Eine Visualisierung des Kaufhauses Lamarr
APA/K18
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Wirtschaft

KaDeWe-Gruppe mit Lamarr insolvent

In der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe von Rene Benko hat es heute nicht ganz unerwartet wieder eine Großpleite gegeben: Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group meldete Insolvenz an. Das betrifft auch das geplante Einkaufshaus Lamarr in Wien.

Durch die Insolvenz der KaDeWe-Gruppe gibt es auch viele Fragezeichen beim geplanten Lamarr-Kaufhaus in Wien. Die Wiener Projektgesellschaft für den Einkaufstempel hat noch nicht Insolvenz angemeldet. Ein offizieller Baustopp wurde bisher nicht verkündet, die für Anfang 2025 anvisierte Eröffnung rückt aber immer weiter in die Ferne. Seit November war keine größere Aktivität auf der Lamarr-Baustelle erkennbar.

Baustelle beim Lamarr-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße
ORF/Christian Öser
Die Zukunft des Lamarr-Kaufhauses wird unsicherer

Ende Juni 2023 konnte der Rohbau fertiggestellt werden, und die Signa lud noch Medienvertreter zu einem Dachgleichen-Pressetermin ein. Bereits vor mehreren Wochen forderte der Bezirksvorsteher von Wien-Neubau die Stadt Wien zum Handeln auf, damit das Lamarr nicht zu einer Bauruine verkomme. Von der Stadt Wien hieß es kurz darauf, man rechne mit einer Fertigstellung des Gebäudes.

390-Mio.-Pfandrecht auf Liegenschaft

Einen Interessenten für das Lamarr gibt es bereits. Spar-Vorstandschef Hans Reisch zeigte sich in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ vom Wochenende interessiert. „Um das Hedy Lamarr – also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße – haben wir uns schon vor dem Verkauf an Rene Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen“, sagte Reisch. „Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären. Konkret ist aber nichts.“

Ein neuer Eigentümer müsste allerdings tief in die Tasche greifen, denn auf dem Grundstück lastet ein Pfandrecht von 390 Mio. Euro. Wie AKV-Expertin Cornelia Wesenauer in „Wien heute“ ausführte, diene der Kaufpreis zuerst zur Abdeckung der grundbücherlich besicherten Verbindlichkeiten. Ein Käufer müsste also vorhandene Schulden tilgen.

KaDeWe-Gruppe mit Lamarr insolvent

In der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe von Rene Benko hat es heute nicht ganz unerwartet wieder eine Großpleite gegeben: Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group hat Insolvenz angemeldet. Das betrifft auch das geplante Einkaufshaus Lamarr in Wien.

Mietbelastung von bis zu 20 Prozent als Knackpunkt

Von der Insolvenz betroffen ist die deutsche KaDeWe-Gruppe mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg. Der Betrieb der Häuser gehe aber weiter, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor Benko hält 49,9 Prozent der KaDeWe-Anteile, die thailändische Central Group 50,1 Prozent.

Die Insolvenz des Handelsunternehmens The KaDeWe Group GmbH folgt wenige Monate, nachdem das Signa-Firmengeflecht in Schieflage geraten war. Beantragt wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten das Geschäft belasten. Sie machten „ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“, hieß es. Die Mietbelastung wird aktuell je nach Standort auf 13 bis 20 Prozent des Umsatzes geschätzt.

KaDeWe-Geschäftsführer Michael Peterseim hatte sich noch Ende November zuversichtlich gezeigt, dass die Gruppe nicht in den Sog der Signa-Krise geraten würde. „Operativ machen wir einen herausragenden Job. Alle Häuser verzeichnen auch in volkswirtschaftlich schwierigen Zeiten steigende Umsätze“, sagte Peterseim: „Die Indexmieten jedoch sind unverhältnismäßig hoch, sie sind nicht marktüblich – und sollen weiter ansteigen.“ Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter hätten daran nichts geändert.

Keine Reaktion des Thailand-Teilhabers

Dachgesellschaft ist die Signa Retail Selection, die in der Schweiz ansässig ist und zu der auch die bereits insolvente deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Die Signa Retail Selection und die Signa European Invest Holding AG, in der die Handelsbeteiligungen der Signa an Globus, Selfridges und der KaDeWe-Gruppe gebündelt sind, haben im vergangenen Dezember eine provisorische Nachlassstundung erwirkt. Die Nachlassstundung in der Schweiz ist ein gesetzlich vorgesehenes Verfahren zur Schuldensanierung.

Ob und zu welchem Preis die börsennotierte Central Retail Corporation rund um die thailändische Milliardärsfamilie Chirathivat gewillt ist, die Signa-Anteile an der KaDeWe-Gruppe, Globus und Selfridges zu übernehmen, ist offen. Ein öffentliches Statement zu ihrem Europageschäft hat die Gruppe zuletzt nicht abgegeben. Die Immobilien der KaDeWe-Gruppe, Globus und Selfridges sowie das zugehörige Handelsgeschäft sind in eigene Gesellschaften aufgeteilt und könnten auch einzeln abverkauft werden.

Optimistische Aussichten auf Weiterführung

Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung – wie bei der KaDeWe-Gruppe anvisiert – bleibt die Geschäftsleitung im Amt, ihr wird allerdings ein Sachwalter von außen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit große Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen.

Zugleich ist die Firma vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt. Die Variante Eigenverwaltung beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt. Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen betonte: „Ich bin mir sicher, dass es in allen drei Häusern weitergeht.“ Luxus funktioniere trotz der Wirtschaftslage gut.