Wissenschaft

Teilzeit-Professur für Florian Krammer in Wien

Der renommierte Virologe Florian Krammer kehrt teilweise nach Wien zurück. Er übernimmt neben seiner Professur an der Icahn School of Medicine in New York eine Teilzeit-Professur an der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien). Zudem startet er ein neues Institut.

Krammer ist ab März an derMedUni Wien tätig. Er wird Professor für Infektionsmedizin und baut eine neue Forschungsgruppe und ein Labor auf. „Es ist eine interessante Option, auch in Österreich Forschung zu betreiben“, so Krammer: „Es ist aber nicht so, dass ich jetzt die USA verlasse.“ Zu 80 Prozent wird Krammer weiter in New York tätig sein, bei seinem Engagement in Wien handelt es sich um eine 20-Prozent-Stelle.

Leitung eines neuen Ludwig-Boltzmann-Instituts

Darüber hinaus startet Krammer, der im Zuge der Covid-19-Pandemie zu einem prominenten Kommunikator wurde, ein neues Institut zur „Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge“. Das Ludwig-Boltzmann-Institut wird am Montag zusammen mit weiteren neuen Einrichtungen in einem Pressegespräch vorgestellt. Krammer wird hier voraussichtlich Mitte 2025 als Leiter starten.

Florian Krammer
MedUni Wien/feelimage
Ab März arbeitet Krammer an der MedUni Wien

Schon jetzt unterhalte er zahlreiche Forschungskooperationen mit Partnern aus Wien, Graz oder Innsbruck bzw. in Norwegen, Deutschland oder den Niederlanden. Inhaltlich will sich Krammer auch mit hierzulande relevanten Krankheitserregern wie dem Hantavirus oder Vogelgrippe-Viren beschäftigen, „die in Österreich auch regelmäßig detektiert werden“. Er wolle eine weitere Brücke zwischen der US-Forschung und der Austro-Wissenschaftscommunity schlagen, so der Forscher, der auf mehrere internationale Beispiele verwies, in denen transatlantisch verteilte Engagements sehr gut funktionieren.

Studium an Uni für Bodenkultur in Wien

Krammer wurde am 17. Dezember 1982 in Voitsberg in der Steiermark geboren und wuchs in Pack auf. Er besuchte das Bundesrealgymnasium im steirischen Köflach und studierte Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien, wo er sich im Bereich der angewandten Virologie spezialisierte. 2010 schloss er das Studium dort ab. Als Post-Doc heuerte Krammer in der Abteilung für Mikrobiologie der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus beim ebenfalls aus Österreich stammenden Virologen Peter Palese an.

Seit damals konzentriert er sich u.a. auf die Entwicklung eines Influenza-Impfstoffes, der möglichst gegen alle Grippeviren-Stämme wirken soll und bereits in klinischen Versuchen getestet wird. Dafür erhielt er im Jahr 2019 von der US-Gesundheitsbehörde (National Institutes of Health – NIH) eine Forschungsförderung in der Höhe von 132 Millionen Dollar (rund 122 Millionen Euro).

Professor für Vakzinologie am Mount Sinai Krankenhaus

Seit 2019 ist Krammer auch Professor für Vakzinologie am Mount Sinai Krankenhaus, wo er das „Sinai-Emory Multi-Institutional Collaborative Influenza Vaccine Innovation Center“ (SEM-CIVIC) leitet. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der Wissenschafter, der über 100 Fachartikel publizierte, und in den Veröffentlichungsprozess von vielen Fachmagazinen involviert ist, vor allem durch sein mediales Engagement während der Pandemie.

Als Wissenschaftskommunikator hatte sich Krammer bereits vor SARS-CoV-2 vor allem auf X (Twitter) engagiert. Mit Beginn der Pandemie ging seine Follower-Zahl dort von zuerst rund 2.000 Followern steil hinauf. Momentan folgen ihm über 340.000 Menschen auf X.

Covid-19-Impfstoff mitentwickelt

Bereits kurz nach dem Auftreten des neuen Virus Anfang 2020 stellte Krammer und sein Team einen Test vor, mit dem Antikörper im Blut nachgewiesen werden konnten. In der Folge lieferte der Virologe zahlreiche viel beachtete Beiträge zur Erforschung von SARS-CoV-2 sowie zur Entwicklung und Wirksamkeit von Impfstoffen in bedeutenden Fachzeitschriften.

Zusammen mit Palese und Kollegen entwickelte er auch ein besonders günstiges Covid-19-Vakzin („NDV-HXP-S“), das momentan erprobt wird, in Thailand bereits zugelassen ist und in Mexiko vor der Zulassung steht. In den USA ist Krammer auch federführend in einem Fachgremium tätig, das neu auftretende Varianten des Erregers bewertet.

Er habe immer, auch bei seinen zahlreichen Medienauftritten versucht, „viel unabhängige Info zu bieten“, die Sachlage unaufgeregt auf eine Weise zu schildern, die auch „meine Großeltern verstehen“, sagte Krammer einmal. Wichtig war für ihn auch, „nicht Wasser zu predigen und Wein zu trinken“. Er habe sich daher rasch im Zuge einer Studie impfen lassen und darüber gesprochen, um Menschen die Angst zu nehmen.