Zeitweilig waren bis zu 20 Personen in der Reisnerstraße im dritten Bezirk gleichzeitig anwesend, die teils auf einem Bauzaun auch Plakate mit Kritik an Kremlchef Wladimir Putin und seinem Regime anbrachten. Anders als während einer spontanen Kundgebung am Freitagnachmittag, bei der auch lautstark Sprüche gegen Putin skandiert wurden, dominierte am Samstagnachmittag stilles Gedenken an den Oppositionspolitiker.
Viele, vor allem jüngere Russinnen und Russen, hatten Tränen in den Augen, sie hinterlegten Blumen auf dem Gehsteigrand und stellten Grablichter auf. Neben zahlreichen Fotos des Verstorbenen machten mehrere Personen auf Plakaten aber auch den russischen Präsidenten und sein Regime für den Tod Nawalnys verantwortlich, etwa mit „Putin ist ein Mörder“.
Botschaften an Putin
Ebenso zu lesen war „Er kommt in das Paradies. Du aber wirst einfach abkratzen.“ Dieses Plakat war am Freitag von einer Demonstrantin mitgebracht worden und wurde dank der kreativen Verfremdung eines bekannten Putin-Zitats auch international rezipiert.
Am Samstagnachmittag montierten zwei junge Russinnen zudem ein weiteres Plakat, das sich durch seine expressive Sprache auszeichnete: „Putin, du gehst uns scheißverdammt auf die Nerven“, war in russischer Sprache zu lesen. Angesichts der Vorkommnisse gebe es keine anderen Ausdrücke, erläuterten sie der APA. In Russland wäre ein vergleichbarer Protest gefährlich. Es sei wichtig, deutlich zu machen, dass Kritiker des Regimes in Russland nicht alleine seien, sagte eine Frau.
Botschaft: „Heute ist ein freier Tag“
In der russischen Botschaft selbst wollte man am Samstagnachmittag die Gedenkstätte nicht kommentieren. „Wir haben keine Position dazu, weil wir sie noch nicht gesehen haben. Heute ist ein freier Tag“, erklärte ein Botschaftssprecher.