Blick auf das Gelände des Westbahnhofes
APA/Gerald Mackinger
APA/Gerald Mackinger
Chronik

Westbahnhof-Areal bekommt großen Park

Das Gelände am Westbahnhof gilt als eine der großen innerstädtischen Flächen für die Stadtentwicklung. Am Freitag stellten Stadt und ÖBB ihre Pläne für das Areal vor: Terrassen über der Bahntrasse und ein großer Park. Die Arbeiten dafür starten aber erst nach 2030.

Ein Investitionsprogramm in Millionenhöhe für die Bahnstrecken im Westen Wiens, eine Verbesserung der Verbindungen über das Westbahn-Areal bei der Felberstraße, Nachnutzung versiegelter Flächen und das Herzstück, ein rund fünf Hektar großer Landschaftspark: Diese Pläne für das künftige Westbahnhof-Gelände wurden vorgestellt. Für Teile der ÖBB-Fläche ist aber auch eine Bebauung mit Wohnhäusern vorgesehen.

Bürgerinitiative sammelte Unterschriften

Im Fokus steht jene Betriebsfläche in Rudolfsheim-Fünfhaus, die sich zwischen der Felberstraße und den Bahngleisen erstreckt. Sie liegt deutlich unter dem Niveau der Straße. Aktuell handelt es sich um einen weitgehend asphaltierten und versiegelten Platz. Das ist Anrainern schon länger ein Dorn im Auge, eine Bürgerinitiative kämpft seit geraumer Zeit dafür, den Bereich in eine Grünfläche umzuwandeln.

In der Vorwoche präsentierte sie mehr als 10.700 Unterschriften von Personen, die sich für einen Park auf dem Gelände aussprachen. Unter Einbeziehung der Bevölkerung hatten Stadt und Bezirk im Herbst 2022 einen Planungs- und Beteiligungsprozess für die zukünftige Entwicklung des Gebiets gestartet. „Ich freue mich sehr, dass wir nun einen klaren Plan für ein tolles Grünraumprojekt haben, in einem Gebiet, wo Grünräume rar sind“, sagte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Man komme damit den Wünschen der Bürgerinitiative und der Anrainerinnen und Anrainer nach.

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Rendering Park am Westbahnhof Areal
Stadt Wien-Stadtteilplanung und Flächenwidmung
So soll der Landschaftspark einmal aussehen (Rendering der Stadt Wien)
Rendering Park am Westbahnhof Areal
Stadt Wien-Stadtteilplanung und Flächenwidmung
Der Park muss angehoben werden
Blick auf das Gelände des Westbahnhofes
APA/Gerald Mackinger
Ein Blick auf Teile des Areals am 26. Jänner 2024
Areal am Westbahnhof
ORF
Areal am Westbahnhof
ORF

Park wird angehoben

Wie Sima und ÖBB-Infrastrukturchefin Silvia Angelo bei der Präsentation am Freitag erläuterten, sollen vom rund sechs Hektar umfassenden Bereich etwa fünf in einen durchgängigen Landschaftspark umgewandelt werden. Das Niveau soll dazu zum Teil angehoben werden, wodurch das Erholungsgebiet direkt vom Bezirk besucht werden könnte, ohne dass man die derzeit bestehende Böschung bewältigen muss. Auch von den Schienen wäre der Bereich dann getrennt, wie betont wurde.

Eine durchgehende Aufschüttung ist dafür nicht vorgesehen. Vielmehr soll der Park Betriebsgebäuden der ÖBB quasi aufgesetzt werden. Die im Konzept vorgesehene Erdschicht soll auch für größere Bäume geeignet sein. Auch Teile der Böschung will man erhalten.

Pläne für Westbahn-Areal Neugestaltung

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Vorbilder Paris, Madrid und Valencia

Als eines der Vorbilder wurde der Jardin Atlantique in Paris genannt, eine Überplattung beim Bahnhof Montparnasse. Die Planer orientieren sich außerdem an ähnlichen Projekten in Madrid und Valencia. In Rudolfsheim-Fünfhaus sollen die Westbahn-Terrassen auch für eine bessere Verbindung zwischen den bisher durch die Bahn getrennten Bezirksteilen sorgen. Durch die Terrassen soll auch ein Park ohne Unterbrechungen möglich sein.

Die darunter liegenden Flächen bleiben für den Bahnbetrieb und anderweitige gewerbliche Nutzungen, als Zufahrt zu Gewerbebauten und Garagen. „Wir wollen den Niveauunterschied für eine klare Trennung des Bahnbetriebs von der Erholungsnutzung im Park nutzen, der zum Teil auf darunter liegenden Gebäuden angeordnet ist und zum Teil aufgeschüttet wird. So kann nicht nur die Sicherheit, sondern auch ein wunderbarer Blick auf die Gloriette gewährleistet werden“, sagte Stadtplaner Roland Krebs.

Auch Europaplatz soll umgestaltet werden

Rund um die Schmelzbrücke ist Platz für Wohnungen sowie Kultur- und Sozialeinrichtungen vorgesehen. Auch könnten hier Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie ein Primärversorgungszentrum geschaffen werden, heißt es in einer Aussendung.

Außerdem wurde am Freitag eine Umgestaltung des Europaplatzes vor dem Westbahnhof angekündigt. Geplant ist eine intensive Begrünung und Aufwertung des zentralen Platzes. Der Europaplatz soll so zum einladenden Entree für Reisende werden.

Infoausstellung

Im Frühjahr folgt eine Infoausstellung zu den Ergebnissen des Planungsprozesses im Stadtraum am Rustensteg.

Umsetzung erst nach 2030

Bis alles umgesetzt ist, wird es aber noch einige Jahre dauern. Die Arbeiten für die Parkterrasse könnten erst ab 2030 starten, hieß es. Zunächst soll ein konkretes Leitbild entwickelt werden, dann stehen Projekte der ÖBB an, in deren Besitz die Flächen sind – allen voran die Modernisierung der Schnellbahn Meidling – Floridsdorf sowie die Attraktivierung der Verbindungsbahn Meidling.

Durch frühzeitige Gespräche mit den ÖBB, die die Grundeigentümer der Fläche sind, könne man erforderliche Prozesse schon jetzt starten und stehe „in den Startlöchern, wenn die Flächen nach den umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen der ÖBB verfügbar werden“, so Sima. Ein möglicher Zeitpunkt für die Fertigstellung wurde noch nicht genannt.

Stadtteilentwicklungskonzept in Vorbereitung

Im Frühjahr sollen zumindest die bisherigen Phasen der Planung in einer Ausstellung dokumentiert werden. Die Planungsüberlegungen sind Teil eines Stadtteilentwicklungskonzepts (SEK „Mitte 15“), das aktuell in Erarbeitung ist und heuer beschlossen werden soll. Auch in den kommenden Planungsschritten solle die Bevölkerung die Möglichkeit haben, sich aktiv einzubringen, wird versichert.

Initiative sieht keinen echten Grünraum

Die Initiative „Westbahnpark. Jetzt“ zeigte sich am Freitag wenig beeindruckt von dem Konzept. Die Bezeichnung Landschaftspark sei irreführend, hieß es in einer Aussendung. Wenn die Stadt beabsichtige, am Gelände Gebäude oder gar Hochhäuser zu errichten, dann sei das ein „Schlag ins Gesicht“ jener Menschen, die dringend mehr Grünraum brauchten, befand man. „Das Wording des ‚neuen Landschaftsparks am Westbahn-Areal‘ erscheint daher als gezielte Kaschierung.“

Außerdem handle es sich beim Park nur um eine Überplattung. Das Konzept sehe keinen echten Grünraum vor, beklagte man. In dem von der Stadt initiierten Beteiligungsverfahren habe sich jedenfalls niemand für eine Bebauung jeglicher Art ausgesprochen, beteuerte man. Vielmehr habe es eine Petition für einen unverbauten Westbahnpark gegeben, die von mehr als 11.000 Menschen unterschrieben worden sei.

Auch Grüne skeptisch

Die Grünen äußerten sich ähnlich. Es seien noch viele Fragen offen, befand Planungssprecher Kilian Stark. Man wisse etwa nicht, wie massiv die Gebäude nördlich und südlich der Bahn werden. Auch er äußerte sich skeptisch bezüglich der Konstruktion: „Und warum wurde statt eines naturnahen Parks auf dem Erdboden auf aufwändige, künstliche Begrünung auf Betondecken gesetzt?“