Patrick Budgen im Gespräch mit Yasha
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Chronik

Soldat aus Israel: „Hat mein Leben geändert“

Als Israel am 7. Oktober von der Hamas angegriffen wird, zögert Yasha, ein 28-jähriger Wiener mit israelischen Wurzeln, nicht lange: Er fliegt nach Israel, um seine Heimat zu verteidigen. Nun ist er zurück in Wien – im Gespräch mit Patrick Budgen erzählt er, was er erlebt hat.

Yasha – seinen Nachnamen nennt der ORF Wien zu seinem Schutz nicht – lebt seit sieben Jahren in Wien, ist verheiratet und Vater von zwei Kleinkindern. Er arbeitet in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei. Am 7. Oktober ist er mit seiner Familie gerade in der Synagoge, als er von dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel erfährt.

„Das war so ein schwerer Moment in meinem Leben“

„Plötzlich haben Menschen begonnen, uns darauf anzusprechen, was gerade passiert. Als ich zuhause mein Handy eingeschaltet habe, habe ich die Nachrichten gesehen – und ich glaube bis heute nicht, was ich gesehen habe. Hunderte Tote und Geiseln und dass meine Heimat brennt. Das war so ein schweren Moment in meinem Leben. Dadurch hat sich mein Leben geändert“, sagt er „Bei Budgen“.

Soldat Yasha
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Der 28-jährige Yasha folgte dem Einberufungsbefehl ohne zu zögern

Yasha hat seinen Militärdienst 2017 beendet, er ist Reservist und muss nicht einrücken. Als er die Einberufung bekommt, zögert er dennoch nicht. „Ich habe eine Nachricht auf WhatsApp bekommen, dass wir alle aufgerufen sind. Und da musste ich schon einen Flug nach Israel suchen. Wenn meine Heimat brennt, gibt es keine Frage“, schildert er im Gespräch mit Patrick Budgen. Über Umwege und Kontakte kann er sich einen Flug sichern und rückt zunächst für drei Wochen Training bei der Spezialeinheit ein – so wie weitere 300.000 bis 400.000 Reservisten.

„Ja, ich hatte Angst. Ich bin kein Roboter“

„Danach waren wir schon ab Tag eins im Gazastreifen drin“, sagt er. Das wichtigste Ziel: Die nach wie vor verschleppten israelischen Geiseln zurückholen und die Infrastruktur der Hamas zerstören. „Damit die nie wieder an die Macht kommen und nie wieder so etwas machen können – wir haben als Juden mehr als 85 Jahre gesagt: Nie wieder. Und ‚Nie wieder‘ ist jetzt“, so der 28-Jährige. Mehr als 60 Tage lang war er im Einsatz: „Auch wenn ich ein Elitesoldat bin, ich bin ein Mensch und Vater von zwei kleinen Kindern. Ja, ich hatte Angst. Ich bin kein Roboter.“

Israelischer Soldat Yasha nach seiner Rückkehr nach Wien

Als Israel am 7. Oktober von der Hamas angegriffen wird, zögert Yasha, ein 28-jähriger Wiener mit israelischen Wurzeln, nicht lange: Er fliegt nach Israel, um seine Heimat zu verteidigen. Nun ist er zurück in Wien – im Gespräch mit Patrick Budgen erzählt er, was er erlebt hat.

Im Gazastreifen selbst habe er die Zerstörung gesehen, kaputte Gebäude, ruinierte Infrastruktur, aber auch viele Tunnel der Hamas: "Unter fast jedem Spital, jeder Schule, jedem Kindergarten befindet sich ein Tunnel mit Waffen und Raketen. Die Hamas-Terroristen benutzen die Zivilisten, damit sie weiter gegen uns kämpfen können“, so der Soldat. Das sei Terror.

Die Zivilbevölkerung tue ihm natürlich leid – „dass sie das so von der Hamas erleben, denn das ist ihre gewählte Regierung.“ Man habe extra gewartet, damit die Zivilbevölkerung flüchten könne. Der Konflikt sei aber nicht nur schwarz und weiß: „Man sieht in vielen Berichten, wie arm die Menschen in Gaza sind. Wir waren auch in Häusern von reichen Hamas-Offizieren.“ Der Unterschied zwischen Zivilbevölkerung und der Hamas sei enorm.

Yasha im Einsatz
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Zu Yashas Aufgaben im Gaza-Streifen gehörte das Auffinden von Hamas-Verstecken

„Ich wünsche so etwas niemandem“

Sein Leben ist auch nach der Rückkehr nach Wien nicht mehr dasselbe: „Ich kann bis heute nicht glauben, dass das alles wirklich passiert ist. Dass meine Heimat brennt. Seit ich zurück in Wien bin, gehe ich sehr oft zu meiner Psychologin, um zu verarbeiten, was ich erlebt habe“, sagt Yasha, der auch viel Gewicht verloren hat. Es tue ihm gut, wieder in seinem Alltag zu sein.

„Ich wünsche es niemandem, so etwas zu erleben. Aber in solchen Zeiten, wenn man die Wahl hat zwischen Familie oder Heimat – in solchen Zeiten steht die Heimat an erster Stelle.“ Deshalb will Yasha auch, sobald er wieder benötigt wird, zurück nach Israel fliegen. Auch wenn er seine Familie vermisst hat: „Mein Herz ist immer noch in Israel.“