Fahrradboten bei Warnstreik
APA/Eva Manhart
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Wirtschaft

Fahrradboten mit zweistündigem Warnstreik

Die Fahrradboten und Essenszusteller wollen heute mit zweistündigen Warnstreiks Druck bei den stockenden Lohnverhandlungen machen. Der Streik findet bei Lieferando und Foodora statt.

Nach vier Verhandlungsrunden lag das Angebot der Arbeitgeber zuletzt bei 5,8 Prozent. Die Gewerkschaft vida fordert zumindest die Abdeckung der rollierenden Inflation in Höhe von 8,7 Prozent. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen geht es um die Lohnerhöhung für rund 1.500 Essenszusteller und Fahrradboten und -botinnen. Insgesamt gibt es rund 4.000 Zustellerinnen und Zusteller, die meisten seien aber freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer.

„Die geforderte Erhöhung um 8,7 Prozent würden alleine die reinen Personalkosten arbeitgeberseitig auf stattliche 19 Euro pro Stunde treiben“, argumentierte Lieferando dagegen. „Die dafür nötigen Preisaufschläge würden Kunden nicht mitgehen, kann sich niemand leisten.“

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Fahrradboten bei Warnstreik
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Fahrradboten bei Warnstreik
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Fahrradboten bei Warnstreik
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Fahrradboten bei Warnstreik
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Fahrradboten mit Plakat bei Warnstreik
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Fahrradboten bei Warnstreik
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Foodora will „raschen Kompromiss“

„Sie haben uns keine Wahl gelassen. Die Arbeitgeber haben sich keinen Millimeter Richtung volle Inflationsabgeltung bewegt“, argumentierte Toni Pravdic, KV-Verhandlungsleiter der Gewerkschaft vida, den Warnstreik. Man wolle weiterverhandeln. „Es geht hier um Lohnerhöhungen für Beschäftigte in einer Niedrigentlohner-Branche. Die Arbeitgeber wollen ihnen bei einem Einkommen von 1.730 Euro brutto im Monat bei einer 40-Stunden-Woche keine Inflationsabgeltung gönnen. Wir fordern mehr Wertschätzung für die Arbeit der Rider und das muss sich natürlich auch auf dem Konto sichtbar widerspiegeln“, so Pravdic.

„Die genannten Verhandlungen beziehen sich auf die Gruppe der echten Dienstnehmer“, hieß es von Foodora. Es gebe aber auch viele freie Dienstnehmer, die sich bewusst so entscheiden würden. Man habe Inputs in die Verhandlungen gebracht, sei aber kein tatsächlicher Verhandlungspartner. „Im Sinne aller Beteiligten wünschen wir uns einen raschen und für beide Seiten tragbaren Kompromiss, den auch wir selbstverständlich mittragen werden.“ Freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer seien kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert und verdienten im Durchschnitt 13,20 Euro pro Stunde.

Betriebsrat: „Geht um ein Leben in Würde“

„Leistung bei jedem Wetter und hoher körperlicher Anstrengung sollte sich lohnen und darf nicht zu Armut und verzweifelten Lagen führen", hieß es von Fabian Warzilek, Betriebsratsvorsitzender bei Lieferando und Mitglied des vida-KV-Verhandlungsteams. Wie soll man nach zwei Jahren extremer Teuerung noch seine laufenden Rechnungen für Energie, Wohnen und Lebensmittel begleichen können, wenn man die Teuerung nicht abgegolten bekommt?“, fragte er. „Hier geht es nicht um die Anhebung von Luxusgagen, sondern um ein Leben in Würde und ohne Schulden.“ Sollten die Arbeitgeber keine Einsicht zeigen, sei eine Fortsetzung und Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen.

Die Lieferfirmen – Töchter großer internationaler Konzerne – fordern auch „zuerst faire Wettbewerbsbedingungen durch vergleichbare Beschäftigungsmodelle für vergleichbare Arbeit bei vergleichbaren Anbietern“, wie es Lieferando formulierte. „Sonst führen einseitige Erhöhungen zu noch mehr freien Dienstnehmern in prekären Verhältnissen, auch zulasten der Sozialsysteme und Steuerzahler.“