Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Eine leere Puiste am Flughafen Wien-Schwechat
Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH
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Kultur

„Stillstand“: Pandemie unter dem Mikroskop

Was hat die Coronavirus-Pandemie mit der Millionenstadt Wien und ihren Einwohnerinnen und Einwohnern gemacht? Das zeigt seit Freitag der neue Dokumentarfilm „Stillstand“ von Regisseur Nikolaus Geyrhalter.

Bilder vom Flughafen Wien-Schwechat ohne das bekannte Gewusel, eine Horde an AUA-Flugzeugen im Parkmodus, die gähnende Leere vor dem Stephansdom, fahrende, aber leere Straßenbahnen: Diese Ausschnitte stehen im steten Wechsel mit Gesprächspassagen, in denen sich Geyrhalter mit verschiedenen Protagonisten über ihre momentane Lage unterhält.

Hierbei werden die unterschiedlichen Perspektiven auf das über eine Gesellschaft hereinbrechende Geschehen deutlich. Eine Intensivmedizinerin berichtet zu Beginn von einem „mulmigen Bauchgefühl“, eine Pflegerin von den zur Hochphase der Coronavirus-Wellen unterschiedlichen Kosmen Spital und Außenwelt. Der Geschäftsführer eines Blumengeschäfts bricht in Tränen aus, weil ein Mitarbeiter seinen sterbenden Vater nicht besuchen durfte. Und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wird im Mediendauereinsatz begleitet.

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Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Eine leere U-Bahnstation während der Coronavirus-Pandemie
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Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Kinobesucher während der Coronavirus-Pandemie
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Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Teststation während der Coronavirus-Pandemie
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Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Eine leere Puiste am Flughafen Wien-Schwechat
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Ausschnhitt aus dem Dokumentarfilm „Stillstand“ vom Wiener Filmemacher Nikolaus Geyrhalter. Im Bild: Die Produktion von FFP2-Masken während der Coronavirus-Pandemie
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Protagonisten über Wellen und Lockdowns begleitet

Den meisten Interviewpartnern ist dabei gemein, dass sie bei allem Schock, bei aller Unsicherheit am Beginn der ersten Pandemiephase doch so etwas wie Zuversicht haben, Optimismus ausstrahlen. Eine Lehrerin wünscht sich, dass man die Umbrüche der Gesellschaft wie die autofreien Straßen auch in die Zukunft retten kann, während Kinobetreiber Norman Shetler über die Solidarität spricht, die man in diesen Zeiten als positives „Momentum“ erlebe.

Doch Geyrhalter begleitet seine Protagonistinnen und Protagonisten über die verschiedenen Wellen und Lockdowns hinweg. So wird deutlich, wie das Unbekannte zur Routine wird, wie Pragmatismus Idealismus ersetzt und der Optimismus schwindet. Auch die Anti-Maßnahmen-Demos lässt Geyrhalter als Chronist der Zeit nicht beiseite.

In das leere Schwimmbad kehrt langsam das Leben zurück, die Schüler beleben wieder die Schule, und im Kino ist wieder Publikum zu erleben, wenn auch mit Maske. Zugleich hält auch die Desillusionierung Einzug. Als „naiv und Wunschdenken“ charakterisiert Gartenbaukino-Chef Shetler seine Haltung zu Beginn der Pandemie. Und am Ende hat wieder jene Intensivmedizinerin das Wort, die am Beginn des Gesprächsreigens stand. Auf die Frage, ob CoV nun wirklich vorbei sei, antwortet sie: „Was ist vorbei? Es ist im Leben nie etwas vorbei.“

Doku „Stillstand“ über Coronavirus-Jahre

Bilder der Leere stehen im steten Wechsel mit Gesprächspassagen, in denen sich Regisseur Nikolaus Geyrhalter mit verschiedenen Protagonisten über ihre momentane Lage unterhält.

Geyrhalter wollte „festhalten für die Zukunft“

Zu Beginn sei nicht gleich klar gewesen, dass es ein neuer Dokumentarfilm werde, sagte Geyrhalter im Gespräch mit „Wien heute“. „Das war irgendwie so was wie ein Instinkt, dass ich gemerkt habe: Okay, da passiert jetzt etwas Großes, das wir so noch nicht erlebt haben und wo wir uns auch nicht orientieren können“, sagte Geyrhalter. Es sei zu Beginn die Idee gewesen, „das zu dokumentieren. So im ursprünglichsten Sinn des Wortes Festhalten für die Zukunft, um später nachschauen zu können, wie das damals war“.

Regisseur Geyrhalter über „Stillstand“

Regisseur Nikolaus Geyrhalter spricht über „Stillstand“, seinen Dokumentarfilm über die Coronavirus-Pandemie in Wien.

Man sehe generell in diesem Film einfach Dinge, die passiert sind. Wie die Stadt versucht habe, sich „da irgendwie durchzumanövrieren. Und auf der anderen Seite sieht man natürlich auch Proteste und Menschen, die eine Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen. Aber das Ganze, will ich mal sagen, auf eine Art und Weise, wo einfach jeder sich widergespiegelt findet.“

In „Stillstand“ sieht man auch Gesundheits- und Lehrpersonal. „Ich kann nur sagen, dort wurde wirklich sehr hart gearbeitet, und da wurde an Grenzen und über Grenzen gegangen der dort arbeitenden Menschen. Und davor habe ich einfach Respekt“, sagte der Wiener Filmemacher.