arten genauso vertreten wie ganz besonders seltene, wo man im städtischen Bereich gar nicht damit rechnen würde, also beispielsweise den Fischotter, der sich entlang der Donau und entlang der Flüsse wieder Lebensraum verschafft hat. Und auch der Biber ist so eine Art, die sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr positiv entwickelt hat.“

In diesem Jahr wird das Projekt Stadtwildtiere besonders den grünen Vernetzungsachsen widmen, „es soll dieses Jahr um den Igel und das Eichhörnchen gehen. Gerade Eichhörnchen, die man ja im Winter jetzt auch sehr gut beobachten kann. Also diese Wildtiere interessieren uns ganz besonders.“