Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Russische Antikriegsdemo in Wien

Etwa 250 Personen haben laut der Initiative „Russians against war“ am Samstag in Wien gegen den Angriffskrieg in der Ukraine demonstriert. Es handelte sich um die bisher größte Antikriegsmanifestation der russischen Community in Österreich.

„Wir demonstrieren heute, wie bereits auch vor zwei Jahren und vor einem Jahr, gegen die Entscheidung der russischen Regierung, bringen unsere Solidarität mit allen Opfern des Kriegs zum Ausdruck und sind gemeinsam an diesem Trauertag hier“, sagte eine der Organisatorinnen der Demonstration auf dem Michaelerplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk. Sie ersuchte aus Angst vor möglichen Repressalien gegen Verwandte in Russland, namentlich nicht genannt zu werden.

Empfehlung, die Gesichter zu verhüllen

Bereits im Vorfeld hatten die Organisatoren von „Russians against war“ intern auf das Risiko einer Strafverfolgung in Russland im Zusammenhang mit Antikriegsslogans hingewiesen und exponierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter anderem empfohlen, ihre Gesichter teils zu verhüllen. Nach der Ermordung eines russischen Überläufers in Spanien gebe es auch unter Russen in Österreich die Angst, dass sich Derartiges auch in Wien wiederholen könnte, versicherte ein maskierter Demonstrationsteilnehmer.

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Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
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Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
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Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
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Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
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Demonstrierende auf dem Michaelerplatz
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Verwüstete Städte, Hunderttausende Tote und Folter in der Ukraine würden auch in Russland die Menschen nicht kaltlassen, erklärte eine weitere Organisatorin. „Nur ist es in Russland derzeit nicht möglich, darüber frei zu sprechen: Jeder wird verfolgt, der öffentlich seine Meinung (gegen den Krieg, Anm.) sagt“, sagte sie.

Auch Schicksal von Nawalny Thema

Die Demonstrantinnen und Demonstranten in Wien ließen unterdessen an ihrer Haltung auch in der Öffentlichkeit keinen Zweifel: Skandiert wurde „Stoppt die russische Aggression“, „Putin nach Den Haag“ und „Putin ist ein Mörder“. Neben kämpferischen Tönen war auch von Trauer die Rede, einige Demonstrantinnen weinten.

Gerufen wurde zudem „Russland wird frei sein“, ein insbesondere auch von Alexej Nawalny verwendeter Slogan. Das Schicksal des Oppositionspolitikers wurde auf Plakaten vereinzelt thematisiert: So war etwa davon die Rede, dass Putin seinen Leichnam an Nawalnys Mutter übergeben solle – was in der Zwischenzeit passiert ist.

Politologe: „Wichtiges Zeichen für Europa“

„Diese Demonstrationen, insbesondere wenn sie in vielen Städten Europas stattfinden, zeigen, dass diese Russen außerhalb Russlands ein Teil der russischen Politlandschaft geblieben sind“, erklärte der prominente russische Politologe Kirill Rogow der APA am Rande der Veranstaltung. Er bezeichnete die Kundgebungen als „wichtiges Zeichen für Europa“. Rogow ist seit März 2022 am Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien tätig, in Russland selbst wurde er vom Justizministerium als „ausländischer Agent“ stigmatisiert.

Rund 2.000 Personen bei „Marsch des Lichts“

Auch Ukrainerinnen und Ukrainer in Österreich haben am Samstagabend mit einer Großkundgebung in Wien des zweiten Jahrestags der russischen Aggression gegen ihr Land gedacht. Nach Kundgebungen auf dem Heldenplatz und vor dem Parlament zogen laut Polizeiangaben 2.000 Personen in einem „Marsch des Lichts“ zum Karlsplatz. In Wien und Salzburg wurde zudem für Frieden gebetet – mehr dazu in news.ORF.at.