WIEN: LUXUSMEILE „GOLDENES QUARTIER“ AUF DER TUCHLAUBEN
APA/GEORG HOCHMUTH
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WIRTSCHAFT

„Goldenes Quartier“: Luxus nun im Abverkauf

Wiens „Goldenes Quartier“ wird versilbert: Die Signa Prime Selection veräußert im Rahmen des Sanierungsverfahrens ihre Beteiligung an der Signa Prime Assets GmbH. Dieser gehören Prunkstücke des Signa-Imperiums – also in Wien unter anderem der Großteil der Luxusshoppingmeile und das angeschlossene Hyatt-Hotel.

Das Goldene Quartier erstreckt sich im Bereich Graben, Tuchlauben und Am Hof über rund 42.000 Quadratmeter. Die nun angekündigte Verkauf der Anteile ist ein weiteres Ereignis in einer abwechslungsreichen – und langen – Geschichte. Denn wer den Stadtteil betritt, befindet sich auf historischem Boden.

Karl-Heinz Götze, Insolvenzleiter des Kreditschutzverbands KSV1870, sieht im geplanten Verkauf von Luxusimmobilien der Signa ein wichtiges „Puzzlestück“ für eine geordnete Abwicklung der insolventen Signa Prime Selection AG. Die gestern angekündigte Veräußerung der Assets könne wesentlich dazu beitragen, den Sanierungsplan zu einem Erfolg zu bringen, zeigte er sich am Mittwoch im Gespräch mit der APA überzeugt.

Signa: Verkauf von Luxus-Immobilien

Die Signa Prime Selection veräußert im Rahmen des Sanierungsverfahrens ihre Beteiligung an der Signa Prime Assets GmbH. Dieser gehören Prunkstücke des Signa-Imperiums – also in Wien unter anderem der Großteil der Luxusshoppingmeile und das angeschlossene Hyatt-Hotel.

Historische Geschichte

2019 wurden bei Straßenarbeiten am Rand des Areals Fundamente der Porta Decumana freigelegt, also Relikte jenes Stadttores, das einst ins römische Legionslager Vindobona führte. Im Mittelalter siedelten sich dort Schneider und Händler an. Die Bezeichnung Tuchlauben für den gesamten Straßenzug setzte sich im 19. Jahrhundert durch.

Textilwaren werden dort auch heute wieder angeboten, wobei im Goldenen Quartier dem Konzept entsprechend der Luxus regiert. Internationale Modemarken wie Zegna, Kiton, Emporio Armani, Alexander McQueen, Valentino, Saint Laurent oder Prada konnten als Mieter gewonnen werden. Der erste Shop eröffnete bereits 2012.

Verkauf würde gewichtige Finanzmittel bedeuten

Sollten die Objekte den Besitzer wechseln, dürften gewichtige Finanzmittel in die Kassen der Signa Prime gespült werden. Die Gefahr eines Panikverkaufes, also eines Notverkaufes unter Wert, ortet Götze dabei nicht, handle es sich doch um äußert werthaltige Gebäude, die am Markt mit Sicherheit gefragt seien. Zur Veräußerung stehen in Wien das Park Hyatt, das Goldene Quartier und das Verfassungsgerichtshof-Gebäude sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol.

Auch hochpreisige Wohnungen – darunter das ehemalige Penthouse des früheren BAWAG-Chefs Helmut Elsner – sind im Ensemble zu finden. Wer nur vorübergehend im Goldenen Quartier nächtigen will, kann dies seit 2013 im Park Hyatt tun, das in der ehemaligen Länderbank-Zentrale residiert. Das gastronomische Angebot beschränkt sich vor allem auf das Hotel. Ein aufwendig gestaltetes Asia-Restaurant hielt sich im Quartier nicht lange.

Offen ist, wer sich die Luxusassets schnappen könnte. Dem Vernehmen nach gibt es bereits mehrere Interessenten, Namen wurden gegenüber der APA allerdings keine genannt.

Oberflächengestaltung von Signa-Gruppe finanziert

Revitalisiert wurden für das Projekt von der Signa vor allem zwei Gebäudeblöcke. Es sind dies der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Tuchlaubenhof, der zwischen Tuchlauben und Seitzergasse über eine überdachten Durchgangspassage verfügt, und eben jener Komplex, in dem sich das Hotel befindet. Dessen Gebäudeteile an der Seitzergasse und der Bognergasse gehören ebenfalls noch zum Shopping-Quartier.

Auch verkehrstechnisch hat sich das Vorhaben ausgewirkt. 2012 wurden Seitzer- und Bognergasse zu Fußgängerzonen. Die entsprechende Oberflächengestaltung wurde von der Signa-Gruppe finanziert.

Zukunft von „Lamarr“ weiter fraglich

Weiter fraglich ist neben der Zukunft der Luxusobjekte weiter die Finanzierung des in der Mariahilfer Straße geplanten Einkaufszentrums „Lamarr“, deren Bau derzeit unterbrochen ist. Die dahinterstehende Projektgesellschaft befindet sich in Konkurs und die Fertigstellung gilt vor allem wegen des Sanierungsverfahrens der Prime als nicht gesichert.

Firmenkonglomerat von René Benko gab es zuletzt mehrere zum Teil milliardenschwere Insolvenzen, eine davon ist die Pleite der Signa Prime Selection. Zu ihr gehören zahlreiche bekannte Immobilien in Innenstadtlagen, nicht nur in Österreich. In Berlin ist das etwa das Luxuskaufhaus KaDeWe oder in Venedig das Hotel Bauer. Weitere Sanierungsverfahren laufen. Die Insolvenzentscheidung über Firmengründer Benko selbst verzögert sich bis März.