Kultur

Fastentuch sorgt für Aufregung

Das Fastentuch in der Michaelerkirche in der Wiener Innenstadt scheidet derzeit die Geister. Es besteht aus zwanzig verbrannten Baumwolltüchern und soll den Zustand der Welt widerspiegeln. Gestaltet wurde es vom Tiroler Künstler Jakob Kirchmayr.

Das Fastentuch besteht aus mehr als 140 Quadratmeter Baumwollstoffen, die unter anderem abgebrannt, geräuchert und dem Regen ausgesetzt worden sind. „Die globale Zerstörung der Natur ist grauenhaft, grauenhaft sind aber auch die aktuellen Kriegsgeschehnisse. Es gibt wahnsinnig viel Unrecht, und all dies hat Einfluss auf die Gestaltung des Fastentuchs“, so Kirchmayr im „Wien heute“-Interview.

Fastentuch Michaelerkirche 2024
ORF
Kunstwerk in Übergröße, das Fastentuch misst sechs mal zwölf Meter

Der Künstler hat die abgebrannten Tücher gemeinsam mit Flüchtlingen zu einer großen Einheit in über 100 Stunden zusammengenäht. Laut Angaben des Galeristen Ernst Gilger wurden dabei mehr als 600 Meter Garn verwendet. Das Werk ist sechs mal zwölf Meter groß, was das Format von Kirchmayrs bisher größten Werken um das Fünffache überschreitet.

„Fastentuch ist heuer katastrophal“

Um das Kunstwerk in Übergröße sehen zu können sind manche Besucherinnen und Besucher sogar extra in die Kirche gekommen. „Wir waren immer Fastentuch anders gewohnt, und das ist heuer katastrophal, aber es ist so, die Welt ist so“, sagte eine Besucherin nach der Sonntagsmesse, ein anderer zeigte sich begeistert: „Was drückt unsere Zeit besser aus als Zerstörung, Vernichtung (…) Ich finds fantastisch“.

Reaktionen auf Fastentuch in Michaelerkirche

Das Fastentuch in der Michaelerkirche in der Wiener Innenstadt scheidet derzeit die Geister. Es besteht aus zwanzig verbrannten Baumwolltüchern und soll den Zustand der Welt widerspiegeln. Gestaltet wurde es vom Tiroler Künstler Jakob Kirchmayr.

Verzicht statt Überfluss

„Hier der Standort der Kirche am Beginn der Wiener Luxusmeile ist für mich perfekt geeignet, um sich mit dem Thema Verzicht auseinanderzusetzen“, so der Künstler, der seine Werke auch schon auf Kunstmessen in den USA ausgestellt hat. Der Pfarrmoderator der Kirche, Erhard Rauch, versteht das Werk auch als Solidaritätsbekundung und sieht darin ein Spiegelbild unserer Zeit: „Das ist Slum, das ist Krieg, und es gibt Leute, die wohnen so auch, und das sollte uns auch ein bisschen bewusst werden. Die müssen fasten, wir dürfen es.“