Bezirksinspektor Manuel Leitner und Major Florian Finda im Rahmen der Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Wien nach mehrfachen sexuellen Missbrauch einer Unmündigen
APA/Eva Manhart
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Chronik

Zwölfjährige missbraucht: 17 Beschuldigte

Die Wiener Polizei hat im Fall des mutmaßlichen schweren sexuellen Missbrauchs einer Zwölfjährigen im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag weitere Details bekanntgegeben: 17 Personen gelten als tatverdächtig, zwei davon sind noch unbekannt.

Unter den Verdächtigen sind zwölf Burschen im Alter zwischen 14 und 17 und ein junger Mann im Alter von 19. Zwei Verdächtige sind noch keine 14 Jahre alt, somit nicht strafmündig und können daher nicht strafrechtlich belangt werden.

Die Beschuldigten und das Opfer hatten einander über einen der Verdächtigen kennengelernt, mit dem die damals Zwölfjährige zunächst Zärtlichkeiten ausgetauscht haben soll. Über diesen kam das Mädchen in Kontakt zu den weiteren Burschen, die einander alle aus Parkanlagen in Favoriten kannten.

Zwölfjährige missbraucht: 17 Beschuldigte

Die Wiener Polizei hat im Fall des mutmaßlichen schweren sexuellen Missbrauchs einer Zwölfjährigen im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag weitere Details bekanntgegeben: 17 Personen gelten als tatverdächtig, zwei davon sind noch unbekannt.

Hotelzimmer für Missbrauch angemietet

In weiterer Folge kam es zu Übergriffen, wobei sich diese auf einen Zeitraum zwischen Februar und Juni 2023 erstreckten und in Parks, Stiegenhäusern, Toiletteanlagen und Garagen im zehnten Bezirk – Wohnort des Mädchens und der meisten Verdächtigen – stattgefunden haben sollen. In einem Fall wurde auch ein Hotelzimmer angemietet und das Mädchen laut Polizei von mehreren Burschen missbraucht.

Im April sei das Mädchen von einem 16 Jahre alten, aus Syrien stammenden Jugendlichen mit körperlicher Gewalt zur Duldung geschlechtlicher Handlungen gezwungen worden, berichtete Florian Finda, stellvertretender Leiter des mit den Ermittlungen betrauten LKA Süd. Ob es sich dabei um eine Vergewaltigung oder ein anderes Missbrauchsdelikt handelte, „obliegt der rechtlichen Beurteilung der Staatsanwaltschaft“, sagte Finda.

In der Pressekonferenz war vom Verdacht auf schweren sexuellen Missbrauch einer Unmündigen (Paragraf 206 StGB) sowie der Herstellung von sexualbezogenem Missbrauchsmaterial eines Kindes im Sinn des Paragrafen 207a StGB die Rede. Laut den Angaben hatten die Täter die inkriminierten Handlungen teilweise gefilmt und einander über soziale Netzwerke bzw. WhatsApp-Chats zugeschickt. Einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde das Material laut Polizei nicht.

Verdächtige zum Teil bereits vorbestraft

Das betroffene Mädchen ist inzwischen 13 Jahre alt und österreichische Staatsbürgerin. Sie hatte im Oktober in Begleitung ihrer Mutter und ihres festen, 13 Jahre alten Freundes eine Polizeiinspektion aufgesucht und von den zahlreichen Übergriffen berichtet. Es wurde eine Opferschutzeinrichtung beigezogen und in weiterer Folge Anzeige erstattet.

Die Beschuldigten weisen unterschiedliche Nationalitäten auf. Laut Polizei handelt es sich um österreichische, syrische, türkische, nordmazedonische, italienische, bulgarische und serbische Staatsangehörige. Die Verdächtigen sollen teilweise schon Vorstrafen haben. In Bezug auf die Missbrauchshandlungen befindet sich aktuell keiner von ihnen in U-Haft.

Mädchen wird psychologisch betreut

Am 29. Februar wurden die 13 namentlich bekannten strafmündigen Verdächtigen gleichzeitig zur Vernehmung gebracht, „um keine Absprachen zu ermöglichen“, wie Finda sagte. Die Beschuldigten zeigten sich dabei nur teilweise geständig bzw. leugneten die Taten. Ein Bursch soll nicht mit der Polizei kooperiert haben – er wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt vorübergehend festgenommen.

Das Mädchen wird von einer Opferschutzeinrichtung und auch psychologisch betreut. Die damals Zwölfjährige hatte im vergangenen Frühjahr regelmäßig die Schule geschwänzt und sich mit den Tatverdächtigen getroffen – meistens offenbar einzeln. Diese hätten das Mädchen „zu sexuellen Handlungen verleitet“ und dabei „unter Druck gesetzt“, berichtete Ermittlungsleiter Finda. Die Zwölfjährige habe „keinen Ausweg gesehen und nachgegeben“.

Staatsanwaltschaft will Handyauswertungen abwarten

Ob das Mädchen auch mit aufgenommenem und abgespeichertem Filmmaterial erpresst wurde, konnte die Polizei nicht ausschließen. Die Mobiltelefone der Beschuldigten seien sichergestellt worden. „Die Auswertung ist noch nicht erfolgt, unsere Forensiker sind dran“, teilte Ermittlungsleiter Finda dazu mit. Die Polizei schloss nach derzeitigem Ermittlungsstand aus, dass es nach Erstatten der Anzeige weitere Übergriffe auf das Mädchen gab.

Auf die Frage, wann mit dem Einbringen einer Anklage zu rechnen sei, verwies die Staatsanwaltschaft auf die noch nicht abgeschlossenen Handyauswertungen. „Das warten wir auf jeden Fall noch ab“, meinte Behördensprecherin Nina Bussek. In diesem Fall ist aus strafprozessualer Sicht keine Eile geboten, da keine Haftfristen zu beachten sind.