Mann bereitet Kokain-Lines vor
APA/Guenter R. Artinger
APA/Guenter R. Artinger
Chronik

Zahl der jungen Drogentoten steigt in Wien

Die Anzahl der unter 25-Jährigen Drogentoten in Wien steigt, bei an sich stagnierenden Zahlen. Große Sorge bereitet Fachleuten dabei der Umgang mit Medikamenten zur Behandlung von Schlaflosigkeit oder Angststörungen.

98 Menschen starben im Vorjahr in Wien an den Folgen ihres Drogenkonsums – zuletzt auch zwei 16-jährige Mädchen. Teilweise müssen auch schon Kinder unter 14 Jahren nach einem Drogenkonsum stationär behandelt werden.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 10. Februar 2024, ab 19.00 Uhr in ORF 2

Ein zunehmendes Problem ist die missbräuchliche Verwendung von Benzodiazepinen. Verschrieben und richtig eingenommen sollen sie schlaffördernd, muskelentspannend und angstlösend wirken. „Speziell bei jüngeren Altersgruppen ist das durch das multiple krisenhafte Geschehen, während der Pandemie, aber auch infolge der Teuerung etc., doch zu einer Substanz geworden, die zu oft und zu intensiv konsumiert wird“, sagte Ewald Lochner Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen in „Wien heute“.

Zahl der jungen Drogentoten steigt in Wien

Telefone bei Ärztefunkdienst laufen heiß | Zahl der jungen Drogentoten steigt in Wien | Vom Quereinsteiger zum Queraussteiger | „Bei Budgen“ mit Ex-Lehrerin Sigrid Beckenbauer | Echt gut: „Kutsch. Cook the market“

Arbeitsgruppe mit Ärztekammer und Apothekerkammer

Es ist jedoch schwierig, an diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen heranzukommen. Meist waren sie schon vor der Pandemie vorbelastet, kommen oftmals aus zerrütteten Familienverhältnissen und versuchen sich über Substanzen Erleichterung im Leben zu verschaffen. Um sie zu schützen, soll der missbräuchlichen Verwendung der Medikamente ein Riegel vorgeschoben werden.

Eine Arbeitsgruppe mit Ärztekammer und Apothekerkammer sei dazu einberufen worden, schilderte Lochner: „Gegebenenfalls muss es da andere gesetzliche Regelungen geben, damit da was passiert.“ Man arbeite auch mit der Wiener Polizei sehr eng zusammen, weil man diese Produkte auch am Schwarzmarkt kaufen könne. Die dort bezogenen Medikamente haben oft höhere Konzentrationen der Wirkstoffe. Gepaart mit Alkohol und anderen Rauschmitteln kann es ein tödlicher Cocktail werden, eine Überdosierung kann zu einem zu einem Atemstillstand führen.

Projekt: Psychologische Hilfe in Schulen

Dass insgesamt mehr Kinder und Jugendliche zu Drogen und Medikamenten greifen würden, sehen die Fachleute aktuell nicht. Es gebe eine Gruppe Jugendliche, die plötzlich sehr massiv konsumiere, erklärte Lochner – und diese Jugendlichen würden mehr. Nicht nur die Härtefälle machen den Fachleuten Sorgen – insgesamt setzten die Pandemie und die anderen aktuellen Krisen den Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu.

Aktuell werde ein Projekt gestartet, über das klinische Psychologinnen und Psychologen in die Schulen kommen sollen, so der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen. Diese seien dann während der gesamten Öffnungszeit in der Schule anwesend und Ansprechperson für Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler. „Warum? Um erstens einmal aufklären zu können, aber auch, wenn es notwendig ist, die Betroffenen zu finden und sie sofort zur Behandlung in eins unserer Ambulatorien weiterleiten zu können“, betonte Locher.