Altes aufgeschlagenes Buch
Getty Images/Westend61
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Gesundheit

Arsen in Büchern: Bibliotheken alarmiert

Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) erlässt einen vorübergehenden Ausgabestopp für einige Bücher aus dem 19. Jahrhundert. Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge soll in einigen grünen Farbpigmenten Arsen enthalten sein. Auch weitere Wiener Bibliotheken sind alarmiert.

Vor einigen Tagen hatte die Universitätsbibliothek Bielefeld in Deutschland ihre Studierenden per Mail über möglicherweise arsenbelastete Bücher informiert. Konkret handelt es sich um Werke aus dem 19. Jahrhundert, bei deren Produktion mitunter Arsenverbindungen zum Einsatz gekommen sein könnten, erklärte die Universität. Erst seit Kurzem gebe es hierzu wissenschaftliche Erkenntnisse.

Das Arsen kann vor allem in grünen Farbstoffen vorkommen. Betroffen sind daher vermehrt Bücher mit grünen Einbänden, Buchschnitten oder Vorsatzblättern. Möglicherweise gefährlich könne das Einatmen von Staub aus betroffenen Büchern sein oder wenn etwa zum Umblättern der Seiten die Finger mit der Zunge angefeuchtet würden, hieß es in einem Beitrag über das Thema des deutschen Senders WDR. Aufgrund der möglichen Gesundheitsgefährdung wurden bei etlichen deutschen Bibliotheken betroffene Bücher und Zeitschriften vorübergehend aus dem Bestand genommen.

Nationalbibliothek testet betroffene Bücher

Auch in der ÖNB sei ein vorübergehender Ausgabestopp geplant, teilte Generaldirektorin Johanna Rachinger auf Anfrage von wien.ORF.at mit. Man habe sofort nach Bekanntwerden der neuen Erkenntnisse reagiert.

„Das bekannteste Pigment namens ‚Schweinfurtergrün‘ wurde ab 1882 in Deutschland verboten“, erklärte Rachinger. Es sei unter anderem zur Kolorierung von Buchschnitten verwendet worden. „Ab sofort werden keine Bücher, die einen grünen Buchschnitt aus dem 19. Jahrhundert aufweisen, ausgegeben, sondern zuvor im hauseigenen Institut für Restaurierung auf Arsen getestet.“

Es seien bereits erste Untersuchungen an einer kleinen Auswahl von Büchern angestellt worden. Die entsprechenden grünen Buchschnitte hätten bisher kein Arsen enthalten. Generell sei die Anzahl an Büchern mit grünem Buchschnitt in der Nationalbibliothek eher begrenzt, so Rachinger.

Auch Unibibliothek und Wienbibliothek sind alarmiert

Seitens der Bibliothek der Universität Wien hieß es auf ORF-Wien-Anfrage, dass man von dem Problem wisse und im Moment entsprechende Bücher prüfe. Grundsätzlich gebe es viele Bücher aus dem 19. Jahrhundert im Bestand, allerdings müsse erst geprüft werden, wie viele tatsächlich die grünen Farbstoffe enthalten.

Die Wienbibliothek im Rathaus war sich des Problems bisher nicht bewusst, man werde allerdings mit erhöhter Vorsicht an die Sache herangehen. „Entsprechende Objekte werden wir der Restaurierung übergeben. Mögliche Interessierte werden wir selbstverständlich auf das Problem hinweisen“, hieß es seitens der Wienbibliothek. Viele Werke seien ohnedies digital vorhanden, worauf man die Besucherinnen und Besucher auch aufmerksam machen werde. Man gehe aber ebenfalls nur von einem geringen Anteil an betroffenen Büchern aus.