Chronik

Mann bestellt im Gefängnis Diamanten: Freispruch

Mit einem Freispruch ist am Wiener Landesgericht der Betrugsprozess gegen einen vorbestraften Mann zu Ende gegangen, der in der Haft Diamanten im Wert von 2,5 Millionen Euro bestellt und eine Chartermaschine für einen Wochenendtrip bestellt hatte. Bezahlt wurde weder das eine noch das andere.

Ein Schöffensenat kam allerdings zum Schluss, beim Angeklagten sei keine Bereicherungsabsicht vorgelegen. Der Angeklagte habe schlicht probiert, ob er die Diamanten ohne Bezahlung bekomme, stellte der Senat fest. Ähnliches gelte für den bestellten Flug. Folglich könne nicht festgestellt werden, dass es dem 40-Jährigen darauf ankam, sich durch die wiederkehrende Begehung von schweren Betrügereien ein nicht bloß geringfügiges fortlaufendes Einkommen zu verschaffen.

Ausschlaggebend für die Handlungen, die der 40-Jährige setzte, waren nach Ansicht des Gerichts bei diesem gutachterlich festgestellte narzisstische Persönlichkeitszüge. „Er wollte sich in einer anderen Welt, nämlich in der der Schönen und Reichen bewegen, um über sein eigentliches Versagen hinwegzutäuschen“, hieß es in der vor Kurzem getroffenen schriftlichen Gerichtsentscheidung, die der APA vorliegt.

Angeklagter wollte sich inszenieren

Dem 40-Jährigen gehe es darum, „sich selbst als grandios, besonders und letztlich als reichen Mann darzustellen“. Ihm sei klar gewesen, dass er weder die Diamanten noch den Flug je bezahlen hätten können, er habe den Flug auch gar nicht antreten wollen: „Er wollte sich lediglich inszenieren.“

Der Mann war zuletzt im Jänner 2021 wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu einer dreijährigen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Im Dezember 2021 schrieb er in seiner Zelle einem Wiener Juwelier eine E-Mail und interessierte sich für Diamanten. Nachdem der Geschäftsinhaber eine Weile nichts mehr gehört hatte, erhielt er im Oktober 2022 eine neuerliche E-Mail, wobei der Angeklagte erklärte, er habe sich nicht mehr um die Diamanten kümmern können, wolle den Deal aber jetzt finalisieren.

Geschäfte während des Freiganges

Tatsächlich nutzte der 40-Jährige ein paar Wochen später einen Freigang, um in das Juweliergeschäft zu gehen und sich zwei Diamanten auszusuchen, die – wie er vorgab – für seine Freundin bestimmt seien. Er gab sich in dem Geschäft als Bitcoin-Millionär aus – dabei blieb er auch in seiner Hauptverhandlung, wo er sich als Bitcoin-Trader ausgab und behauptete, auf seinem Konto würde ein Vermögen von vier bis 4,5 Millionen Euro liegen.

Bis April 2023 saß der 40-Jährige seine letzte Haftstrafe ab, danach befand er sich aufgrund der Diamanten in U-Haft, die Hauptverhandlung am Landesgericht hatte im November begonnen und war mehrfach vertagt worden. Mit dem nunmehrigen rechtskräftigen Freispruch öffneten sich für ihn wieder die Gefängnistore. Sein Anwalt hofft, dass der 40-Jährige diese nie wieder von innen zu Gesicht bekommen wird, wie dieser der APA versicherte.