Wiedereröffnung des Flohmarkts beim Naschmarkt
APA/Herbert P. Oczeret
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Wirtschaft

Schaben, Goldhändler: Marktamt zieht Bilanz

Das Wiener Marktamt hat im Vorjahr über 112.000 Kontrollen durchgeführt. In einer Bäckerei entdeckten die Kontrolleure Orientalische Schaben. Einen Schwerpunkt setzte das Marktamt bei der Geldwäschebekämpfung und nahm Goldhändler ins Visier.

Rund 90.000 Kontrollen im Bereich des Konsumentinnen- und Konsumentenschutzes, weitere 22.000 Kontrollen im Lebensmittelschutz: Das ist die Bilanz des Wiener Marktamtes für das Jahr 2023. Die Kontrollen fanden in der Regel unangekündigt statt.

Ins Staunen brachte das Marktamt vor allem eine Bäckerei, wie Marktamtssprecher Alexander Hengl im Gespräch mit Radio Wien schilderte: „Die Bäckerei hatte einen massiven Befall Orientalischer Schaben. Also nicht die kleinen Deutschen Schaben, sondern die großen Orientalischen Schaben, das ist dann wirklich grauslich. Überall waren Kakerlaken.“

Das Marktamt sperrte den Betrieb umgehend zu. Ein Siegel an der Tür sollte sicherstellen, dass niemand Zutritt erlangt. „Am nächsten Tag haben wir auch nicht schlecht gestaunt. Dieses Siegel war gebrochen, und der Bäcker hat lustig weiter betrieben.“ Ein Strafverfahren wegen Siegelbruchs war die Folge. Der Bäcker darf seinen Beruf heute nicht mehr ausüben.

Illegale Teigtascherlfabrik: „Gravierende Missstände“

Das Marktamt entdeckte im September wieder eine illegale Teigtascherlfabrik. Sie befand sich in einem ehemaligen asiatischen Lokal in Floridsdorf. Es gab gravierende hygienische Missstände, 700 Kilo Teigtascherl wurden beschlagnahmt. „Alte Gasthäuser haben wir sowieso auf dem Radar. Es könnte sein, dass dort immer wieder jemand aufsperrt und Gäste bewirtet. Und wenn dann eine Seitentür offen ist, dann werden wir skeptisch und schauen uns das natürlich an“, so Hengl.

Die Höhe der Strafe lag im Bereich mehrerer tausend Euro. 2019 gab es in Wien einen Teigtascherlskandal, bis 2020 wurden 15 illegale Produktionsstätten gefunden und geschlossen. Seither werde in diesem Bereich verstärkt kontrolliert.

Goldhändler kauften „den letzten Goldzahn ab“

Im Bereich des behördlichen Konsumentenschutzes gab es letztes Jahr einen Schwerpunkt hinsichtlich der Geldwäsche und der Terrorismusbekämpfung. Das Marktamt interessierte vor allem, woher das Geld großer Barzahlungen kam. „Tatsächlich war es so, dass ausländische Gewerbetreibende sich in Wiener Hotels eingemietet haben und dort Gold und Pelze im großen Stil eingekauft und auch verkauft haben und sämtliche Geldwäsche- und Terrorismusbestimmungen missachteten“, erklärte Hengl.

Man schob dem mittlerweile einen Riegel vor. Der Marktamtssprecher glaubt nicht, dass diese Gewerbetreibenden so bald wieder nach Wien kommen. Die Geldwäscher hätten zuvor Annoncen in Zeitungen veröffentlicht, wo versprochen wurde, dass für Altgold Bestpreise gezahlt würden. „Es gab so grausliche Aktionen, wo man wirklich dem armen Mutterl den letzten Goldzahn abkauft und das um einen Spott. Diese Leute haben sofort Strafen bekommen, über 10.000 Euro und mehr.“

Besucheransturm auf „Lange Nacht der Wiener Märkte“

Erfreulich sei hingegen die Bilanz nach der „Langen Nacht der Wiener Märkte“, die immer am letzten Freitag in den Sommerferien stattfindet. Ursprünglich rechnete man mit rund 80.000 Besucherinnen und Besuchern. „Am Ende waren es mehr als 162.000, da ist uns dann die Spucke weggeblieben.“

Insgesamt gibt es in Wien rund 205.000 Gewerbebetriebe. Das sei mit anderen Bundesländern gar nicht vergleichbar, so der Marktamtssprecher. Eine vollständige Abdeckung der Kontrollen sei schwierig, auch weil man für die Arbeit beim Marktamt leben müsse. „Wir sind ja nahezu rund um die Uhr im Einsatz.“