„Als eine von wenigen Künstlerinnen hat sie es geschafft, dass man sie hierzulande respektvoll ‚die‘ nennt: Erika Pluhar, ‚die‘ Pluhar nämlich“, würdigt das Metro Kinokulturhaus die Jubilarin. „Eine, die auch in politischen Fragen ihren Mund aufmacht und ganz klar Position bezieht, weshalb sie auch als moralische Instanz gilt.“ Ihre Filme sind bis 10. April im Metro Kinokulturhaus zu sehen.
Schauspielkarriere am Burgtheater
Erika Pluhar wurde am 28. Februar 1939 in Wien geboren. Ihre Schauspielkarriere führte sie zunächst vom Max Reinhardt-Seminar zum Burgtheater. Große Erfolge feierte sie etwa mit dem szenischen Monolog „Eine gebrochene Frau“ (1982) nach Simone de Beauvoir und in der Hauptrolle von Lars Noréns „Dämonen“ (1985). Mit ihrem 60. Geburtstag verließ Pluhar das Burgtheater mit den Worten „Ich wünsche diesem Theater das Beste. Lebt wohl.“
Sendungshinweis
- „Im Gespräch“ mit Erika Pluhar, 1. März 2024, 16.05 Uhr auf Ö1
- „Orte der Kindheit“, 3. März 2024, 9.05 Uhr auf ORF 2
Mitte der 70-er Jahre begann Pluhar auch eine Karriere als Chansonsängerin. Zu Beginn sang sie dabei vor allem Lieder ihres zweiten Ehemanns, Andre Heller, danach fing sie an, auch eigene Lieder zu schreiben. Musikalisch arbeitete Erika Pluhar vor allem eng mit dem gebürtigen Bulgaren Peter Marinoff, dem portugiesischen Komponisten und Pianisten Antonio D’Almeida und dem österreichischen Gitarristen und Komponisten Klaus Trabitsch zusammen.
Pluhars Karriere auf der Kinoleinwand
Das Verlassen des Burgtheaters bedeutete für Pluhar keineswegs die Abkehr von der Schauspielerei. Schon bald eroberte sie auch die Kinoleinwand. Der große Durchbruch gelang 1968 in Helmut Käutners Verfilmung von „Bel ami“. Ab da bekam sie sogar Angebote von Hollywood, von denen sie jedoch zwei ausgeschlagen haben soll.
Stattdessen begann sie, als Drehbuchautorin und Regisseurin zu arbeiten. Mit dem TV-Streifen „Marafona – Ein Film über das Lieben“, bei dem sie für Buch und Regie verantwortlich war, debütierte sie 2001 auch als Co-Produzentin. Mit ihrem Enkel Ignaz drehte sie den Film „Sahara in mir“ über die erste Konfrontation des jungen Mannes mit seinen Wurzeln bei den Sahauris in der Westsahara. Danach folgten viele weitere Filme oder Dokumentationen.
Zahlreiche Bücher geschrieben
1981 begann Pluhars Karriere als Autorin. Nach Tagebuchaufzeichnungen und autobiografischen Büchern erschien 1999 der erste rein fiktive Roman, „Matildas Erfindungen“. In „Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?“ (2001) verarbeitete sie ebenso wie in „Anna – Eine Kindheit“ (2018) den frühen Tod ihrer an den Folgen eines Asthmaanfalls gestorbenen Tochter Anna. An die zwei Dutzend Bücher hat Erika Pluhar bisher geschrieben, zuletzt erzählte sie im Vorjahr in „Gitti“ die Kindheit der Schwester nach.
Mit der großformatigen Bildbiografie „Trotzdem“ gibt sie noch einmal Einblicke in ihren vielfältigen Lebensweg und zeigt bisher unbekannte Fotos aus ihrem Privatarchiv. Darin trennt sie ihre zahlreichen „Rollen“ in einzelne Kapitel auf und blickt – mit kurzen Texten aus Liedern und Notizen – hinter die Kulissen ihrer Zeit als Schauspielerin, Musikerin aber auch Privatperson. Vorangestellt ist – titelgebend – der Text des 1981 erschienenen Liedes „Trotzdem“.