Kostenfrei besuchbar ist ein Durchgang mit einem Wimmelwandbild, das die Geschichte des Areals erzählt. Auf dem Panoramagemälde von Olaf Osten erblickt man auf 100 Quadratmetern historische Gebäude wie die Rotunde, klassische Attraktionen wie Hochschau- und Geisterbahn sowie Persönlichkeiten – von Kaiser Franz Jospeh bis zum ehemaligen Bürgermeister Michael Häupl. Bundespräsident Alexander Van der Bellen flaniert mit Hund, während nicht weit weg Conchita Wurst und Kurt Ostbahn konzertieren und Buffalo Bill, einst in Wien gastierend, hoch im Sattel sitzt.
400 Objekte, vom Watschenmann bis zur Fortuna
Tiefer eintauchen in die Geschichte des Praters kann man in den drei darüberliegenden Stockwerken – hier dann mit Eintrittsgeld. Eines der Ausstellungsstücke ist der „Watschenmann“ – aus Plastik. Für zwei Schilling durfte man ihn einst schlagen, heute nur noch bewundern. Der „Watschenmann“ ist eines von 400 Objekten (davon 100 digital) im neuen Museum.
Wiener Pratermuseum in neuem Glanz
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Viele Objekte aus dem alten, beim Planetarium untergebrachten Museum fanden ein neues Zuhause. „Etwa die Fortuna“, erzählte Kurator Werner Schwarz am Mittwoch. Die vier Meter hohe Ringelspielfigur „wird sich drehen, ist neu eingekleidet, und man sieht die Innenkonstruktion“. Dazu kommen neue Gaben von Praterbetrieben, wie Kuratorin Susanne Winkler ergänzte. Man wolle „nicht nur zeigen, sondern nach Themen geordnet erzählen“.
NS-Zeit und Tierhetzen auch Thema
Auch kritische Fragen werden abgehandelt, etwa im Zusammenhang mit dem Prater in der Zeit des Nationalsozialismus. Damals wurden etwa jüdische Praterhüttenbesitzerinnen und -besitzer vertrieben und enteignet. Auch die einst menschenunwürdigen Zurschaustellungen und Tierhetzen sind Thema.
Letztlich ist der Rundgang jedoch hauptsächlich vergnüglich: Da fletscht etwa der starke Mann (aus Plastik) die Zähne, an dem man einst seine Kräfte messen konnte. Ein Plakat kündigt „Das größte Schwein der Welt: Jakob Hans“ an. Ein lebensgroßer Bär aus Stoff aus einer Praterschießbude um 1980 hebt die Pranken neben einem historischen Foto von einem Dompteur, der um 1930 mit einem (echten) Braunbären das Publikum zum Staunen brachte.
An der Wand hängt ein altes Go-Kart, ein Automat vermittelt Ehen, und diverse aus der Zeit gefallene Dioramen lassen schmunzeln. Zum Verweilen laden eine Literatur- und eine Musikstation ein. In einem „Kino“ läuft ein 20-minütiger Film über den Prater.
25 Prozent Energie eingespart
Die Schau, die einen eigenen Pratermuseumsplatz als eine Adresse bekommt, ist in einem Holzhaus untergebracht. „Nur die Feuermauern sind aus Beton“, so Architekt Michael Wallraff, der auf die Nachhaltigkeit hinwies. Durch besondere Wand- und Deckenelemente mit Heiz- und Kühlrohren könnten 25 Prozent Energie eingespart werden. Der Architekt verwies außerdem auf einen Balkon im obersten Geschoß: „Beim Betreten blickt man auf die Umgebung, damit wird das Umfeld in die Ausstellung geholt.“
Drei bis fünf Millionen Leute besuchen jährlich den Prater. Man hofft, nicht zuletzt durch den kostenfreien Durchgang mit Wimmelbild zahlreiche von ihnen auf die Geschichte des Vergnügungsparks neugierig zu machen. Dieser unterste Raum bekommt übrigens eine kleine Bühne und Leinwand und könnte künftig auch für Auftritte und Stummfilmvorführungen dienen, sagte Winkler.