Die Demonstrierenden hatten sich beim Schottentor versammelt und gegen 17.00 Uhr unter dem Motto „Kein Platz für Faschos“ losgezogen. „Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben. Dass es in den Prunkräumen der Hofburg stattfindet, stört uns natürlich zusätzlich“, sagte Organisator Axel Magnus. Angemeldet war der Demozug für 200 Personen. Je nach Quelle nahmen etwa zwischen 900 und 3.500 Menschen an der Demo teil.
„Die Kundgebungen verliefen friedlich, es kam zu keinen größeren Zwischenfällen. Nach Beendigung einer angemeldeten Standkundgebung versuchten mehrere kleinere Gruppierungen, Richtung Platzverbot zu gelangen. Dies konnte durch die Einsatzkräfte verhindert werden“, hieß es am späten Freitagabend von der Polizei. Es wurden mehrere Identitätsfeststellungen durchgeführt.
FPÖ Wien taufte Ball um
Der Akademikerball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich.
Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann „Akademikerball“ taufte.
Gromann (ORF) zur Lage rund um den Akademikerball
ORF-Redakteurin Madeleine Gromann meldet sich vom Wiener Stephansplatz, wo der Protestzug der Gegendemonstranten geendet hat.
Auch Lugner und Sellner wieder auf Ball
Die Eröffnungsrede hielt wie schon im Vorjahr FPÖ-Volksanwalt Martin Rosenkranz. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp hatte für die Demonstranten gegen den Ball wenig freundliche Botschaften übrig. „Wir sind die patriotische Wende, draußen demonstriert das linke Ende.“
Am Ball gesichtet wurden auch Burgenlands Ex-FPÖ-Chef Johann Tschürtz sowie FPÖ-„Urgestein“ Andreas Mölzer. Sein Fernbleiben schon vorab angekündigt hatte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky blieb dem Event trotz „Superwahljahr“ fern. Hofer, der als Stammgast des Balles gilt, brachte wie schon 2023 Baumeister Richard Lugner mit, dem reger Applaus zuteilwurde – die beiden seien seit dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2016 befreundet, sagte Hofer.
Der Dritte Nationalratspräsident, der sich bei seinem Eintreffen nur wenige Meter neben Sellner den Medien stellte, hatte 2016 im Präsidentschaftswahlkampf mehrmals erklärt, er wolle mit Leuten wie Sellner nichts zu tun haben. „Ich glaube, er ist nicht wegen mir gekommen – und ich bin nicht wegen ihm gekommen“, sagte er auf die Frage, wie er Sellners Teilnahme auf dem Ball sehe.
Strache freute sich auf „wunderbaren eleganten“ Ball
Sellner – der frühere Kopf der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung – stellte sich vor der Hofburg bereitwillig und lange den Medien und erhielt deutlich mehr Aufmerksamkeit als die FPÖ-Prominenz.
Die Kameras auf sich zog bei seinem Eintreffen auch Strache, der in den Jahren vor seinem unfreiwilligen Abgang von der FPÖ-Spitze den Ball mehrmals eröffnet hatte. Er sei mit Freunden da und freue sich auf einen „wunderbaren eleganten“ Ball, sagte er vor Journalisten. Dass das Event ein Vernetzungstreffen Rechtsextremer sei, sei die Meinung von „Antidemokraten“, sagte Strache.