Fitnessstudio Langbank
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Freizeit

Immer mehr Diskonter bei Fitnessstudios

Noch immer anhaltende Jahresvorsätze und das derzeitige Wetter führen im ersten Quartal zu einem Boom in den Wiener Fitnessstudios. Dennoch ist die Umsatzhöhe vieler Fitnessbetriebe immer noch nicht auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Es gibt zudem immer mehr Diskontanbieter.

Etwa elf Prozent der Bevölkerung ziehe es zum Trainieren in Fitnessstudios, erzählte Branchensprecher Martin Becker. Die ersten Monate des Jahres seien für Fitnessbetriebe die wichtigste Zeit für die Kundenakquise, da zu Jahresbeginn mehr Menschen in Studios gehen würden.

Ein Grund dafür seien einerseits die Neujahrsvorsätze vieler Menschen, sich im kommenden Jahr öfter sportlich zu betätigen. Doch auch das kalte, oft regnerische Wetter im Winter spiele eine wichtige Rolle, weshalb im ersten Quartal immer mehr Sport-Begeisterte in die Studios strömen. Nicht nur Neueinsteiger zieht es dabei in die Fitnessstudios, so Becker. Auch Personen, die über die Weihnachtszeit pausiert haben oder im Winter eine Alternative zu Outdoor-Aktivitäten suchen, seien mögliche Interessierte.

Nur 30 Prozent erreichen den Umsatz von 2019

Trotz des gestiegenen Interesses an Sportstätten sei es für viele Betriebe nach wie vor schwierig, auf die Umsatzzahlen von 2019 zu kommen, erzählte Becker. Fast 70 Prozent könnten das Niveau von vor dem Coronavirus nicht mehr erreichen. Die Pandemie mitsamt den Lockdowns und Abstandsregelungen habe große Einflüsse auf die Fitnessbranche gehabt. Nach wie vor fehle es vielen Betrieben an Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig seien die Ausgaben durch die gestiegenen Mieten und Energiekosten immer höher geworden.

Ein leeres Fitnessstudio
APA/Georg Hochmuth
Viele Studios haben mit hohen Energiepreisen zu kämpfen

Letzteres bemerkt auch Ernst Minar, der Geschäftsführer und Inhaber der Fitnesskette „John Harris“. Die Energiekosten des Unternehmens hätten sich im letzten Jahr verfünffacht. Jedoch erkennt Minar seit der Pandemie den Trend, dass Gesundheit den Leuten wieder wichtiger wird und das Interesse an Sport auch nach dem Jänner anhält. Die Studios hätten also wieder mehr Mitglieder als vor der Pandemie, dennoch blieben die Kosten für den Betrieb enorm hoch.

Werben mit niedrigen Preisen

Der Branchensprecher der Wiener Fitnessstudios Martin Becker bemerkte zudem, dass sich die Unternehmensstruktur der Fitnessbetriebe in den letzten zehn Jahren sehr verändert habe. An die Stelle von kleineren, unternehmergeführten Studios kämen immer mehr Diskontbetriebe der Fitnessketten.

Die Website der Wirtschaftskammer (WKO) gibt an, dass die Zahl der Fitnessstudios 2018 um 5,3 Prozent gestiegen wäre. Die Träger dieses Wachstums seien die Diskontanbieter. Diese würden oft mit niedrigen Mitgliedspreisen werben. Das sei vor allem durch reduzierte Services möglich.

Was tun bei unzuverlässigem Service?

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer (AK) Wien ist immer wieder mit Fragen von Kundinnen und Kunden der Fitnessbetriebe konfrontiert. Derzeit würden sich vor allem Anfragen rund um Preiserhöhungen und Mindestvertragsdauer häufen, erzählte Tamara Wechner vom Konsumentenschutz. Preiserhöhungen innerhalb bestehender Vertragsverhältnisse wären nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, etwa wenn es im Vertrag oder den allgemeinen Geschäftsbedingungen festgehalten ist.

Bezüglich der Mindestvertragsdauer gab Wechner an, dass diese nicht zu lange dauern dürften. Der oberste Gerichtshof habe kürzlich Vertragsspannen von 16-24 Monaten als unangemessen lange eingestuft. Allerdings sei die Beurteilung der Zulässigkeit von Bindungsdauern oft situationsabhängig.

Die Studios würden sich in der Regel außerdem vertraglich zur Instandhaltung der Geräte verpflichten. Wird das nicht eingehalten und sind manche Sportgeräte über eine längere Zeit hinweg defekt, hätten die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, das Fitnessstudio bestenfalls schriftlich aufzufordern, die Mängel zu beheben. Wird dem nicht nachgegangen, kann man unter Umständen Preisminderung geltend machen oder vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen, erklärte Wechner.