Presse bei Pressekonferenz
APA/dpa/Patrick Seeger
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Politik

Nachrichten für jeden Zweiten beeinflusst

Nur die Hälfte der österreichischen Bevölkerung vertraut auf eine richtige und faire Berichterstattung über Innenpolitik durch Nachrichtenmedien. Politik, Lobbyismus und Werbekunden würden die Nachrichten beeinflussen. Das zeigt eine aktuelle Gallup-Studie.

Speziell Befragte, die eine Affinität zur FPÖ aufweisen, zeigten sich skeptisch. Nur ein Viertel dieser Gruppe vertraut sehr oder eher in Innenpolitikberichterstattung. Bei sämtlichen anderen Affinitäten für Parlamentsparteien liegt das Vertrauen der Umfrageteilnehmer bei über 70 Prozent. Großer Hemmschuh ist das Vertrauen in die Unabhängigkeit.

Dass öffentlich-rechtliche Medien wie der ORF unabhängig von den Interessen der politischen Parteien agieren, dem stimmen nur 33 Prozent sehr bzw. eher zu. Mit Blick auf private Medien stimmen dem 44 Prozent zu. „Wir sehen ein gerüttelt Maß an Skepsis, das gegenüber Medien da ist. Das muss zu denken geben“, stellte Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner fest.

Vertrauen in Medien und Politik

Die Studie ist repräsentativ für die webaktive österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren. 1.000 Personen wurden im November 2023 befragt. Zuvor waren im Juni schon 1.000 Menschen befragt worden.

Etwas zum Positiven hat sich die Einstellung gegenüber Journalistinnen und Journalisten gewandelt. Im Juni 2023 hatten 62 Prozent der Befragten ein sehr positives bzw. eher positives Bild von ihnen, im November 2023 waren es 68 Prozent.

Vertrauen in Sportnachrichten am größten

Am größten ist das Vertrauen in richtige, faire und objektive Berichterstattung im Bereich Sport (79 Prozent sehr oder eher hoch). Auch Regional- (74 Prozent) und Kulturberichterstattung (72 Prozent) schneiden gut ab. In Wissenschaftsberichterstattung vertrauen zwei Drittel. Dass auch richtig über Klima und Umwelt berichtet wird, glauben aber nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent). Niedriger ist das Nachrichtenvertrauen nur mit Blick auf die Themen Konsumentenrechte (55 Prozent) und Innenpolitik (51 Prozent).

Unabhängige Medien für Demokratie „sehr wichtig“

Prinzipiell existiere ein hohes Anforderungsniveau an Medien, sagte Andrea Fronaschütz, Leiterin des Gallup-Instituts. Insgesamt erachten die Umfrageteilnehmer unabhängige und kritische Nachrichtenmedien für die Demokratie mit überwältigender Mehrheit als „sehr wichtig“ (77 Prozent) bzw. „eher wichtig“ (18 Prozent). Doch nur 58 Prozent der Umfrageteilnehmer meinen auch, dass Österreichs Nachrichtenmedien einen sehr großen (19 Prozent) bzw. eher großen Beitrag (39 Prozent) für die Demokratie leisten.

Besonders wichtig für ein Nachrichtenmedium sei, dass es glaubwürdig (95 Prozent sehr bzw. eher wichtig) ist und neutral bzw. objektiv berichtet (93 Prozent). Bei Österreichs Nachrichtenmedien sehen viele das jedoch nicht gegeben. Als sehr bzw. eher glaubwürdig stufen nur 59 Prozent der Befragten diese ein.

Geringer ist die Diskrepanz mit Blick auf die Aktualität von Nachrichten, die von 93 Prozent als sehr bzw. eher wichtig eingestuft wird und die von 88 Prozent so auch bei Österreichs Nachrichtenmedien wahrgenommen wird. „Den Glauben an Journalismus gibt es noch. Aber wir sehen eine Zerreißprobe, da viele die Leistung als nicht ausreichend erfüllt ansehen“, so Kaltenbrunner.

Bundeskanzler Nehammer im Kamerasucher
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„Wir sehen ein gerüttelt Maß an Skepsis“, sagte Medienhaus-Wien-Chef Kaltenbrunner

Zufriedene nutzen Nachrichten häufiger

Rund die Hälfte der Befragten informiert sich laut Studie mehrmals täglich in Medien über die aktuelle Lage. Ein Viertel tut das einmal täglich. Neun Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sehr häufig keine Nachrichten lesen, hören oder sehen möchten. Weitere 15 Prozent meinten, „häufig“ Nachrichten zu meiden, 50 Prozent „gelegentlich“. Als Gründe wurden von den Befragten etwa die Fülle an negativen Nachrichten genannt, die das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen würde.

Speziell überzeugte Wählerinnen und Wähler – das sind 60 Prozent der Befragten – prüfen mehrmals täglich die Nachrichtenlage (61 Prozent), während das bei überzeugten Nichtwählern – das sind sieben Prozent – weit seltener vorkommt (15 Prozent). Mit der Demokratie in Österreich zeigen sich acht Prozent sehr zufrieden, weitere 44 Prozent eher zufrieden. Zufriedene halten sich häufiger auf dem neuesten Nachrichtenstand.

Presse vor dem Bundeskanzleramt in Wien
APA/HERBERT NEUBAUER
Pressevertreter vor dem Bundeskanzleramt in Wien

ORF-TV wichtigste Nachrichtenquelle

Als wichtigste Nachrichtenquelle für die persönliche Informationsbeschaffung führten 31 Prozent der Befragten den TV-Auftritt des ORF an. Sechs Prozent nannten ServusTV, je vier Prozent den „Standard“ (Onlineausgabe), Ö3 und den ORF im Onlinebereich. Instagram, oe24.tv und die „Kronen Zeitung“ (Print) kamen auf je drei Prozent.